Error compiling Razor Template (contact the administrator for more details)

Immer zu schnell

Letztes Wochenende war ich mit meiner Tochter am Bodensee, genauer gesagt in Meersburg. Aber ich wäre mit ihr auch an den Güterbahnhof in Castrop-Rauxel gefahren, einfach, weil ich mit ihr überall hinfahren würde, weil es für mich das Schönste ist. Sie hatte mich aber nun an den Bodensee eingeladen für ein verlängertes Wochenende in ein feines historisches Hotel mit Namen «Wilder Mann». Ich will Sie aber jetzt nicht langweilen mit dem Schulaufsatz «Mein schönstes Ferienerlebnis». Vielmehr ist mir aufgefallen, dass sich zumindest in diesem Meersburg in der Gastronomie etwas eingeschlichen hat, vermutlich, um möglichst schnell Touristen abzufertigen.

Wir gingen in ein Restaurant, und obwohl wir gerade erst einen Tisch zugewiesen bekommen hatten und noch im Mantel und tropfendem Regenschirm in der Gegend rumstanden, warf uns die Servicemitarbeiterin die Speisekarten hin und murmelte so ­etwas wie «Blablabla aussuchen». Mit solchen Aktionen kann man mir echt den Abend versauen. Für mich heisst das nämlich: Schnell was aussuchen – schnell essen – schnell zahlen – schnell wieder abhauen, damit wir bald Feierabend machen können!

Wir hatten gerade Platz genommen, da stand die Servicedame schon mit dem gezückten Block vor uns und hatte ein grosses «Los, bestellen!» ins Gesicht geschrieben. «Wir sind noch nicht so weit», sagte ich leicht genervt. Beim Essen dann, es gab Saibling mit Mandelbutter, pirschte sie des Öfteren an unserem Tisch vorbei in der Hoffnung schon etwas abräumen zu können. Mit gesenktem Blick vereitelte ich ihr Vorhaben und kratzte auf einem nahezu leeren Salatteller herum. ­Dieser emotionale Stress ging mir gewaltig auf die Nerven.

Am nächsten Tag sassen wir dann im Hotelrestaurant, um ein Drei-Gänge-Menu zu uns zu nehmen. Was soll ich Ihnen sagen, das gleiche Spiel ging von vorne los: Wir standen am Tisch, die Menuauswahl wurde auf den Tisch geworfen, wir hatten uns kaum hingesetzt, da kam die Serviceangestellte auch schon um die Ecke. Ich kam mir vor, als hätte ich meine Hausaufgaben nicht gemacht. Der Gruss aus der Küche kam vor den Getränken, der mir aber entrissen wurde, als die Suppe kam. So wurden auch die weiteren zwei Gänge durchgepeitscht. Ich fragte mich echt, ob die Mitarbeiter sich in der Küche treffen und «Erster!» rufen. Dann ging noch etwas zu schnell vorbei, unser Urlaub nämlich. Denn weil in Deutschland ein grosser Streik im öffentlichen Verkehr angekündigt war, reisten wir schon am Sonntag ab. ­Ausser Atem aus dem Urlaub heimkommen brauche ich echt nicht.

30.03.2023 :: Christina Burghagen (cbs)