Der Erweiterungsbau auf zwei Geschossen besteht aus zwei Lernlandschaften für je drei Klassen. / Bild: zvg
Zollbrück: Ende November wird in Lauperswil und Rüderswil darüber abgestimmt, ob das Oberstufenzentrum realisiert und ein durchlässiges Schulmodell eingeführt werden soll.
Schulleitende, Lehrpersonen, Gemeindepräsidenten und Gemeinderätinnen sowie Architekten: Sie alle befanden sich in der Aula, um das Projekt an der letzten Infoveranstaltung vor den Abstimmungen vorzustellen. Seit Frühling 2016 waren sie in irgendeiner Form beteiligt. Nun gaben sie nochmals Auskunft, was auf die Jugendlichen und die beiden Gemeinden zukommen würde – mit dem durchlässigen Schulmodell ab der Oberstufe und dem Erweiterungsbau zwischen der Aula und der Turnhalle. Den Bau braucht es aus Platzgründen, um das Oberstufenzentrum einführen zu können. Verständnisfragen wurden beantwortet, kritische Meinungen waren nicht zu hören.
Alle sollen profitieren
Mit dem gewählten Schulmodell 3b würden die individuellen Stärken gefördert, sagte Barbara Grosjean, Lauperswiler Gemeinderätin und Vorsitzende der Arbeitsgruppe. «Alle ab der 7. Klasse werden das Oberstufenzentrum in Zollbrück besuchen. Es gibt Lernlandschaften mit einem persönlichen Arbeitsplatz, konventioneller Unterricht findet weiterhin statt, auch die Zeugnisse gibt es weiterhin.» Als Sek-Schüler oder -Schülerin gilt, wer höchstens ein Hauptfach auf Real-Niveau absolviert. Gleichzeitig kann ein Real-Schüler ein einzelnes Fach auf Sek-Niveau besuchen. Ein Niveau-Wechsel ist in der Regel bis Mitte der 8. Klasse möglich. «Schwächere und leistungsstärkere Jugend-liche profitieren gleichermassen. Soziale Fähigkeiten werden gefördert, ein Wir-Gefühl entsteht, gegenseitige Wertschätzung wird gestärkt», zeigte sich Grosjean überzeugt.
Seit 1992 ist im Kanton Bern ein gemeinsamer Unterricht ab der 7. Klasse möglich. Die meisten Gemeinden, auch im oberen Emmental, haben den Schritt zu einem der drei möglichen durchlässigen Schulmodelle vollzogen oder sind daran, diesen umzusetzen. «Die Jüngeren, vom Kindergarten bis zur 6. Klasse, werden weiterhin in Emmenmatt, Lauperswil, Mungnau, Rüderswil und Than unterrichtet», führte Grosjean aus. Dort habe es somit mehr Platz – jedoch nicht im Überfluss. «Man hätte auch dort eine zeitgemässe Lösung.»
Keine Steuererhöhung wegen Bau
Das aktuelle Sek-Schulhaus spielt in den Überlegungen keine Rolle, bei einem Nein würden erhebliche Sanierungskosten anfallen. «An eine Ablehnung wollen wir nicht denken, denn das würde keinen Mehrwert für eine zeitgemässe Schule bringen», gab Barbara Grosjean zu verstehen. Die Kosten für den Erweiterungsbau in Zollbrück teilen sich die zwei Gemeinden; sie zahlen je knapp sechs Millionen Franken. Eine gewisse Reserve sei eingerechnet worden, hiess es an der Infoveranstaltung. Weder Rüderswil noch Lauperswil müsse deswegen die Steuern erhöhen. Rüderswils Gemeindepräsident Roland Rothenbühler sagte einzig: «Andere Projekte wollen wir gleichwohl realisieren. Auch ohne Oberstufenzen-trum ist in unserer Gemeinde mittelfristig eine geringe Steuererhöhung möglich.»
Die Beteiligten betonten mehrfach, das Projekt sei auf lange Sicht durchdacht. So ist zum Beispiel eine Photovoltaikanlage auf dem Erweiterungsbau kein Thema, da dieser Gebäudeteil bei steigenden Schülerzahlen um eine Etage erweitert werden könnte. Eine PV-Anlage wäre aber später auf der Turnhalle realisierbar.
«Es ist Zeit für den nächsten Schritt»
Das Schulmodell und der Bau sind voneinander abhängig, über die zwei Vorlagen wird in den beiden Gemeinden jeweils separat abgestimmt. Wegen unterschiedlichen Finanzkompetenzen stimmt Rüderswil am 27. November an der Urne über das Bauprojekt ab, Lauperswil hingegen am 28. November an der Gemeindeversammlung. Das Organisationsreglement des neuen Verbandes ist in beiden Gemeinden am 28. November Sache der Gemeindeversammlungen.
Beiden Vorlagen muss jeweils zugestimmt werden, damit das Projekt umgesetzt werden kann. Barbara Grosjean zeigt sich zuversichtlich, schliesslich habe man viel unternommen und die Bedenken aus der Bevölkerung ernst genommen. Vor 150 Jahren hätten mutige Männer die Sekundarschule gegründet, jetzt sei es Zeit für den nächsten Schritt, betonte die Vorsitzende der Arbeitsgruppe.
Kommt alles wie geplant, dann startet das Oberstufenzentrum unter dem neu zu gründenden Gemeindeverband Schule Zollbrück im August 2025.