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Jäger nehmen mehr Hirsche ins Visier

Jäger nehmen mehr Hirsche ins Visier
Hirschstiere sind bei der Jägerschaft beliebter als Hirschkühe. / Bild: Walter Fiechter
Entlebuch/Emmental: Die Rotwildbestände sind in den letzten 20 Jahren stark gestiegen. Im Kanton Luzern konnte die Population dank der Jagd stabilisiert werden.

Hirsch ist nicht gleich Hirsch und Jagd ist nicht gleich Jagd. Das zeigt sich rasch, wenn man die Kantone Luzern und Bern in Sachen Rotwild vergleicht. Der Kanton Luzern ist in fixe Reviere eingeteilt, im Kanton Bern hingegen wird die Patentjagd ausgeübt, was ermöglicht, dass beispielsweise ein Oberländer Jäger im Emmental eine Hirschkuh erlegen kann oder umgekehrt. Das Rotwild muss sich auch zu unterschiedlichen Zeiten vor der Jägerschaft in Acht nehmen: Im Kanton Bern ist der Rothirsch heuer vom 1. bis 20. September «offen», anschliessend gilt eine Brunftpause. Wieder gejagt werden dürfen die Hirsche auf bernischem Boden dann ab 10. Oktober bis 15. November. Wer in Besitz einer Sonderbewilligung ist, kann anschliessend noch zwei Wochen länger, also bis Ende November, auf Hirschjagd gehen.


Längere Jagdperiode im Kanton Luzern

Eine Brunftruhe gilt auch im Kanton Luzern, und zwar vom 20. bis 30. September. Grundsätzlich ist die Rotwild-Jagd vom 2. August bis Mitte Dezember «offen», gleich wie im «Hirsch-Kanton» Graubünden. Um den Bestand regulieren zu können, lautet das Ziel im Kanton Luzern, 165 Tiere zu erlegen. Hinzu kommen 20 Tiere, welche im Jagdbann-Gebiet Tannhorn erlegt werden sollen. Dieses Gebiet dient dem Schutz von seltenen und bedrohten Arten. Daher werden dort nur Eingriffe gemacht, wenn die Bestände aus dem Gleichgewicht zu geraten drohen. «Wir sind auf gutem Weg, die geplanten Zahlen zu erreichen», sagt Wildhüter Daniel Schmid. Bis zur Brunftruhe waren bereits 78 Prozent erfüllt, wie eine Auswertung des Kantons Luzern zeigt. Schwerpunkt der Rotwildjagd bildet die Region Schratte-Beichle.

Um den Bestand effizient regulieren zu können, wurden die Jagdbetriebsvorschriften angepasst. «Es müssen verhältnismässig mehr weibliche Tiere erlegt werden», führt der Wildhüter aus. Die Begründung: Die Regulation funktioniere hauptsächlich über weibliche Tiere, also über Hirschkühe und Schmaltiere. Bei Letzteren handelt es sich um weibliche, im Frühling geborene Tiere. «Wenn man einige Stiere entnimmt, macht das, was die Population betrifft, eigentlich kaum einen Unterschied.»

Auch in der Jagdordnung 2022 des Kantons Bern ist zu lesen: «In Wildräumen mit der Zielsetzung Stabilisierung des Bestandes wird ein Kahlwildanteil von mindestens 70 Prozent geplant.» Als Kahlwild werden Hirschkühe und -kälber bezeichnet. Genauere Angaben zur Jagdplanung insbesondere in den Wildräumen 5 (Trub-Sumiswald) und 10 (Eggiwil-Röthenbach), wo gemäss Wildschadenkarten «untolerierbare Schäden» an den Wäldern festgestellt wurden, waren von den zuständigen Stellen des Kantons Bern bis Redaktionsschluss nicht erhältlich.


Hirsche richten Schäden an

Im Kanton Luzern seien am Wald trotz des steigenden Rotwildbestandes bisher nur lokal Schäden zu beklagen, berichtet Wildhüter Daniel Schmid weiter. «Dies vor allem, weil sich die Hirsche vor allem während des Sommers auf luzernischem Boden befinden. Grösser ist das Schadenpotenzial beim Rotwild aber in den Wintereinstandsgebieten, welche sich vor allem auf Obwaldner wie auch auf Berner Boden befinden.» Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen kann es aber auf landwirtschaftlichen Nutzflächen im Frühling zu Frass- und Trittschäden kommen, «wenn zahlenmässig viel Rotwild auf kleiner Fläche einsteht», wie der Wildhüter weiter ausführt. 

Der Rotwildbestand ist auch im Kanton Luzern in den letzten Jahren stark angestiegen, bis auf zirka 400 Tiere im Sommereinstand. «Dank des entschiedenen Eingreifens der Jagenden und der guten Zusammenarbeit mit den Nachbarkantonen Bern und Obwalden konnte er aber mehrheitlich stabilisiert werden», hält der Wildhüter fest.


Schwierig zu jagen

Die geplanten Abschusszahlen im Kanton Luzern konnten dabei erreicht werden, obwohl die Rotwildjagd sehr anspruchsvoll und nicht bei allen Jägern beliebt sei, wie Daniel Schmid weiss. Warum ist dies so? Zum einen sei das Rotwild hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv und ein mit äusserst guten Sinnen ausgestattetes Tier. Und deshalb seien Hirsche schwieriger zu bejagen, als etwa Rehwild. Zum andern könne es innerhalb einer Jagdgesellschaft auch zu Missgunst führen, wenn das Jagdglück, insbesondere bei den männlichen Tieren, ungleich verteilt ist.

Geplant wird die Rotwildjagd über den ganzen Kanton Luzern und in Absprache mit den benachbarten Kantonen Obwalden und Bern. Die Zahlen zur Rehwild-Jagd werden von den Verantwortlichen der Reviere mit den zuständigen Förstern vereinbart. Damit könne rasch und lokal auf Entwicklungen reagiert werden. Die Abschusszahlen in der Rehjagd würden praktisch immer erfüllt, bilanziert Daniel Schmid.

03.11.2022 :: Bruno Zürcher (zue)