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So als Idee

Die Agenda proppenvoll, dreifach, vierfach ausgebucht? Von Verpflichtung zu Verpflichtung hetzen, ständig unter Strom? Kaum ein freier Abend, kaum ein Innehalten, Dauerstress als Normalzustand?

Wie schön wäre es doch, man könnte einmal bedenkenlos sämtliche Termine absagen, ohne schlechtes Gewissen. Und man müsste nicht einmal die Verantwortung dafür übernehmen, nein, denn es wäre eines jeden Pflicht, daheim zu bleiben. Man darf es fast nicht sagen, höchstens ganz leise denken: Es gibt diese Momente, da wünscht man sich den Lockdown zurück. 

Solchen oder ähnlichen Äusserungen begegne ich in letzter Zeit vermehrt. Nun, da die gröbsten Schrecken verjährt sind, spriesst hie und da eine ver­haltene Lockdown-Nostalgie. Und, ja, mich dünkt, der Gedanke hat etwas.
Es müssen ja nicht gleich Monate sein. Ein paar Tage würden schon reichen. Eine eidgenössische Bleiben-Sie-zuhause-Woche in Anbetracht der ­grassierenden Volkskrankheit, Stress.

Die wirtschaftlichen Folgen? Da lässt sich bestimmt eine Lösung finden.
Wie immer.

Wohl wahr, man muss von Zweckentfremdung sprechen, wenn zur Bewältigung von grösstenteils selbstgemachten Terminproblemen eine Massnahme beigezogen wird, die ursprünglich zur Pandemiebekämpfung gedacht war. Zur Verteidigung: Viagra war ursprünglich gegen Herzbeschwerden vorgesehen. Und von Weihnachten wollen wir gar nicht anfangen.

Zudem lassen sich neben der staatlich verordneten Entschleunigung durchaus weitere gute Gründe für eine solche Woche finden: In den jährlich wiederkehrenden Remember-the-Lockdown-Days gedenken wir eines Jahrhundertereignisses, das wirklich alle in irgendeiner Weise betroffen hat. Gleichzeitig üben wir Jahr für Jahr den Ernstfall, denn – so tönt es zumindest aus der Expertenecke – die nächste Pandemie kommt bestimmt. Fraglich ist einzig der Zeitpunkt.

Zum Abschluss der Gedenkwoche gibt es ein kleines Volksfest mit lustigen Spielen: Zwei-Meter-Abstand-schätzen. Hygienemaskenweitwurf. Wer schiebt sich das Selbstteststäbchen am tiefsten ins Nasenloch? Wer denkt sich die abstruseste Verschwörungstheorie aus? ... Als Preise winken ein Kanister Desinfektionsgel und eine XXL-­Packung Toilettenpapier. Im Public Viewing wird eine Pressekonferenz des Bundesrats übertragen und wer mag, darf mit einem Kuhgeläut durchs Dorf marschieren. Zum Schluss gibts gratis Sauerteigbananenbrot für alle. 

Wobei, das mit der Kilbi sollten wir besser sein lassen. Das muss ja alles organisiert sein. Da ist der Stress vorprogrammiert. 

01.06.2023 :: Peter Heiniger