Das Pflegezentrum und die Gemeinde lancieren eigene Spitex: die Sunnex

Das Pflegezentrum und die Gemeinde lancieren eigene Spitex: die Sunnex
Heimleiter Ruedi Scherrer (links) und Gemeinderat Daniel Portmann freuen sich auf den Start der Sunnex. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Escholzmatt-Marbach: Das Pflegezentrum Sunnematte betreibt neu eine eigene Spitex. Diese ist nicht nur intern, sondern im ganzen Gemeindegebiet tätig – anstelle der regionalen Spitex.

Am 1. April nimmt die Sunnex, die neue Spitex des Alters- und Pflegezentrums Sunnematte, den Betrieb auf. Die bisherige Leistungsvereinbarung der Gemeinde mit der Spitex Region Entlebuch wurde gekündigt und eine neue mit der Sunnex abgeschlossen. Das heisst für die Leute in Escholzmatt-Marbach, dass sie künftig von der Sunnex betreut werden.

Zum Alterszentrum mit 90 Betten gehören sechs Wohnungen für Menschen im betreuten Wohnen. In zwei benachbarten Häusern bietet eine Genossenschaft Alterswohnungen an. «Die Leute in diesen Wohnungen mussten bisher die externe Spitex anfordern», erklärt Ruedi Scherrer, Geschäftsleiter der «Sunnematte». Dies, weil das Heim keine Spitex-Leistungen abrechnen dürfe. Das ändere sich nun mit dem neuen Angebot.


Für die ganze Gemeinde

Neu ist das Konzept einer heimeigenen Spitex nicht. «Das Besondere bei uns ist, dass wir mit der Sunnex das ganze Gemeindegebiet abdecken», erklärt Daniel Portmann, Sozialvorsteher der Gemeinde Escholzmatt-Marbach. Betriebswirtschaftlich mache es Sinn, das Angebot zu öffnen. Die Startinvestitionen würden so oder so anfallen. Ausserdem profitierten die Einwohnerinnen und Einwohner von Leistungen aus einer Hand. Wenn zum Beispiel jemand nach einem Kurzaufenthalt in der «Sunnematte» zu Hause noch Hilfe benötige, könnten sich die Familie, die Pflegeverantwortlichen des Heims und der Sunnex an einen Tisch setzen und alles organisieren. Der Gemeinderat sei zuversichtlich, dass die Sunnex nicht teurer werde als die bisherige Lösung, so Portmann. Kosten sparen könne man etwa bei den Anfahrtswegen.

Ruedi Scherrer und Daniel Portmann sind überzeugt, dass ihr Modell Zukunft hat, vor allem im Hinblick auf den demografischen Wandel. Nicht nur brauche es mehr Heimplätze, die Leute würden auch länger zuhause oder in einem betreuten Wohnen bleiben. «Die ambulante Pflege wird stark zunehmen», sagt Scherrer. Auch für das Rekrutieren von Personal sieht er Vorteile. Die Angestellten könnten sowohl ambulant als auch stationär arbeiten, das sei attraktiv. Und Auszubildende könnten ihre Kompetenzen in beiden Fachrichtungen aufbauen. Für die Sunnex wurden zehn Vollzeitstellen geschaffen. Bei der Spitex Region Entlebuch habe man kein Personal abgeworben, betont Scherrer.

Und wie kommt die Sunnex bei den Leuten an? Es habe wenige Fragen von Angehörigen gegeben. Und einzelne Klienten der Spitex Region Entlebuch, die nun wechseln müssten, seien verunsichert gewesen, berichtet Daniel Portmann. Deshalb habe man einige Personen bereits im März besucht, ergänzt Scherrer. «Wichtig ist, aufzuzeigen, dass wir die gleichen Leistungen erbringen. Wir haben eine Versorgungspflicht und nehmen jeden Weg auf uns.»


Bedauern bei der Spitex

Catherine Valkanover, Geschäftsleiterin der Spitex Region Entlebuch, bedauert den Alleingang von Escholzmatt-Marbach «ausserordentlich». Sie sei überzeugt von einer regionalen Lösung. So könnten kantonale Vorgaben besser erfüllt werden. Als Beispiel nennt sie das Palliative-plus-Team, das derzeit aufgebaut werde. Der Spitex, die 43 Vollzeitstellen aufweist, entgehen nun jährlich rund 4600 Pflegestunden und 1750 Stunden in der Hauswirtschaft. Kündigungen hätten sie keine aussprechen müssen, sagt Valkanover. Jedoch seien einige Abgänge nicht ersetzt worden. Die Geschäftsführerin ist überzeugt, dass die Nachfrage wieder steigt. Das zeigten die Zahlen: Sie würden heute im Vergleich zu vor fünf Jahren 30 Prozent mehr Leistungen erbringen. «Dieser Trend wird weitergehen.»

Vorteile vor allem für ältere Menschen

Marianne Pfister, Co-Geschäftsführerin von Spitex Schweiz, erklärt, dass Altersheime und Spitex-Organisationen teils unter einem Dach arbeiteten und sich auch schon kantonale Heim- und Spitex-Verbände zusammengeschlossen hätten. «Ziel all dieser Modelle ist es, den alternden Menschen die diversen Wechsel zwischen dem daheim Wohnen, dem betreuten Wohnen und dem Heimeintritt zu erleichtern.»
Für dieses Alterssegment sieht sie also auch Vorteile. Die Aufgabe der Spitex sei jedoch nicht allein die Pflege und Betreuung von Seniorinnen und Betagte, gibt Pfister zu bedenken. «Die Spitex versorgt nicht nur Menschen im AHV-Alter, sondern auch Kinder und jüngere Personen mit Krebs oder psychischen Problemen», nennt sie einige Beispiele. Eine grössere Organisation könne mehr Spezialleistungen mit dem entsprechenden Fachpersonal anbieten als eine kleine. Aus diesem Grund würden sich grundsätzlich vermehrt Spitex-Organisationen zusammenschliessen. «Nicht zuletzt lassen sich dadurch auch Synergien nutzen und, etwas im administrativen Bereich, Kosten sparen.»

30.03.2023 :: Silvia Wullschläger (sws)