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Abschluss und Neuanfang

Im Projektmanagement lernt man, dass man grosse Aufgaben in Teilaufgaben gliedern sollte, damit das ganze Projekt überschaubar und schrittweise realisierbar bleibt. Auf diese Weise kann man immer mal wieder etwas abschliessen, auch wenn das Ganze noch nicht geschafft ist.

Unser Leben strukturieren wir ebenso: Da gibt es Etappenziele, die wir feiern, wobei es danach weitergeht. Auf den Abschluss eines Schuljahres, der in diesen Tagen vielerorts gefeiert wird, folgt nach den Sommerferien der Beginn eines neuen Schuljahres. Auf den erfolgreichen Abschluss
der obligatorischen Schulzeit folgt der Einstieg in eine Berufslehre oder eine weiter-führende Schule. Auf das Erreichen der Matura folgt ein Studium oder eine Berufsausbildung. Soweit der schulische Kontext.

Im privaten Leben feiern wir ebenso Meilensteine, etwa mit jedem Geburtstag oder Ehe­jubiläum, wobei das (Ehe-)Leben danach meist genau gleich weitergeht wie vorher. Diese Feiern dienen gewöhnlich dem dankbaren Rückblick auf das Erreichte und weniger dem hoffnungsvollen Ausblick auf das, was kommt. Hier wäre ein Perspektivenwechsel reizvoll: Anstatt das Abgeschlossene könnten wir das Vorausliegende feiern, anstelle des Erreichten das, was neu in Angriff genommen wird. Das machen wir etwa, wenn ein Kind auf die Welt gekommen ist; da feiern wir den Anfang des Lebens, wobei auch der Dank für die zurückliegende Geburt eine Rolle spielt. Wenn zwei Menschen heiraten, steht weniger der bisherige Weg des Paares im Zentrum als das, was vor ihm liegt.

In der biblischen Theologie ist zwar die Heilsgeschichte, der Rückgriff auf die Väter und Mütter des Glaubens, bedeutungsvoll; doch die ganze Dynamik ist auf die Zukunft gerichtet, auf das Reich Gottes, das es aufzubauen gilt, und auf das, was Gott uns schenken will. «Seht, ich mache alles neu.» (Offenbarung 21,5) Feiern wir also jeden Neu­anfang!

06.07.2023 :: Urs Corradini