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Zuckerbrot oder Peitsche?

Wir Christen stehen mitten in der Fastenzeit. Viele nutzen die sieben Wochen auf Ostern hin, um auf etwas zu verzichten, etwa auf Süssigkeiten oder Alkohol, andere besuchen eine Fastenwoche, wieder andere nehmen sich mehr Zeit für
Besinnung und Gebet. In der Sprache der Kirche heisst die Fastenzeit auch «österliche Busszeit». Viele

werden damit etwas Schweres und Belastendes verbinden, eben eine «Busse»; die muss ja etwas weh tun. Die Bibel
gibt diesbezüglich viel her: ­Menschen haben in schweren Zeiten Busse getan, um Gott gnädig zu stimmen. Sie dachten, dass Schicksalsschläge eine Strafe Gottes für begangene Sünden seien und Gott die Strafe abwendet, wenn die
Menschen genügend Busse tun. Diese Meinung gibt es immer noch. Richtig ist, dass keiner von uns ein Engel ist; wir sind Menschen und machen Fehler. Und es ist gut, wenn wir Fehler einsehen und uns bekehren. Doch straft uns Gott wegen
unserer Fehler? Schickt er Kriege und Katastrophen, um die Menschen zu züchtigen? Ändert er das, wenn wir Busse tun? Das kann ich nicht glauben! Jesus spricht ganz anders von Gott: Er sagt, dass Gott für uns Menschen wie ein liebender Vater ist. So erzählt er etwa die Geschichte vom barmherzigen Vater, der seinen Sohn in die Arme schliesst, der nach einer grossen Dummheit, die er eingesehen hat, zu ihm zurückkehrt, und mit ihm ein Fest feiert. Kein Wort von Strafe!

Was machen Christinnen und Christen also in der «österlichen Busszeit»? Die eingangs erwähnten Tätigkeiten sind keine Bussübungen, sondern Handlungen, die den Menschen gut tun. Es mag Überwindung kosten, auf etwas zu verzichten, doch es tut gut – weniger Süsses, weniger Alkohol, zwischendurch bewusst weniger essen. Es mag Überwindung kosten, sich Zeit zum Gebet zu nehmen, doch es tut gut – Zeit für Stille und Zeit für Gott zu reservieren. 

Die Fastenzeit ist keine Zeit der Busse, sondern eine Zeit der Gnade.

16.03.2023 :: Urs Corradini