Wie Gastrobetriebe erfolgreich führen?

Wie Gastrobetriebe erfolgreich führen?
Die eingeladenen Wirtsleute erörtern an der Tagung die Chancen und Risiken ihrer Betriebe. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Entlebuch/Emmental: An der Napfkonferenz diskutierten Wirtsleute über Herausforderungen für Bergrestaurants, Landgasthöfe und Hotellerie in den Napfgemeinden.

Eine passendere Lokalität hätte dafür nicht gewählt werden können. Im Restaurant Weitsicht auf Bramboden lud der Verein Napfbergland zur zweiten Napfkonferenz. An dieser idyllischen Lage mit grossartiger Rundsicht trafen sich Wirtsleute, Vertreterinnen und Vertreter der Napfgemeinden sowie weitere Gäste. Thema war die Situation der Gastrobetriebe im Napfbergland. Sowohl in den Napfdörfern wie auch im Berggebiet kämpfen Betriebe um ihre Existenz. Erklärtes Ziel der Organisatoren war, Hinweise zu gewinnen, welche Kombinationen von Standort, Betriebskonzept, Zielgruppe und Angebot in diesem Kampf erfolgversprechend sein könnten.


Unterschiede Stadt–Land

«Die Perspektiven für die Schweizer Gastrobranche im laufenden Jahr sind gut», sagte Moritz Rogger von Gastro Suisse in seinem Input-Referat. Er berief sich dabei unter anderem auf die jährliche Umfrage der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. «Es gibt kein generelles Beizen-sterben», betonte Rogger. So seien letztes Jahr über 400 Neugründungen zu verzeichnen gewesen, mehr als lange zuvor. Allerdings, musste auch Rogger einräumen, seien markante Unterschiede zwischen Stadt und Land auszumachen. Das Nettowachstum an Betrieben auf dem Land sei tiefer als in den urbanen Regionen. Zudem dürften Personalmangel und teils hohe Energiepreise wohl auch im laufenden Jahr zu Betriebsschliessungen führen. An der Podiumsdiskussion beteiligten sich mit dem «Grütli» Wasen, dem Restaurant Kreuz Hergiswil und dem Hotel Menzberg drei Betriebe aus dörflichen Gebieten. Die Bergbetriebe waren vertreten durch das Restaurant Hinterarni sowie das «Rose-Beizli» Schwesteregg. Die Wirtsleute der beiden letzteren wiesen auf die Vorteile der Kombination Landwirtschaft und Gastrobetrieb hin. Dank zweier ökonomischer Standbeine kämen sie gut über die Runden. Zudem seien sie als Familienbetrieb in personeller Hinsicht sicher flexibler als andere Betriebe. «Ja, leider haben wir keine Grossmutter mehr», meinte dazu der Wirt vom Menzberg.


Von Freundlichkeit und Allergien

Einig waren sich alle, dass Freundlichkeit gegenüber den Gästen einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren sei. Mit Herz Gastgeber sein, dann laufe schon vieles gut, sowohl für die Gäste wie auch für die Beschäftigten. Wichtig sei, die Gäste so zu empfangen, wie sie kämen – seis mit oder ohne Krawatte – und vor allem auch für Familien da zu sein. Zudem sei es gerade bei Betrieben auf dem Land von Vorteil, wenn das Personal die Kundschaft kenne. Dies schaffe zusätzliche Kundenbindung. Hohe Einsatzbereitschaft und grösste Flexibilität seien weitere Grundanforderungen an die Betriebe.

Zustimmendes Gemurmel erntete der Hinweis eines Wirts auf die Kundenerwartungen hinsichtlich gluten- und allergenfreier Produkte auf der Menukarte – für viele Betriebe offensichtlich eine grosse Herausforderung. Problematisch, insbesondere für die Bergbetriebe, ist die grosse Abhängigkeit vom Wetter sowie generell die kritische bis gar chaotische Situation bei den Parkplätzen.


Erwartungen an die Gemeinden

Sowohl Moritz Rogger von Gastro Suisse wie auch die anwesenden Fachleute waren sich einig, dass auch die Gemeinden eine Rolle spielten beim Erhalt von Gastrounternehmen, beispielsweise durch den Erwerb eines Betriebs. Würden dazu innovative Leute eingestellt, könne das Synergien erzeugen und die Lebensqualität von Dörfern, mit all ihren Vereinen, erhöhen. «Die Gemeinde soll doch ganz einfach all ihre Sitzungen im meinem Säli abhalten», brachte es ein Wirt auf den Punkt.

06.04.2023 :: Daniel Schweizer (sdl)