Tanja Moser zeigt, wie das Sjoelen-Spiel funktioniert. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Trubschachen: Im Hämelbach ist der schweizweit einzige Verein beheimatet, der aktiv Sjoelen spielt. Das alte Brettspiel stammt aus Holland. Dort findet auch die nächste WM statt, bei der Tanja Moser und ihr Team dabei sein werden.
Das Runde muss ins Eckige. Diese tiefschürfende Erkenntnis eines ehemaligen deutschen Fussballnationaltrainers gilt auch beim Jakkolo. Das Spiel – ebenso bekannt unter dem Namen Sjoelen – wird auf einem Holzbrett gespielt. Die runden Spielsteine müssen in vier Boxen am Ende des Bretts geschoben werden (siehe Kasten).
Der Sjoelen-Sport dürfte in der Schweiz aber den wenigsten bekannt sein. «Wir sind», lacht Tanja Moser, «mit fünf Mitgliedern wohl einer der kleinsten Vereine der Schweiz. Sicher sind wir jedoch der einzige, der diesen Sport aktiv betreibt.»
Training in der Stube
Moser und ihr Team trainieren weit hinten im Hämelbach bei Trubschachen. Zum heutigen Training ist die ganze Mannschaft gekommen – plus zwei junge Leute, die einen Schnupperkurs absolvieren. Trainingslokal ist die grosse Stube von Tanja Moser und ihrem Mann Dani. Hier stehen acht Spielgeräte bereit.
Vor einigen Jahren habe ihr Mann ein Holzbrett aus den Ferien mitgebracht, erzählt Tanja Moser. Anfangs sei sie gar nicht begeistert gewesen. «Was schleppt denn der jetzt wieder an?», sei ihre erste Reaktion gewesen. Dann aber habe es auch sie gepackt. Die erste Nacht hätten sie sieben Stunden durchgespielt. Aus der wachsenden Faszination heraus wurde vor sechs Jahren der Verein gegründet. Dieser ist seither regelmässig an Turnieren unterwegs. Sie fühle sich immer sehr wohl an den Wettkämpfen, schwärmt Moser. «Das sind offene und sehr kollegiale Leute, die da jeweils teilnehmen.» Man fühle sich wie in einer grossen Familie; die Atmosphäre sei locker und auch der Weltmeister sei sich nicht zu schade, einem Anfänger Tipps zu geben.
Drei Erfolgsfaktoren
Faszinierend ist für Tanja Moser auch der Umstand, dass alle diesen Sport ausüben können. Ob jung oder alt: Jede Gegnerin und jeder Gegner müsse ernst genommen werden, so Moser. Sie habe einmal am holländischen Cup gegen eine betagte Dame mit Rollator gespielt – und gegen diese haushoch verloren. Für den Erfolg seien drei Faktoren verantwortlich: ein Drittel Glück, ein Drittel gutes Auge und ruhige Hand, sowie ein Drittel Training. Zu letzterem gehöre, sich immer wieder auf neue Bretter einstellen zu müssen. Denn obwohl alle Spielgeräte aus dem gleichen Holz vom gleichen Produzenten stammten, seien deren Eigenschaften ganz verschieden.
Im Hinblick auf die anstehenden Weltmeisterschaften von Ende August in Holland hat die Gruppe den Trainingsrhythmus massiv erhöht. Sie selber, so Moser, trainiere mindestens fünf Mal pro Woche jeweils mindestens zwei Stunden. Zudem nimmt sie monatlich an ein bis zwei Turnieren teil, fast immer im Elsass.
Mit Ambitionen an die WM
Favorisiert an der Weltmeisterschaft seien die Mannschaften aus Holland, Deutschland und Schweden. Tanja Moser und Co. zählen zwar laut eigenen Angaben nicht zur Weltspitze, sind aber nicht völlig ambitionslos. Immerhin, freut sich Moser noch heute, sei sie an der WM vor zwei Jahren auf dem 23. Platz gelandet – und das bei über 400 Teilnehmenden. Sie hofft jetzt, für den Wettkampf in Holland genügend Sponsoren zu finden.
Das Training ist mittlerweile vorbei. Später meldet sich Tanja Moser nochmals und berichtet: Martin Laciga, einst erfolgreicher Schweizer Beachvolleyballer, habe soeben mit ihr Kontakt aufgenommen. Er werde sich wohl auch noch ihrem Team anschliessen. Sicher ein tolles Zugpferd – für das Team, für diesen Sport.