Christian Anliker, der zusammen mit seiner Frau Elisabeth die Ausstellung gestaltet hat, erklärt die Bedeutung der Gegenstände. / Bild: Gertrud Lehmann (glh)
Affoltern: Im 400-jährigen Dorfspycher bei der Schaukäserei dreht sich alles um die Butter. Zu sehen sind Gegenstände, die ältere Besucher mit Nostalgie erfüllen dürften.
Gemeindepräsident Roland Ryser, als Vertreter des Stiftungsrats und Gönnervereins der Schaukäserei Affoltern, stellte zusammen mit Christian und Elisabeth Anliker die Ausstellung den Medien vor. Für einmal geht es nicht um Käse, sondern um ein ebenso wertvolles Nebenprodukt aus Kuhmilch, die Butter – oder, wie man bei uns sagt, Anke. Dieser zählt zu unseren Grundnahrungsmitteln und ist, wie den Texten von Historikerin Elisabeth Anliker zu entnehmen ist, das älteste haltbare Milchprodukt der Menschheit. Spuren davon seien bereits in der Bronze- und Eisenzeit nachzuweisen.
Von der Kuh zum Ankehäfeli
Zu sehen sind im Speicher hinter der Glaswand alte Geräte, die zur Herstellung von Butter nötig waren. Es beginnt mit dem einbeinigen Melkstuhl, den der Bauer sich umschnall-te, um mit der Mäuchtere unter die Kuh zu sitzen und diese von Hand zu melken. War die Milch nicht für den eigenen Haushalt bestimmt, brachte man sie in der Bränte auf dem Rücken oder in der Kanne mit dem Karren zur Käserei. So ein vom Sennenhund gezogenes Milchwägeli wird vor dem Eingang zu bewundern sein. Aus praktischen Gründen ist der Bäri jedoch aus Kunststoff. All diese heute kaum mehr bekannten Utensilien werden manche ältere Besucher an vergangene Zeiten erinnern. Da steht die Milchgebse zum Entrahmen der Milch, aber auch die modernere Zentrifuge ist zu sehen. Dann das hölzerne Butterfass mit Stünggel und einige andere handbetriebene Geräte zum Anknen. Schliesslich die kunstvoll geschnitzten Holzmodel für die Ankemödeli. Und natürlich das Ankehäfeli aus blauem Steingut für den ausgelassenen Anke, den man zum Braten brauchte. Auch Abzüge alter Plakate sind ausgestellt: «Mit Nidle, Chäs u Anke cha eine nid erchranke», steht da etwa. All diese Leihgaben stammen vom Nationalen Milchwirtschaftlichen Museum Kiesen. Sie waren nach Auflösung der Molkereischule Rütti im Luftschutzkeller von Affoltern zwischengelagert. Gemeindepräsident Roland Ryser ist der Initiator des Ausstellung, Christian und Elisabeth Anliker gestalteten diese.
Käsereien statt Schulhäuser
Entlang der Speicherwände ist auf Bild- und Schrifttafeln viel Wissenswertes über die emmentalische Alp- und Milchwirtschaft zu erfahren. «Ur-sprünglich war Melken und Milchverwertung reine Frauensache und diente der Selbstversorgung», verriet Elisabeth Anliker. Gekäst wurde ausschliesslich im Sommer von den Sennen auf der Alp. Die Bildung genossenschaftlicher Dorfkäsereien infolge der grossen Nachfrage war dann aber Männersache, und der Käsehandel brachte der Landbevölkerung etlichen Reichtum. Die prächtigen Bauernhäuser zeugen davon. Jedoch hätten die Bäuerinnen um ein bisschen Nidle, Milch und Anke für den Haushalt kämpfen müssen, da ihre Mannen lieber alles verkästen, weiss Elisabeth Anliker. Auch Gotthelf wetterte von der Kanzel, dass man statt Schulhäuser nur noch Käsereien baue. So auch in Affoltern, wie Roland Ryser schmunzelnd erwähnte. Die erste Käserei sei 1844, also 50 Jahre vor dem Schulhaus, gebaut worden.