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Die göttliche Ordnung

In letzter Zeit wird viel über Gender und Frauenrechte gesprochen und demonstriert.
Das wird in kirchlichen Kreisen ­kontrovers aufgenommen. In den Städten outen sich Kirchen schon fast militant feministisch, auf dem Land sieht man das halb so wild. Aber es ist so:
Die Kirchen haben bei solchen Themen immer gebremst: Bei Frauenstimmrecht, Lohngleichheit oder Frauenordination waren sie nicht gerade Vorreiter. Bei den Reformierten ist es noch gar nicht so lange her, dass die erste Pfarrerin ordiniert wurde, bei den Katholiken wird es wohl noch dauern, bis es so weit ist. Kirche ist halt konservativ, da hat es alles Neue schwer. Allerdings ist die Ordnung, dass die Frau dem Mann untertan sei, gar nicht so göttlich. Im ersten

Schöpfungsbericht erschafft Gott den Menschen als Mann und Frau. Punkt. Im zweiten, älteren

Bericht kommt Adams Rippe ins Spiel, aus der Gott die Eva macht, allerdings wird damit nirgends ein männliches Vorrecht besiegelt. Das schreibt sogar der Apostel Paulus (der auch sagte, das Weib schweige in der Gemeinde und bedecke ihr Haupt): Zwar stammt die Frau vom Mann (Adam), aber jeder Mann stammt von einer Frau, nämlich seiner Mutter. Mann und Frau haben zwar andere gesellschaftliche Rollen, aber sind gleichwertig – und brauchen sich gegenseitig zur Ergänzung. Und genau dieser Punkt kommt in der ganzen Auseinandersetzung zu wenig aufs Tapet: Dass Verschiedenheit nicht eine Wertfrage ist, sondern eine Bereicherung: Wir brauchen alle einander, ob Mann oder Frau oder Queer oder was auch immer dazwischen. Auch wieder Paulus: Es ist nicht wichtig, ob man Mann oder Frau, frei oder Sklave, Jude oder Grieche ist – wir sollen «eins» sein in Christus. Ich wünsche mir, dass ich noch erlebe, wie solche Unterschiede

nebensächlich werden – weil es Wichtigeres gibt.

22.06.2023 :: Samuel Burger