Fuchs-, Dachs- und Marderfelle – fast zum Nulltarif zu haben

Fuchs-, Dachs- und Marderfelle – fast zum Nulltarif zu haben
Trotz dem geringen Wert machen sich die Jäger die Mühe, die Bälge für den Verkauf aufzubereiten. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Gohl: Bereits zum vierten Mal fand beim Campingplatz Gohl der regionale Pelzmarkt statt. Rund 200 Bälge gingen über den Tisch.

Aus der näheren und weiteren Umgebung sind sie angereist, die Jäger, die vom Parkplatz zum Vorplatz des Restaurants Jägerhus marschieren und an einem Stock eine Vielzahl an Fuchsbälgen tragen. Hier, am Pelzfellmarkt, möchten sie ihre Bälge zu einem möglichst guten Preis an den Mann bringen. 

Fabian Graf kommt aus Oberdiessbach und betreibt als Steckenpferd einen Fellhandel. «Mein Grossvater, Emil Graf, war Gerber. Er hat mir die Freude am Handel mit den Fellen schon in jungen Jahren ins Blut übertragen», sagt Graf, gelernter Landwirt. Jährlich ist er auch an den Pelzmärkten im Walliser Dorf Mörel sowie im freiburgischen St. Antoni anzutreffen. Den traditionellen Pelzmarkt in Thun habe er dieses Jahr nicht mehr besucht, da dieser tendenziell eher rückgängige Besucherzahlen aufweise.


Sinkende Preise

Zahlte man vor rund 20 Jahren noch bis zu 50 Franken pro Fuchs, sind es heute nur noch 5 Franken. Für ein besonders schönes Exemplar liegen ab und zu auch 7 Franken drin. Vereinzelt haben die Jäger auch Dachsfelle oder Bälge von Steinmardern dabei. Wirtschaftlich gesehen ist der Handel ein grosses Minusgeschäft für den Jäger. Denn im Vorfeld wird das Tier abgebalgt. Das heisst: Die Jäger müssen dem toten Tier das Fell abziehen und das Muskelfleisch sauber von der Haut schaben. Danach wird das Fell gespannt und mehrere Tage getrocknet. Das Abbalgen dauert jeweils zwischen einer halben und einer ganzen Stunde. Juris Sickars aus Schangnau ist selbst noch nicht Jäger, die ersten Prüfungen zum Erwerb der Jagdbewilligung habe er jedoch bereits bestanden. «Einheimische Jäger aus dem hinteren Emmental überreichen mir jedoch Felle, die ich für den Weiterverkauf aufbereite», erklärt er. Stolz präsentiert er rund zwanzig mitgebrachte Fuchsbälge. Händler Graf schaut Fell für Fell an. Jedes Einzelne nimmt er in die Hand, dreht es und streicht darüber. Insbesondere ist er an Winterfellen interessiert, Felle von im Sommer erlegten Tieren will er nicht, da die Bälge dieser Tiere während der Paarung vielfach beschädigt würden, wie er begründet.


Osteuropäischer Absatzmarkt

Der Grossteil der Felle wird ins Ausland verkauft, wo sie gegerbt und
zu Zierdecken, Hüten, Krägen oder Schlüsselanhängern verarbeitet werden. «Jährlich fahren wir mit einem Transport nach Rumänien oder Ungarn», sagt Fabian Graf. Mittlerweile hätten sie auch die erforderlichen Zollformalitäten, die für den Export unumgänglich sind, im Griff. In der Schweiz indes ist der Absatz gering. Hier werden Felle beispielsweise zur Dekoration von Fasnachts-Utensilien verwendet oder in der Modebranche zur Herstellung von ausgefallenen Kleidungsstücken eingesetzt. 

Doch warum machen die Jägerinnen und Jäger sich diese Arbeit und bringen das erlegte Tier nicht einfach in die nächste Kadaversammelstelle? «Aus Respekt vor dem Tier», sagt Samuel Jörg aus Bärau. Er hat vor vier Jahren gemeinsam mit Christoph Berger den Anlass ins Leben gerufen.  

16.03.2023 :: Pedro Neuenschwander (pnz)