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Viele Punkte ..... für viel Arbeit und Leidenschaft

Viele Punkte ..... für viel Arbeit und Leidenschaft
Am Alpaufzug vor zwei Wochen hoffte Christoph Brechbühl auf baldiges ­sommerliches Wetter. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Eggiwil: Mit sogenannten Alptaxationen werden hervorragende Leistungen von Sömmerungsbetrieben ausgezeichnet. Letztes Jahr mit dabei war die Geisshaldenalp nordöstlich vom Rämisgummen, bewirtschaftet von der Familie Brechbühl aus Eggiwil.

«Vorzügliche Leistungen von Sömmerungsbetrieben seien zur allgemeinen Kenntnis zu bringen.» So steht es bereits in den Statuten von 1863 des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands (SAV). Auch heute erfolgt gemäss SAV die Beurteilung von Sömmerungsbetrieben in erster Linie zum Zweck, exemplarisch bewirtschaftete oder eingerichtete Sömmerungsbetriebe der Öffentlichkeit vorzustellen und deren Bewirtschafter oder Eigentümerinnen für gute Leistungen oder Alpverbesserungen zu ­ehren. Letztes Jahr war unter den taxierten Alpen auch die Alp Geisshalden nordöstlich vom Rämisgummen, an der südlichen Gemeindegrenze von Trub.


Hervorragendes Weidemanagement 

Mit 1200 Metern über Meer befinde sich der Sömmerungsbetrieb Geisshalden nicht im typischen alpinen Klima. Dieser Umstand bringe, so Matthias Grossmann, Leiter Fachstelle Alpwirtschaft beim Inforama und mitverantwortlich für die Taxation, besondere Herausforderungen in Bezug auf den Verbuschungs- und Verunkrautungsdruck sowie das Weidemanagement mit sich. Um der Veraltung des Futters und der zunehmenden Verbuschung entgegenzuwirken, werde durch gezielte Umtriebe versucht, das Futter optimal zu nutzen. 

Aufgrund der klimatischen Bedingungen seien Brechbühls häufig gezwungen, ihre Kühe tagsüber im Stall zu halten; dadurch falle wiederum mehr Gülle an, die anschliessend ausgebracht werden müsse. Diese werde jeweils bereits während der Vegetationszeit ausgebracht, sofern es die Wetterbedingungen zuliessen. So könnten die Nährstoffe der Gülle sinnvoll genutzt werden, sagt Grossmann. Dies sei unter anderem auch möglich dank des effizient geplanten Weidesystems. All diese Anstrengungen seien bemerkenswert und wirkten sich entsprechend positiv auf die Alpbewirtschaftung aus.

«Dieses Weidemanagement, die Leidenschaft und gepflegte Tradition mit sozialer Nachhaltigkeit, sowie Organisation und Vermarktung der alpeigenen Produkte sind herausragende Eigenschaften auf Geisshalden», so Grossmann.


Berner Alpkäse AOP

Bewirtschaftet werden die rund 30 Hektaren bereits seit Jahrzehnten von der Familie Brechbühl. Christoph Brechbühl ist diplomierter Agrotechniker HF. Im Eggiwil ­bewirtschafte er mit seiner Familie zudem parallel einen Ganzjahresbetrieb mit Milchkühen, Jungvieh und Mastschweinen, erklärt Brechbühl. Das Milchvieh mache denn auch den Grossteil des Tierbesatzes auf der Geisshaldenalp aus. Dort sömmerten zurzeit 20 Kühe, 15 Rinder sowie 5 Kälber. Er habe, so Brechbühl, den Betrieb 2021 von seinen Eltern übernommen und führe seither hauptberuflich den Talbetrieb in Eggiwil sowie die Alp Geisshalden. Unterstützt werde er dabei von seinen Eltern, die bei ihm angestellt seien, sowie von einem Lehrling. Produziert würden Berner Alpkäse AOP, Alp-Raclette und Mutschli, sowie Alpbutter. Das Hoflädeli auf der Alp beschere ihm, nicht zuletzt dank des benachbarten Bergrestaurants Erika, einen guten Umsatz. Und auch das Restaurant selber beziehe, nebst zahlreichen weiteren Abnehmern in der Region, seine Produkte.


Wertschätzung der geleisteten Arbeit

Nein, vorbereiten auf die Taxation habe er sich nicht müssen. «Herr Grossmann vom Inforama und zwei weitere Experten haben sich frühzeitig für eine Alpbegehung an einem Sommernachmittag angemeldet.» Vor der Begehung hätten er und sein Vater den Experten Betrieb und Alp im Detail vorgestellt. 

Klar, dank dieser Taxation steige der Bekanntheitsgrad seiner Alp und seiner Produkte. «Aber», so Brechbühl, «ich empfinde diese Auszeichnung hauptsächlich als Wertschätzung unserer grossen bisher geleisteten Arbeit.»


Ökonomisch und ökologisch nachhaltig

Die Zahl der Alpen, die vom SAV in einem Jahr taxiert werden könnten, sei vom Aufwand her beschränkt, sagt Matthias Grossmann. Deshalb sollten sich nur solche Bewerberinnen melden, die während mindestens zehn Jahren eine besondere Leistung zur Erhaltung, Verbesserung oder Bewirtschaftung eines Sömmerungsbetriebes erbracht hätten. 

Grundsätzlich würden Alptaxationen auf nationaler Ebene vom SAV organisiert, jedoch durch die bestehenden kantonalen Sektionen ausgeführt. Die Diplome würden durch den SAV erstellt. Im Kanton Bern würden in der Regel zwei bis drei Taxationen pro Sommer durchgeführt. Zu den wichtigsten Kriterien bei der Beurteilung eines Betriebs gehörten dessen Führung auf ökonomischer, sozialer und ökologisch nachhaltiger Ebene. 

Am 19. Mai haben Brechbühl und seine Helferinnen und Helfer mit allem Vieh das Ziel auf Geisshalden auch dieses Jahr wieder erreicht. Die Auffahrt erfolgte bei kühlen herbstlichen Bedingungen mit dickem Nebel. Jetzt hoffe er, sagt Brechbühl lachend, einfach noch auf einen guten, nicht zu trockenen Sommer, sodass die Alpabfahrt wie geplant Anfang September erfolgen könne. Nicht so wie letztes Jahr, wo ihn Wasser- und Futtermangel gezwungen hätten, frühzeitig ins Tal zurückzukehren.

01.06.2023 :: Daniel Schweizer (sdl)