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Taten statt Worte

Während einer längeren Autofahrt ist mir ein Licht aufgegangen! Es ist einer dieser seltenen Momente gewesen, bei denen einem das berühmte «Zwänzgi» runterfällt oder es einem wie Schuppen von den Augen fällt. 

Im Radio diskutieren sie über Jahresziele und Vorsätze. Ich bleibe hängen bei letzterem Wort. Während Gölä mein Auto mit seiner kratzigen Stimme erfüllt, nehme ich das Wort auseinander: Vor-Sätze! Und plötzlich macht es eben dieses «Plopp»: Ha! Ich weiss, warum die Menschen ihre Vorsätze nicht in die Tat umsetzen. Es ist ja klar, dass es bei Sätzen bleibt, solange wir sie Jahres-Vor-Sätze nennen. Alle von sich selber enttäuschten Menschen kann ich jetzt befreien!

All die tollen Vor-Sätze werden auf ewig Sätze bleiben, wenn wir sie uns nicht einverleiben: Den Bauchansatz wegtrainieren. Mit dem Rauchen aufhören. Keine Schoggi mehr essen. Weniger gamen. Mehr schmusen. Besser zuhören. Weniger diskriminieren. Mehr lieben. Mehr sparen. Weniger Auto fahren. Mehr spazieren. Mehr auf Kinderstimmen hören. Weniger den inneren Frieden stören. Das Grosi regelmässig besuchen. Weniger fluchen. Aufräumen! Weniger träumen! Mehr Träume umsetzen. Weniger hetzen. Aufhören, zu warten und anfangen, anzufangen und endlich zu beginnen. Das alles sind wunderbare Jahresvorsätze. Und schon im Februar wird klar: Nichts davon ist umgesetzt worden. So als hätte man sich anstelle von Jahresvorsätzen eher Januarvorsätze aufgeschrieben. Erkennen Sie sich wieder? Ich kann Sie beruhigen. Ich habe auch immer gedacht, ich sei zu undiszipliniert, hätte einfach zu wenig Biss und kein Durchhaltevermögen.

Mittlerweile singt nicht mehr Gölä durch mein Auto, sondern Aretha Franklin ihren kraftvollen Song «Respect»! Und ich habe dabei die Lösung für unser aller Problem entdeckt. Wir müssen nur unser Vokabular ändern. Nennen wir es ab heute Jahres-vor-­Taten! Taten statt Worte! Coop war schon vor mir erleuchtet, ich gebe es zu! Es ist ein einfacher, aber hochwirksamer psychologischer Trick. Indem Sie das Wort schon auf das Tun richten, wird es Ihnen im Handumdrehen gelingen. Da bin ich überzeugt! Oder ­zumindest kann ich es mir vorstellen.

Meine Jahresvortat fürs 2023 ist jetzt, meine Vorsätze in Vortaten umzumodellieren. Im Moment bin ich zwar noch am Warten, bis meine Jahresvortaten mich in die Sätze bringen. Aber irgendwann wird es mir gelingen, meine Ziele zu erreichen. Wenn es auch mit den Jahresvortaten nicht klappen sollten, probiere ich es nächstes Jahr vielleicht mit Jahres-Ist-Zuständen! So könnte sich das Blatt noch wenden. Prosit. Neujahr!

02.02.2023 :: Fabienne Diessel-Krähenbühl