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Man muss es mal gut sein lassen

Bei einem Gespräch kürzlich mit Gott fragte ich ihn: «Du, weshalb eigentlich hast du die Welt nicht perfekt geschaffen? Erdbeben und Vulkanausbrüche, Wüsten, in denen man nicht leben kann – und von der Psyche von uns Menschen ganz zu schweigen. Findest du, das sei gut so?» Er räusperte sich und meinte: «Tja, natürlich hätte ich das eine oder andere noch perfektionieren können. Zum Beispiel das Phänomen der Zeit oder auch die Naturkonstanten. Aber so nach sechs Tagen sagte ich mir: Man muss es auch mal gut sein lassen. Und es ist gut, findest du nicht?» «Doch, doch, ich will nicht jammern, es gibt viel Gutes. Aber manchmal habe ich das Gefühl, das Schlechte nimmt Überhand. Man kann sich alle Mühe geben – immer wieder passiert etwas, das man nicht wollte.» «Das ist nicht wahr. Wenn man sich Mühe gibt und Gutes tut, bewirkt das etwas. Vielleicht habt ihr Menschen einfach zu hohe Erwartungen. Man muss es mal gut sein lassen. Erst wenn man gar nichts mehr tut, nimmt das Schlechte Überhand.» Ich war nicht so ganz zufrieden mit dem Gespräch und ging in den Garten, um zu jäten. Unglaublich, wie das Unkraut wieder gewuchert hatte! Auch dort, wo ich vor einer Woche gejätet hatte, war es schon ­wieder nachgewachsen. Und ich merkte: Ich werde ja gar nie fertig! Und als ich nach einer Stunde das gröbste Unkraut beseitigt hatte, legte ich mich in den Liegestuhl und dachte: «Man muss es mal gut sein ­lassen.» Und freute mich über die Bienen und Schmetterling auf den Blumen – auch auf denen im Rasen. Das war letzte Woche. Und nun sitze ich im Büro und suche schon seit einer Stunde krampfhaft nach einer gute Pointe für diese «Auszeit» – und es will mir nichts in den Sinn kommen. Na, dann lasse ich es halt bleiben. Man muss es auch mal gut sein lassen.

17.08.2023 :: Samuel Burger