Das Woodrock lebte nochmals auf – am Terrassenfest von Käpt’n Holger

Das Woodrock lebte nochmals auf – am Terrassenfest von Käpt’n Holger
Die damals sehr jungen, heute immer noch aktiven Tomazobi 2008 am Woodrock-Festival. / Bild: zvg
Langnau/Waldhäusern: Der Spirit des Woodrock lebt – auch zehn Jahre nach der letzten Austragung auf Waldhäusern. Dies kam am Gartenfest im Käpt’n Holger deutlich zum Ausdruck.

Wie viele der heute zahlreichen Musikschaffenden aus dem Emmental durch das legendäre Woodrock-Festival dazu inspiriert wurden, selber coole Gitarren-Riffs zu kreieren, in die Tasten zu hauen oder Drum-Felle zu bearbeiten? Wir wissen es nicht. Aber eines ist auch zehn Jahre nach dem letzten Woodrock klar: Sein Spirit lebt.

Vor 30 Jahren fand Woodrock zum ersten Mal statt. Die beiden Gründer – so die Legende – hatten die Absicht, für ihre eigene Band, die kaum ein Veranstalter buchen wollte, selber eine Auftrittsmöglichkeit vor grossem Publikum zu schaffen. Im ersten Jahr besuchten dann gut 150 Nasen das Festival. Mitten im Wald gelegen, liebevoll dekoriert und mit tollem Programm bestückt, lockte es danach 20 Jahre lang ein buntes und treues Publikum auf Waldhäusern/Moosegg. Jahr für Jahr wurden es mehr, die den einzigartigen Woodrock-Spirit mit Musik, Bier, Hanf und Pilzen feierten. In dieser Zeit erwies die gesamte helvetische Rockprominenz neben vielen regionalen und lokalen Bands dem Woodrock-Festival die Ehre. Zahlreiche Newcomer wie die blutjungen Bieler «Pegasus» oder die Luzerner «Hecht» lancierten unter anderem beim Woodrock ihre spätere Karriere.


Das grandiose Finale

Das Festival, das all die Jahre ohne jegliche Werbebanner auskam, generierte gemäss Veranstalter Nick Werren aber öfters ein «rosarotes» Minus. «Zudem fühlten wir Veranstalter uns ein wenig überaltert und nicht mehr so leidenschaftlich wie früher», erzählt Nick Werren. «Darum beschlossen wir, einen fulminanten Schlusspunkt zu setzen.» Auch der Wirt des Restaurants Waldhäusern, Besitzer des Grundstücks, hätte das Ende befürwortet.

«Als wir anfingen, da konnte es Katzen hageln und die Leute kamen trotzdem. Heute, wenn es nieselt, gehen sie lieber ans Barfestival.» Als dann 2013 das 20. als letztes Wood­rock-Festival angekündigt wurde, strömten mehr als 2000 Musikbegeisterte in den Wald und bescherten der langjährigen und stets ehrenamtlich tätigen Crew mit ihren rund 100 Helferinnen und Helfern einen stattlichen Gewinn, den diese wiederum als Unterstützung an verschiedene Musik-Clubs verteilte.


Woodrock bei Käpt´n Holger

Am Terrassenfest von Käpt´n Holger in Langnau liess Nick Werren den Woodrock-Spirit für einen Abend wieder aufleben. Rund 5000 Adressen von früher hatte er im Vorfeld angeschrieben. Kurz vor dem Fest erklärte er: «Der Woodrock-Spirit steckt im Herzen und im Bauch. Ich bin überzeugt, sie werden kommen.» Und sie erschienen zahlreich. Am warmen, sonnigen letzten Juliabend waren die Terrasse des Käpt´n Holger und der angrenzende Teil der Rosenstrasse vor der Freiluftbühne voll mit feiernden Menschen. Oben lieferten Pablo Infernal aus Zürich den perfekten Power-Retro-Rock, brachial und infernal dargeboten, wie der Bandname es versprach. Bereits das «M.T. Bottles Organ Trio» hatte im Vorprogramm mit ihrem funkig, groovig und jazzig angehauchten Rock ein Set hingelegt, das der Menge in die Beine ging. Diese war spätestens für den Wood­rock-Abend parat, nachdem «The Ice Cream Man» zu Beginn auf der Terrasse seine Gitarre mit den Hendrix-Klassikern «Purple Haze» und «Vodoo Child» aufheulen liess und damit den Bogen zur Mutter aller Festivals schlug: Woodstock.

10.08.2023 :: Roger Strub (srl)