Yannick-Lennart Albrecht spielte – die Junioren eingerechnet – neun Saisons für die SCL Tigers. Er möchte diese Zeit nicht missen. / Bild: Peter Eggimann (ped)
Eishockey: Bei den SCL Tigers nahm alles seinen Anfang. Heute spielt Yannick-Lennart Albrecht bei Rapperswil und ist einer der stärksten Mittelstürmer der National League.
Die SCL Tigers bestreiten am nächsten Dienstag gegen Rapperswil ihr viertletztes Heimspiel. Mit dem Tabellenvierten kehrt Yannick-Lennart Albrecht an jenen Ort zurück, an dem seine bemerkenswerte Karriere als Eishockeyprofi begann. Bereits als 15-jähriger Novize kam der Visper nach Langnau – und verliess das Emmental erst nach neun Saisons wieder. Rückblickend weiss Albrecht, welche Chance ihm die SCL Tigers gegeben haben: «Sie waren das perfekte Sprungbrett für mich. Ohne sie wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin.»
Zur Erinnerung: «Lenny», wie er genannt wird, war Topskorer der Elitejunioren der SCL Young Tigers. Mit 19 bestritt er die ersten NLB-Spiele, feierte mit den Emmentalern den NLB-Meistertitel und den Aufstieg. Mit 21 debütierte er in der NLA und erhielt die ersten von insgesamt 14 Aufgeboten für die Schweizer A-Nationalmannschaft. Albrecht hatte aber nicht nur seine Karriere als Eishockeyprofi im Kopf, sondern dachte auch an die Zeit danach. Er schloss seine Schulzeit mit der Matura ab und bildet sich noch heute ständig weiter.
Rückschläge weggesteckt
Geschenkt wurde dem heute 28-Jährigen nichts. «Zuerst», sagt Albrecht, «sind da die Ziele, von denen man träumt und die man erreichen will. Man darf aber nicht nur träumen, sondern muss viel Durchhaltewillen investieren. Es geht in einer Karriere auch nicht immer vorwärts.» Es gebe Rückschläge, nach denen man nicht aufgeben dürfe. «Man muss bereit sein, hinten anzustehen und sich Schritt um Schritt nach vorne zu arbeiten. Und man muss die Chancen, die man erhält, mit viel Entschlossenheit, Willenskraft und Leidenschaft nutzen. Zu alledem braucht es auch noch das Glück, im richtigen Moment am richtigen Ort zu stehen.»
Wie schwierig es ist, sich wie Albrecht im Schweizer Eishockey Jahr für Jahr auf höchstem Niveau zu behaupten, zeigt ein Blick auf die Langnauer Aufstiegsmannschaft von 2015. Neben ihm spielen heute nur noch Torhüter Damiano Ciaccio (Ajoie), Chris DiDomenico (SCB) und Tigers-Verteidiger Miro Zryd in der National League. Mit den Langnauern hat Lenny Albrecht nicht nur erfolgreiche NLB-Zeiten mit deutlich mehr Siegen als Niederlagen erlebt. «Nach dem Aufstieg mussten wir schwer unten durch», erinnert er sich. «Plötzlich gab es viel mehr Niederlagen als Siege. Als erfolgsverwöhnter Sportler muss man mit dieser neuen Situation erst mal fertig werden.» Die Tigers mussten damals in die Platzierungsrunde und in das Playout – das volle Programm im Kampf gegen den Abstieg. «Ich erinnere mich noch genau an die riesige Erleichterung, als wir 2016 die Playoutserie gegen Biel im sechsten Spiel zu unseren Gunsten entschieden und den Ligaerhalt schafften.»
Schritt für Schritt vorwärts
Peter Baldinger war bei den Visper Mini und Novizen der erste Ausbildner von Albrecht. «Er wusste schon als Zwölfjähriger haargenau, was er wollte», sagte Baldinger einmal. «Er hatte stets einen Plan und liess nicht locker, bis er dort angelangt war, wo er hinwollte.» Das tat Yannick-Lennart Albrecht auch nach neun Jahren bei den SCL Tigers. «Ich fühlte, dass für mich noch mehr drin liegt. Deshalb entschied ich mich für einen Wechsel zum EV Zug. In dieser Mannschaft erreichte ich Meistertitel, Cupsieg, Spiele in der Champions League.»
In Zug machte er Fortschritte und sammelte weitere wertvolle Erfahrungen. Aber in der Hierarchie der stark besetzten Mannschaft konnte er nicht ganz wie erhofft aufsteigen. Deshalb wagte er einen kleinen Schritt rückwärts. Er wechselte zum immer stärker werdenden Rapperswil und hat nun, was er wollte. «Ich kann meine Rolle als Zweiwegstürmer richtig ausleben. Dass es dem Team diese Saison dermassen gut läuft, macht für jeden Einzelnen von uns alles leichter.»
Zukunft in Rapperswil
Nach 43 Spielen hat Albrecht mit 10 Toren und 18 Assists so viele Skorerpunkte erzielt wie noch nie in seiner NLA-Karriere. Die Plus-/Minusbilanz ist mit +14 ist die viertbeste des Teams, und mit 56,6 Prozent ist er der zweitstärkste Bullyspieler. Er erhält am drittmeisten Eiszeit, wird im Penaltykilling am zweithäufigsten eingesetzt, und im Powerplay ist er die Nummer 4. Der Lohn für diese Vielseitigkeit und Zuverlässigkeit blieb nicht aus. Bereits Ende November erhielt Albrecht, der auf Wunschliste einiger Klubs stand, eine Vertragsverlängerung bis 2026.