Marc Michaelis hat in Langnau wieder Fahrt aufgenommen. / Bild: Peter Eggimann (ped)
SCL Tigers: In seiner ersten Saison bei Langnau überzeugt Marc Michaelis als Topskorer. Als Teenager zu leicht für Profi-Hockey befunden, schaffte er es später bis in die NHL.
Dass er überhaupt Eishockey spielt, verdankt Marc Michaelis seinem Vater. Dieser übte den Sport neben dem Studium aus und war grosser Fan der Adler Mannheim. Die beiden Söhne nahm er jeweils mit an die Spiele. Während sich der Bruder nicht so recht dafür begeistern liess, packte das Spiel mit dem Puck den kleinen Marc sofort und er begann selbst Eishockey zu spielen. «Seitdem lebe ich meinen Traum und auch den meines Vaters», so Michaelis, der in der 3500-Seelen-Gemeinde Birkenheide in Rheinland-Pfalz aufgewachsen ist.
Statt in Mannheim sein Profi-Debüt zu geben, zog es ihn mit 19 Jahren in die USA. «Ich war damals zwar technisch schon versiert, aber nur knapp über 60 Kilo schwer. Ich musste meinem Körper noch ein paar Jahre Zeit geben, um für den Profisport bereit zu sein», erklärt er. «Ich hatte die Möglichkeit, an der Universität in Minnesota Wirtschaft zu studieren und nebenbei Hockey zu spielen. Rückblickend gesehen war die College-Zeit die beste meiner Karriere.»
Operation statt zweite NHL-Chance
Die stetigen Fortschritte blieben nicht unbemerkt, 2020 erhielt der Stürmer von den Vancouver Cannucks einen NHL-Vertrag. «Darauf bin ich unglaublich stolz, denn ich hätte nie geglaubt, dass ich das einmal schaffen würde», sagt der Deutsche, der in der Freizeit gerne Golf spielt. Wegen der Corona-Pandemie und den behördlichen Massnahmen sind die Erinnerungen an jene Zeit aber nicht nur positiv. «Ich habe zwar in der besten Liga der Welt gespielt, aber nie vor Zuschauern und somit nie dieses NHL-Feeling erlebt.» Nebst 15 Einsätzen war er zudem oft überzählig und in der Freizeit vom Rest des Teams abgeschirmt.
Die vergangene Saison verbrachte Michaelis dann in der AHL bei den Toronto Marlies. «Weil ich nach einer Fussverletzung weitergespielt habe, wurde eine Operation notwendig und ich fiel fünf Monate aus», so der 1,80 Meter grosse und 85 Kilo schwere Angreifer. Es gab danach zwar die Überlegung, es noch einmal in Nordamerika zu versuchen. Doch letztlich fiel die Wahl auf Langnau. Auch weil die Tigers schon seit einigen Jahren an ihm interessiert gewesen waren.
Zukunft noch ungewiss
Und der Neuzugang hat im Emmental bislang durchaus überzeugt. Der 27-Jährige ist nicht nur Topskorer, sondern weist auch die beste Plus/Minus-Bilanz im Team auf. Restlos zufrieden ist er deswegen aber noch nicht. «Ich spiele aktuell zwar recht gut, aber ich bin noch nicht da, wo ich hin will.» Sportchef Pascal Müller sagt: «Wir beurteilen ihn nicht anhand seines Topskorer-Helms. Er hat einen guten Charakter und passt menschlich gut zu uns.» Michaelis trug dazu bei, dass sich die Mentalität im Team zum Positiven verändert hat. «Als ich im August hier ankam, hat man schon gemerkt, dass die letzten Jahre für den Klub schwierig waren. Aber ich habe von Anfang an versucht, dies auszublenden und den Fokus auf die Zukunft zu richten.»
Apropos Zukunft: Ob der Deutsche, der Ende Jahr den HC Davos am Spengler-Cup verstärken wird, auch nächste Saison für die Tigers spielt, ist ungewiss. Pascal Müller will sich nicht öffentlich zu möglichen Vertragsverhandlungen äussern. Und auch der Spieler selbst gibt sich bedeckt. «Damit möchte ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beschäftigen, denn in der Vergangenheit haben mich solche Sachen auch schon vom Eishockey abgelenkt», sagt er. «Ich will mich aktuell nur auf den Sport konzentrieren.» Den Tigers-Fans dürfte das recht sein.