Präsentieren die Marken: Peter Aeschlimann aus Trub und Park In-hwan, Chef der koreanischen Post. / Bild: Erhard Hofer (hol)
Trub: Im Bundeshaus wurden letzte Woche vier Sondermarken präsentiert. Je eine der schweizerischen und der südkoreanischen Post zeigen den Dorfkern von Trub.
Um 17 Uhr 48 war es endlich soweit: Im Saal 301 im Bundeshaus zu Bern wurden vier Briefmarken enthüllt. Je zwei zeigen Trub im Emmental und das Dorf Oeam nahe der südkoreanischen Stadt Asan. Grund für die Herausgabe dieser Sondermarken durch die schweizerische und koreanische Post sind zwei Jahrestage: Seit 70 Jahren beteiligt sich die Schweiz an der Überwachung des Waffenstillstands zwischen Süd- und Nordkorea in Panmunjom am 38. Breitengrad (siehe Kasten). Und seit 60 Jahren unterhalten die Schweiz und Südkorea diplomatische Beziehungen.
Lob der Freundschaft
Bevor sich jedoch die versammelten Diplomaten, Post-Funktionäre, Militärs und Korea-Freunde an der Präsentation der Briefmarken erfreuen konnten, wurden während 90 Minuten Reden gehalten. Es sprachen unter anderen der Aargauer Nationalrat Beat Flach (GLP), Mitglied der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz-Südkorea, Keum Chang-rok, koreanischer Botschafter in der Schweiz, ein Schweizer Oberst, ein EDA-Diplomat, Vertreter der schweizerischen und koreanischen Post und – per Video zugeschaltet, weil auf Asienreise – Nationalrat Christian Wasserfallen (FDP), seines Zeichens Präsident der genannten Freundschaftsgruppe. Es wurde also viel geredet über die Freundschaft der beiden Länder, die Handelsbeziehungen und auch die internationale Lage: Dabei wurde die «grösste Bedrohung für den Frieden Südkoreas» durch nordkoreanische Raketen und die Existenz der nordkoreanischen Atombombe angesprochen. Erwähnt wurde in diesem Zusammenhang auch, dass schon über 700 Schweizer an der Waffenstillstandslinie in Panmunjom gedient haben.
Einer dieser vielen Schweizer war der heute pensionierte und mit einer Koreanerin verheiratete Urs Fischer-Han. «Korea ist für mich seit 40 Jahren ein Thema», sagt er, und von ihm, einem «Hobby-Philatelisten», stammt auch die Idee der gemeinsamen Briefmarken. Er habe, «unterstützt vom EDA», einen Antrag an die Post gestellt, und die Briefmarkenkommission habe positiv entschieden. Auf die Wahl von Trub als Schweizer Sujet habe er aber «keinen Einfluss» gehabt. Vom koreanischen Postchef Park In-hwan war zu erfahren, dass es darum gegangen sei, zwei typische Dörfer zu finden. Trub kam dabei zustatten, dass es 2019 als «schönstes Dorf der Schweiz» ausgezeichnet wurde. Oeam mit seinen Strohdächern gilt in Südkorea als «historisch wertvolles Dorf».
Der Stolz der Truber
Mit Gemeindepräsident Peter Aeschlimann (SVP) und Gemeinderätin Michelle Renaud (Die Mitte) war im Saal 301 auch Truber Prominenz vertreten. «Ja, sicher bin ich stolz darauf, dass unser Dorf für diese Briefmarke ausgewählt wurde», sagt Aeschlimann, «die beiden Dörfer passen gut zusammen.» Für ihn sei die Wahl überraschend gekommen, er sehe die Briefmarken zum ersten Mal. Was Trub besonders mache, seien das Dorfbild, die Kirche, der stattliche Gasthof im Zentrum und der Dorfplatz.
Hofft Aeschlimann nun auf einen koreanischen Run auf Trub wie momentan in Iseltwald, das durch eine südkoreanische Netflix-Serie bekannt wurde? Der Gemeindepräsident lacht: «Ein bisschen Publicity gibt es auf alle Fälle. Aber wir möchten nicht mir Barrieren arbeiten müssen.» Auch Michelle Renaud, die mit ihrer Tochter Maxine, «einem Korea Fan», zugegen war, wusste nichts vom Glück mit der Briefmarke. «Es ist schön für Trub», sagt sie, «und ich bin stolz, dass ich dort Gemeinderätin sein darf. Ich schätze die Ruhe, die Natur und die bodenständige Art der Menschen.» Ist eventuell eine Ferienreise nach Oeam geplant? «Das möchte ich sehr gerne, aber jetzt kommt zuerst der Wahlkampf für den Nationalrat, dann schauen wir weiter.»
Koreaner zu Besuch
Am Tag nach der Präsentation durften sich Gemeindepräsident Aeschlimann und Gemeinderätin Renaud zusätzlich über den Besuch einer koreanischen Delegation in Trub freuen und sich nochmals mit den Briefmarken fotografieren lassen. Die besonderen Wertzeichen können aber erst ab 7. September käuflich erworben werden. Die Schweizer Marke mit dem Oeam-Sujet kostet 2 Franken 30 – exakt soviel, wie ein Brief nach Südkorea. Einen deutlich geringeren Wert haben die koreanischen Marken: 430 Won entsprechen bloss rund 30 Rappen.