Nun wird Dominik Liechti europaweit die Gegenspieler stoppen

Nun wird Dominik Liechti europaweit die Gegenspieler stoppen
Voller Einsatz: Dominik Liechti (in Schwarz) bei einem Tackling für die Bern Grizzlies, dem Schweizermeister von 2022. / Bild: zvg
Langnau: Mit den Helvetic Guards startet ein neu gegründetes Team in die Saison im American Football. Sie zählen auf Dominik Liechti – einen der besten Schweizer Spieler.

Am 3. Juni treten die Helvetic Guards auswärts bei den Barcelona Dragons an. Es wird nicht nur ihr erstes Spiel der Saison sein, sondern ihr erstes überhaupt. Die Guards wurden erst im vergangenen Jahr gegründet. Sie spielen aber nicht in der Schweizer Liga, sondern in der European League of Football (ELF – siehe Kasten). Im Gegensatz zu den anderen Teams dort vertreten sie nicht eine Stadt, sondern ein ganzes Land.

Erster Spieler des neuen Teams
«Dominik Liechti signs with the Guards», wurde am 23. Oktober letzten Jahres vermeldet. Der Langnauer war die erste Verpflichtung der Helvetic Guards und der erste Spieler überhaupt, der sich zum neuen Team bekannte. Und das zu einem Zeitpunkt, als bloss klar war, dass der Amerikaner Norm Chow der Headcoach sein würde – die Guards hatten noch keine Spielstätte, keine Sponsoren und keine Spieler. Umso wichtiger war die Zusage Liechtis: Der 29-jährige Langnauer ist in der Schweizer Footballszene ein grosser Name. Er ist eine langjährige Stütze der Nationalmannschaft und gehört zu den besten Verteidigern des Landes. Man habe mit Liechti einen Eckpfeiler im Team und hoffe, dass dank seiner Zusage weitere Top-Spieler folgen würden, schrieben die Guards bei seiner Verpflichtung. Dominik Liechti blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück: 2022 konnte der Langnauer gleich zwei Meister­titel feiern – einmal in der Schweiz mit seinem Stammteam Bern Grizzlies und einmal mit Schwäbisch Hall in Deutschland. Dieses Team unterstützte er nach dem Finalspiel in der Schweiz. Wieso wechselt er nach dieser Saison Team und Liga? «Es ist eine Herzenssache. Wenn es ein Schweizer Team in der ELF gibt, dann will ich auch in diesem spielen.» Es sei ihm wichtig, ein Zeichen zu setzen, dass der Schweizer Football ernst zu nehmen sei und sich nicht verstecken müsse, erklärt Liechti. «Dafür braucht es ein starkes Team. Und weil die Auswahl an guten Spielern in der Schweiz kleiner ist als in anderen Ländern, müssen wir zusammenhalten.» Unter dem Abgang von Spielern leidet allerdings die Schweizer Liga, wie der aktuell letzte Tabellenplatz der Bern Grizzlies zeigt. Für die Guards hingegen ging der Plan auf: Seit Liechtis Zusage letzten Herbst folgten ihm mehrere Schweizer Top-Spieler. «Wir haben ein gutes und defensiv starkes Team», glaubt Liechti, «trotzdem ist es in der ersten Saison schwer einzuschätzen, wie weit wir kommen.» Sein Ziel sei ein positiver Record, also mehr Spiele zu gewinnen als zu verlieren.

Heimspiele in Wil
Die Trainings der Helvetic Guards finden in Luzern statt. Für Liechti, der in Langnau wohnt, ist das praktisch. Sein Programm ist ohnehin streng genug. Er arbeitet in einem 50-Prozent-Pensum als Projektleiter und absolviert gleichzeitig ein Studium als Bauingenieur. Hinzu kommen drei Trainings mit den Guards und Einheiten im Kraftraum. Die sechs Heimspiele werden in Wil stattfinden. Ziel ist es, daraus Events für ein breites Publikum zu machen. Der erste wird am 

11. Juni steigen, wenn Dominik Liechti und seine Guards die Tirol Raiders empfangen.

So funktioniert die European League of Football

Die European League of Football (ELF) wurde 2020 gegründet und startete 2021 in ihre erste Saison. In der kommenden Spielzeit wird die Liga 17 Teams aus 9 Nationen umfassen. Darunter sind acht deutsche Teams sowie Prag, Barelona, Wien, Mailand und Breslau. Mittelfristig soll die Liga auf 24 Teams aus rund 15 Ländern aufgestockt werden. 

Regelwerk und Organisation der ELF sind abgeleitet von der US-amerikanischen Profiliga NFL. Die Liga basiert auf dem Franchise-System; jedes Team muss bei der Liga eine Lizenz beantragen. Amtierende Champions sind die Vienna Vikings, eines der beiden Teams aus Österreich. Sie -bezwangen im Playoff-Final 2022 vor fast 15´000 Zuschauenden die -Hamburg Sea Devils. Jedes Team be-streitet zwölf Spiele in der Regular Season, die besten sechs qualifizieren sich für die Playoffs. 

Eine Mannschaft besteht aus 65 Spielern, 46 davon dürfen am Spieltag eingesetzt werden. Sogenannte A-Spieler aus Ländern mit College-Football, wie etwa den USA, sind auf vier pro Team begrenzt. Bis auf sechs weitere internationale Spieler müssen alle «Home-Grown» sein, also im Fall der Helvetic Guards in der Schweiz mit dem Football begonnen haben.

25.05.2023 :: Micha Strohl (msz)