«Ich kenne alle Facetten des Eishockeys»

«Ich kenne alle Facetten des Eishockeys»
Seit über acht Jahren leitet Reto Kläy die Sportabteilung des EV Zug. / Bild: zvg
Eishockey: Reto Kläy ist aktuell der erfolgreichste Langnauer im Schweizer Eishockey. Sein Weg zum zweifachen Schweizermeistertitel mit dem EV Zug verlief aussergewöhnlich.

«Damals hatte man in Langnau kaum eine andere Wahl, es war und ist einfach die populärste Sportart», sagt Reto Kläy. Deshalb ging er als Schuljunge ins Training des SC Langnau und startete so seine Eishockey-Karriere. Als Spieler sei er nicht überaus talentiert gewesen, «so chly mittumässig», sagt der heute 44-Jährige. Bis zu den Elite-A-Junioren spielte er für seinen Heimatklub. Um sein Ziel, Profi zu werden, zu erreichen, ging er über verschiedene Stationen wie Leukerbad oder Visp. Dank seiner Beharrlichkeit absolviert Kläy für Rapperswil einige Spiele in der höchsten Liga. Den grössten Teil seiner Spielerkarriere verbrachte er dann in der heutigen Swiss League beim SC Langenthal. «Auch nebenberuflich habe ich immer etwas gemacht, in Leukerbad arbeitete ich als Snow-boardlehrer oder hatte später mein eigenes Geschäft.»


Von einem Tag auf den anderen

Auch bei Langenthal half Reto Kläy neben dem Eis mit, etwa beim Anwerben von Sponsoren. Als beim Verein das Budget etwas knapp war, erhielt der Langnauer ein Angebot: «Ich konnte meinen Vertrag als Spieler selber finanzieren, indem ich gute Arbeit im Sponsoring leistete. Erst war ich etwas ‹betupft›, doch dann sah ich es als Herausforderung.» Das Ergebnis: «Innert kurzer Zeit war ich einer der bestbezahlten Spieler der NLB», erzählt Kläy rückblickend mit einem Schmunzeln.

Dann, in seiner sechsten Saison in Langenthal, zog er sich eine schwere Handverletzung zu und fiel lange aus. «Zur gleichen Zeit gab es im Klub einige Wechsel auf der Geschäftsstelle. Der Präsident Stephan Anliker bot mir das Amt des Sportchefs an. So habe ich im November, also mitten in der Saison, von einem Tag auf den anderen als Spieler aufgehört.»

Zuerst seien im Verwaltungsrat nicht alle begeistert gewesen, erzählt Kläy. Er zahlte aber das Vertrauen zurück, baute zusammen mit Gian Kämpf etwas auf und hatte Erfolg. Rückblickend auf seine Karriere sagt er: «Ich war Sportchef, half im Sponsoring, habe Schlittschuhe geschliffen, war Spieler. Ich kenne alle Facetten des Hockeys, das hat im Nachhinein sehr gut getan, ich hatte eine optimale Grundlage.» Oder anders gesagt: «Heute gebe ich primär Geld aus. Ich weiss aber auch, wie schwer es ist, es hereinzuholen.»


«Das Zuger Leitbild faszinierte mich»

2014 fragte der EV Zug zum zweiten Mal für den Posten als Sportchef an und Reto Kläy entschied sich für den Wechsel. «Zug plante zu dieser Zeit die EVZ Academy. Man wollte mit eigenen, jungen Spielern als Basis den nächsten Schritt gehen und innert fünf bis sechs Jahren den Meistertitel gewinnen. Dieses Leitbild faszinierte mich, ich habe stets nach diesem gearbeitet.» Das zahlte sich aus: Seit Kläys Amtsanritt bei den Innerschweizern steigerte sich die erste Mannschaft kontinuierlich, beendete die Qualifikation immer mindestens auf Rang 4. Auch die Academy entwickelte sich unter Kläy hervorragend, verschiedene Nachwuchs-Teams feierten Erfolge. Es wird sehr professionell gearbeitet, auch dank dem modernen OYM-Sportzentrum. Der Lohn: Die Schweizermeistertitel in der National League in den vergangenen beiden Saisons.


«Nachwuchs ist mir ein Anliegen»

Als General Manager trägt Reto Kläy die Verantwortung für den ganzen Sportbereich. Neben der ersten Mannschaft engagiert sich der Emmentaler seit acht Jahren genauso für den Nachwuchs und den Breitensport. «Ich habe hervorragende Leute um mich und muss nicht alleine führen. Ich muss einfach den Überblick über alles haben.» Dass er den Überblick hat, bleibt auch im Ausland nicht unbemerkt. Kläy ist aber glücklich in Zug und konzentriert sich schon auf die nächsten Ziele: «Der Nachwuchs ist mir ein grosses Anliegen. Besonders in diesem Bereich kann man die Strukturen gesamtschweizerisch deutlich verbessern.» Auch das Potenzial des OYM sei noch längst nicht ausgeschöpft. Zudem wolle sich der EV Zug als Verein noch besser platzieren. «Den Punkt, wo man alles gut macht, wird es nie geben, man muss sich immer weiterentwickeln.»

Und ist eine Rückkehr nach Langnau eines Tages denkbar? «Sag niemals nie», antwortet Reto Kläy. Besonders im Eishockey wisse man nicht, wo das Leben einen hinführe. «Ich habe den Job als Sportchef nie aktiv gesucht, es hat sich einfach alles so ergeben.» Man darf gespannt sein, was sich in Zukunft für den Langnauer Eishockeykenner noch alles ergibt.

27.10.2022 :: Micha Strohl (msz)