Sie haben gerne gearbeitet, aber «nid nume krampfet»

Sie haben gerne gearbeitet, aber «nid nume krampfet»
Hanspeter und Ruth Tschanz geben die Landi-Leitung an Jonas Walthert weiter. Zum Team gehören weiterhin Beatrice Schneider (2.v.l.) und Cornelia Christen. / Bild: Jakob Hofstetter (jhk)
Brenzikofen: Erst 22-jährig waren Hanspeter und Ruth Tschanz, als sie die Landi Herbligen-Brenzikofen übernahmen. Das war 1982. Nun beginnt für die beiden ein neues Kapitel.

41 Jahre lang im selben Betrieb arbeiten, zusammen mit der Ehepartnerin, dem Ehepartner – das mag manch einem als lange erscheinen. Nicht so Hanspeter und Ruth Tschanz. «Wir haben das sehr gerne gemacht und hatten es stets gut mit unseren Mitarbeiterinnen, dem Landi-Vorstand und den Kunden, dafür sind wir von Herzen dankbar», sagt Ruth Tschanz. Ihr Arbeitsgebiet war vielseitig, führten sie doch nebst der Landi einen Volg-Laden und eine Postagentur. In den ersten Jahren betreuten sie auch die Milchsammelstelle im selben Gebäude, in dem sie auch wohnten. Das bedeutete sieben Tage Präsenz. «Als wir 1994 ins eigene Haus ein paar 100 Meter von der Landi entfernt einziehen konnten, gab dies für uns ein bisschen Luft und war eine grosse Erleichterung», erinnert sich Hanspeter Tschanz.


Keine Gelüste zum Stellenwechsel

Hatten die beiden auch ab und zu die Nase voll und dachten über einen Stellenwechsel nach? Hanspeter Tschanz verneint. «Z grächtem verleidet» sei ihnen der Job nie. Er erinnert sich lediglich an eine Episode, die möglicherweise auf eine Unstimmigkeit zurückzuführen war. «Es war glaub in unserem ersten Jahr. Ohne Vorankündigung hängte ich an einem Morgen einen Zettel an die Eingangstüre mit der Aufschrift ‹Heute geschlossen, heute BEA›, und wir gönnten uns einen freien Tag.» Was den Ausschlag für diese spontane Arbeitsabsenz gegeben habe, wisse er jedoch nicht mehr. «Konsequenzen hatte es für uns jedenfalls keine.»


Ein Rezept, wie die Freude bleibt

«Wir waren ein gut eingespieltes Team, Hanspeter war klar der Chef, bei uns müssen aber alle überall eingesetzt werden können», sagt Ruth Tschanz. Sie beide hätten einander – er als Käser/Molkerist, sie als Drogistin – gut ergänzt. Als Ehepaar zusammen arbeiten zu dürfen, hätten sie als ein Vorrecht betrachtet.

«Wir haben viel und gern gearbeitet, aber trotzdem ‹nid nume krampfet›», schaut Hanspeter Tschanz zurück. In früheren Jahren hätten sie mit Rücksicht auf den Betrieb die Ferien oft nicht gleichzeitig bezogen. «Mit der Zeit haben wir festgestellt, dass die getrennten Ferien unserer Beziehung nicht schaden», sind sich die beiden einig. «Einige meinten dann, wir steckten in einer Ehekrise. Doch was die Leute dachten und sagten, war uns egal. Unsere Beziehung wurde bereichert, wir hatten einander immer etwas zu erzählen und fielen so nie in einen Alltagstrott», sagt Ruth Tschanz. Sie geht seit Jahren jeden Winter in den Norden, um dem Langlaufsport zu frönen. «Ruhe pur und nur weiss, soweit das Auge reicht, viel draussen sein, da bewirkt eine Woche so viel Erholung wie sonst ein ganzer Monat Ferien», schwärmt sie. Im Sommer geniesst sie zusammen mit Kolleginnen das Baden im Thunersee.


1000 Kilometer zu Fuss unterwegs

Hanspeter Tschanz verbringt seine Ferien auf ganz andere Weise. Meist im Juni unternimmt er zusammen mit seinem Bruder, oder auch ganz alleine, ausgiebige Reisen. Tagelang ist er zu Fuss unterwegs, «immer ein kleines Zelt dabei, das Handy ganz zuunterst im Rucksack verstaut. So erlebe ich jeweils unglaublich viel Schönes», ist er des Lobes voll. Die wohl längste Reise zu Fuss war diejenige von zu Hause aus in die Partnergemeinde von Brenzikofen in Tschechien. Menschen aus dieser Gemeinde hatte er während seiner Zeit als Gemeindepräsident kennengelernt. Gut 1000 Kilometer legte er damals zurück. Auch in Südamerika war er unterwegs. Die körperliche Leistung war für den ehemaligen Marathonläufer kaum je ein Problem. Nun gehen die beiden in Pension. Selbst wenn Hans­peter und Ruth Tschanz ihre bisherige Freizeitgestaltung nicht missen möchten, freuen sie sich nun auf gemeinsame Projekte. «Wir haben bereits einige Pläne, aber vorerst wollen wir nun unser Arbeitsleben ganz abschliessen und ein bisschen setzen lassen. Dann lassen wir es mal auf uns zukommen», meint Hanspeter Tschanz. Doch zwei Dinge sind schon klar: Er wird sich wieder mehr in der Senioren-Wandergruppe von Pro Senectute als Leiter engagieren, und sie freut sich, mehr Zeit mit ihren beiden Grosskindern verbringen zu dürfen.

25.05.2023 ::