Auch die Waschweiber hatten viel zu tun – und wohl auch etwas «z schnädere». / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Trubschachen: Längst nicht nur Zimmerleute, sondern mehr als 20 Handwerkerinnen und Handwerker zeigten im und ums Heimatmuseum einem staunenden Publikum ihre alten Techniken.
Das Heimatmuseum Trubschachen, betreut durch die Stiftung Hasenlehn, zeigt im Stöckli aus dem 18. Jahrhundert auf lebendige Art, wie man zu Gotthelfs Zeiten gelebt und gewohnt hat. Am vergangenen Sonntag belebten eine Reihe von Menschen das Museum und das Gelände darum herum. Sie zeigten, wie die Bewohner von früher ihre Alltagsbedürfnisse abgedeckt und auch schon ein wenig Luxus gepflegt haben.
Alle Sinne kamen auf ihre Rechnung. Zu sehen gab es vielerlei; die Hammerschläge des Hufschmieds, das Knattern der Dengelmaschine und der hundertjährigen Stammsäge, aber auch gemütliche Örgeliklänge tönten über das Areal, die Nase wurde durch den Geruch des verbrannten Hufs aus der mobilen Schmiede gereizt, und der Geschmacksinn mit salzigen und süssen Spezialitäten aus der Region befriedigt. Und der Tastsinn? Vieles lockte zum Anfassen. Beim Löffelschnitzer oder beim Drechslen wurden die Gäste gar aufgefordert, die fertigen Kunstwerke zu berühren.
«Läbigs Handwärch» war das Motto des Anlasses. Ja, die Techniken leben durch die Menschen, die sie noch beherrschen. Die Traditionen werden gepflegt, damit sie nicht vergessen gehen. Immer wieder müssen die Fertigkeiten an die nächste Generation weitergegeben und dann geübt werden, stundenlang, jahrelang. Wer kann heute noch von Hand aus Flachsfasern einen gleichmässig dünnen Faden spinnen, aus Weidenruten einen Henkelkorb flechten, einen Nagel schmieden oder gar zwei Seilenden zusammenspleissen?
«I wiu der ds Gurrli fiegge!»
Manches kunstvolle Handwerk ist fast vollständig aus dem Alltag verschwunden. Wer weiss noch, was beim Filoschieren, Glanderieren oder Gofferieren passiert? «Wir arbeiten für ein kleines Publikum», meint eine der textilen Handwerkerinnen, «vor allem für die Leute, die noch Trachten tragen und auf Echtheit Wert legen». Anders tönt es beim Schindelmacher: «Schindeln sind wieder gefragt, vor allem für Fassaden, dies sogar bei modernen Bauten, wie sie heutzutage auch aus Holz entstehen.» Die Vorzüge eines Schindeldaches spürt auch der Schuhmacher, der sich in der Dachkammer des Heimatmuseums in der dortigen Werkstatt eingerichtet hat. Hier herrscht trotz des glutheissen Wetters ein angenehmes Klima.
Ein Stockwerk tiefer sind zwei Frauen mit Glanderieren beschäftigt. Sie reiben eine frisch gewaschene Trachtenschürze mit Wachs ein. «Damit sie wasserfest wird und schmutzabweisend, denn man hat früher nur zweimal im Jahr gewaschen», sagt die eine. Die andere hantiert mit einer seltsamen Einrichtung, die beweglich an der Decke montiert ist. Zuvorderst ist ein scheibenförmiger, gegossener Glasklotz eingeklemmt. «Das ist das Gurrli, mit dem reibe ich das Wachs tief ins Gewebe hinein.» Nun versteht man die Redensart «ds Gurrli fiegge». Auch «öppere verrätsche» oder «öppere verhächle» haben einen handwerklichen Ursprung.
Durch den Teuchel floss das Wasser
Vor dem Museum wird gezeigt, wie man früher hölzerne Wasserleitungen baute. Mit einem langen Handbohrer, dem Teuchelbohrer, werden zwei bis drei Meter lange Stämmchen der Länge nach durchbohrt. Die grosse Kunst besteht im Zusammenfügen, sodass kein Wasser verloren geht.
Ein Pferd, angebunden am Laternenpfahl, wartet geduldig, bis der Hufschmied die Eisen gewärmt und angepasst hat. «Heute habe ich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder ein Hufeisen von Grund auf selber geschmiedet», meint der Schmied aus der Gohl. Im Laufe des Tages wechselt er beim 28-jährigen Braunen alle vier Eisen aus. «Heutzutage kommt das Pferd nicht mehr in die Schmiede zum Beschlagen, der Schmied geht zum Pferd nach Hause. Deshalb brauche ich mobiles Gerät.»
Fleissig tragen die jungen Waschweiber («geübt haben wir nicht lange; wir machen learning by doing!») nasse Kleidungsstücke, die sie im Waschhafen gekocht, auf dem Waschbrett gerieben und im Holzeimer gespült haben, zur gespannten Wäscheleine. Ein Feldmauser in Vollausrüstung verkauft Festabzeichen, und die Präsidentin der Stiftung zieht – als Scherenschleiferin verkleidet – ihren Leiterwagen durch die heiter gestimmte Besucherschar.
Vom Handwerk zum «Fusswerk»: Im alten Sprützehüsli kann auf einem Fahrrad ein Mahlwerk in Gang gesetzt werden. Wer über genügend Ausdauer verfügt und das Schwitzen nicht scheut, darf einige hundert Gramm Dinkelmehl nach Hause tragen. Unermüdlich melden sich auch Kinder zum Pedalen, nachdem sie zum Teil schon vorher im Sägemehlring des Schwingklubs Trub ihre Muskeln betätigt haben. Bei so viel Einsatz darf die Stiftung Hasenlehn frohgemut in die Zukunft blicken.