Als letztes, grosses Musical hat Mirchel «Willhelm Tell» aufgeführt

Als letztes, grosses Musical hat  Mirchel «Willhelm Tell» aufgeführt
Das war Tells Geschoss – auf der Schulhaustreppe in Mirchel. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Mirchel: Vom Kindergärteler bis zur Neuntklässlerin machen alle mit beim Musical «Willhelm Tell». Es ist die letzte Produktion der Schule Mirchel mit der Oberstufe.

«Durch diese hohle Gasse muss er kommen», sagt Wilhelm Tell, der soeben den Soldaten von Gessler knapp entkommen ist. Die Armbrust schussbereit, legt er sich nun in Küsnacht auf die Lauer, um dem österreichischen Landvogt und Unterdrücker das Handwerk zu legen. Zu lange tyrannisiert dieser nun schon das Volk und er – Tell – wurde sogar gezwungen, einen Apfel vom Kopf seines eigenen Sohnes zu schiessen. Der nächste Pfeil ist deshalb für Gessler bestimmt. Ob er auch trifft?


Corona verzögerte Willhelm Tell  

Vier Mal führten die Schülerinnen und Schüler vom Kindergärteler bis zur Neuntklässlerin das Musical Wilhelm Tell letzte Woche unter freiem Himmel und bei perfektem Wetter auf. Bis es soweit war, dauerte es allerdings seine Zeit, erzählte der Schulleiter und Oberstufenlehrer Andreas Nydegger: «Eigentlich hätte das Musical schon im ersten Corona-Jahr aufgeführt werden sollen.» Doch der Lockdown machte der Schule Mirchel einen dicken Strich durch die Rechnung und das Projekt wurde auf Eis gelegt.

Im Februar dieses Jahres nahm die Lehrerschaft einen erneuten Anlauf: Rollen wurden verteilt, Lieder, Texte und Choreografien einstudiert, eine Festwirtschaft durch die Schulkommission organisiert. Die Schüler ab der sechsten Klasse zimmerten zudem die Kulissen und das ganze Bühnenbild aus Holz. So entstanden unter anderem zwei Häuser sowie die neue Burg von Gessler.

Beim Einstudieren und Proben konnten Schüler und Lehrerinnen auf die Unterstützung vom Theaterpädagogen Rolf Schoch aus Belp zählen. Neben der Bühne halfen auch die Oberstufenschüler tatkräftig mit, wie etwa beim Aufstellen der grossen Sichtschutznetze.


Das letzte grosse Projekt

Doch die helfenden Hände würden in Zukunft weniger, bedauert der Schulleiter: «Weil die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe 1 ab dem kommenden Schuljahr stufenweise nach Grosshöchstetten ziehen, fehlt zukünftig auch deren tatkräftige Mithilfe.» Somit sei das Musical vermutlich das letzte so grosse Projekt gewesen. Inzwischen erreicht Gessler mit seiner Gefolgschaft die Treppe, die als hohle Gasse dient. Plötzlich fällt der Vogt zu Boden und hält sich am Pfeil fest, der aus seiner Brust ragt. «Das war Tells Geschoss!» röchelt er noch, dann ist die Schreckensherrschaft vorbei. Erleichtert jubelt das unterdrückte Innerschweizer Volk und feiert seinen Helden Wilhelm Tell. Nach weiteren inbrünstig gesungenen Liedern, darunter abgewandelte bekannte Mundartlieder, wie «S git keni böse Gessler meh», anstatt Göläs «S git keni Indianer meh», folgte nach rund 70 Minuten Vollgas geben der verdiente Applaus. Schon am Abend werden die Kinder erneut auftreten. Darunter auch die Kindergartenkinder – als Geisslein verkleidet. Hoffentlich lassen die frechen Tiere diesmal die Blumen in Ruhe!

06.07.2023 :: Rebekka Schüpbach (srz)