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Eile ohne Weile

Gehören Sie auch zu den Leuten, die unter Dauerstress leiden? Die immer am Hetzen, Herumrennen und Hasten sind? Die dann aber trotzdem immer den Zug oder den Bus verpassen.

Die am Abend irgendwann dann doch feststellen, dass sie eigentlich noch ­einen Arzttermin verpasst, einen dringenden Anruf nicht erledigt haben. Aber im Gjufel halt glatt vergessen. Den Termin leider im allgegenwärtigen Handy nicht eingetragen oder dann den Alarm auf lautlos gestellt.

Wir leben ja in einer Zeit, die vermeintliches Höchsttempo und dauernde Präsenz und Erreichbarkeit erfordert. Das hei mer jitz dervo.

Aber man ist ja selber schuld, man könnte ja auch mal nein sagen, auf
etwas verzichten, sich mal eine zeitliche Oase gönnen.

Könnte man – wenn man denn wirklich wollte. Nur wollen das offenbar nicht so viele, ich eingeschlossen.

Aber man will, ja, muss doch überall immer dabei sein, darf nichts verpassen, selbst wenn´s zeitlich eigentlich nicht möglich ist. Man schreibt den Termin mal ein, obwohl das heilige Handy laut blinkend «TERMINÜBERSCHNEIDUNG» schreit.
Irgendwie geht das dann schon. Aber dann nimmt man zwar den einen
Sitzungstermin wahr, ist gedanklich jedoch ganz woanders (wo es ja vielleicht lustiger gewesen wäre, man sich auch nicht abgemeldet hat) – und prompt hat man grad wieder einmal nicht aufgepasst und vergisst, einen neuen Termin einzutragen.

Und so passiert es dann halt, dass zum Beispiel plötzlich ein Redakteur anruft und nach der längst fälligen Kolumne fragt. Also, das ist jetzt natürlich nur so ein frei erfundenes Beispiel, nicht dass Sie jetzt meinen…

Und wenn es denn doch so wäre, so hätte ich gewiss genug Ausreden auf Lager: Mein Handy ging verloren und damit mein gesamter Kalender. Oder ich könnte behaupten, dass ich die Kolumne schon längstens geschrieben und per Mail geschickt habe.

Tja, was kann ich dafür, dass die Mail nicht angekommen ist? Oder vielleicht hat die Redaktion meine Kolumne einfach vernuuschet.

Wie gesagt: ein frei erfundenes Beispiel, ich habe meine Termine natürlich voll im Griff. Jedenfalls meistens.

Wenn Sie also auch so eine Zeitraserin, ein Dauergetriebener sind, so werden Sie diese Kolumne in Rekordtempo gelesen haben, während Sie gleichzeitig telefonierten und eine Mail geschrieben haben.

Ich hab´s übrigens ausprobiert: Lesedauer laut: 104 Sekunden, Lesedauer leise: 65 Sekunden.

Längere Lesedauer lohnt sich für diese Kolumne ohnehin nicht.

06.04.2023 :: Peter Leu