Die Langnauer wollen das Inforama Bäregg nicht hergeben

Die Langnauer wollen das Inforama Bäregg nicht hergeben
Der Gemeinderat Langnau hofft, dass das Inforama Emmental-Bäregg weiterhin Landwirtinnen und Landwirte willkommen heissen kann. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Langnau: Das Inforama Bäregg soll der Standortreduktion des Bildungs- und Beratungszen­trums für Landwirtschaft zum Opfer fallen. Der Gemeinderat Langnau wehrt sich dagegen.

Wenn es nach dem Willen des bernischen Regierungsrats geht, sollen die sieben Standorte des Bildungs- und Beratungszentrums für Landwirtschaft Inforama auf künftig drei Standorte konzentriert werden. Die Regierung hat ihre Nutzerstrategie Inforama vergangenen Mai zuhanden des Grossen Rats in diesem Sinn verabschiedet. Sie sieht vor, dass das Inforama seine Tätigkeiten auf die Standorte Rütti (Zollikofen), Berner Oberland (Hondrich) und Seeland (Ins) konzentriert. Die Standorte Oeschberg (Koppigen), Waldhof (Langenthal), Schwand (Münsingen) und Emmental (Bäregg) sollen mittelfristig aufgehoben werden. In der Region Emmental verbleiben sollen die Klassen im 1. und 2. Lehrjahr Landwirt/Landwirtin EFZ sowie die landwirtschaftliche Beratung. Ob und wie lange dies in den bisherigen Gebäuden möglich sei, hänge grundsätzlich von einer möglichen Folgenutzung der Gebäude und den Kosten für eine allfällige Zumiete ab. Damit verändere sich inhaltlich für die Landwirtschaft im Emmental kaum etwas. Was mit den Gebäuden nach einer Schliessung passiere, sei noch offen. So jedenfalls die Einschätzung aus der kantonalen Wirtschaft-, Energie- und Umweltdirektion.


Gemeinderat geht auf die Barrikaden

Der Langnauer Gemeinderat ist überzeugt, dass die vom Kanton geplante Konzentration, insbesondere am Inforama Rütti, ganzheitlich betrachtet deutlich teurer sein werde als die aktuelle Lösung. Nicht zuletzt, da am Standort Rütti grössere Investitionen notwendig seien. Die Zentralisierung in Zollikofen sei nicht nur aus landwirtschaftlicher, sondern auch aus verkehrstechnischen Überlegungen nicht sinnvoll. Aus Sicht der Gemeinde Langnau und der betroffenen Landwirtschaft des oberen Emmentals ginge erneut ein wichtiges Angebot verloren. Dies die wichtigsten Argumente des Gemeinderats in seinem Schreiben an den Regierungsrat.


Verlust an Standortattraktivität

Gemeindepräsident Walter Sutter ärgert sich. «Wir kämpfen an mehreren Fronten gegen den schleichenden Prozess der Zentralisierung und den Verlust an Standortattraktivität. Jetzt kommt, neben dem Berufsbildungszentrum Emme und dem Spitalstandort Langnau, wieder das Inforama aufs Tapet.» Der Standort Bäregg mit seinem Einzugsgebiet von rund 1500 Landwirtschaftsbetrieben sei für die Region von zentraler Bedeutung. «Als Landwirt mit Bäregg-Erfahrung», so Sutter, «erachte ich es als wichtig, dass hier Leute lehren und beraten, welche die bäuerlichen Besonderheiten vom hügeligen Teil des Emmentals dank ihrer Nähe zur Basis aus der Praxis kennen.»


Das ist noch nicht gegessen

In der Herbstsession kommt das Geschäft in den Grossen Rat. Eine dringliche Motion mit 36 Unterzeichnenden beauftragt den Regierungsrat, eine neue Vorlage zu unterbreiten. Darin soll die bewährte und dezen­trale Inforama-Struktur mit Ausbildungen und Beratungen an mehreren Standorten gesetzlich verankert werden. Er sei zuversichtlich, sagt der Langnauer Gemeindepräsident und SVP-Grossrat. Die Motion scheint ihm mehrheitsfähig. Das Ganze sei jedenfalls noch nicht gegessen.

17.08.2023 :: Daniel Schweizer (sdl)