Er will mitgestalten und etwas verändern

Er will mitgestalten und etwas verändern
Nils Hirschi aus Trub engagiert sich politisch: an der kantonalenzvg. Jugendsession, im Jugendforum Ämmitau und in der GLP. / Bild: zvg
Trub: Am Samstag diskutieren 40 junge Leute an der kantonalen Jugendsession über Themen wie psychische Gesundheit und politische Bildung. Nils Hirschi arbeitet im OK mit.

Der 29. Oktober dürfte für Nils Hirschi ein stressiger Tag werden. An der kantonalen Jugendsession im Rathaus Bern wird er als OK-Mitglied eine der vier Arbeitsgruppen leiten und die Medienarbeit koordinieren. Trotzdem freut er sich darauf. «Ich erwarte spannende Diskussionen zu sehr unterschiedlichen, wichtigen Themen.»

Es ist die erste Jugendsession, die der 17-jährige Truber miterlebt. Bis vor rund zwei Jahren war er politisch nicht aktiv. Damals, die Kampfjet-Abstimmung war gerade aktuell, habe er mit einem Kollegen über diese Vorlage und andere Themen diskutiert: den Umgang mit der Corona-Pandemie, die Digitalisierung. Nils Hirschi merkte, wie sehr ihn das alles interessiert und dass er gerne mitgestalten und Dinge verändern möchte. «Ausserdem debattiere ich gern.» In seinem Alter ist das die einzige Möglichkeit, sich politisch einzubringen; abstimmen und wählen darf er ja noch nicht. Deshalb findet er die kantonale Jugendsession wichtig. «Hier wird nicht nur diskutiert, wir erarbeiten auch Lösungen für konkrete Probleme und formulieren Anträge an den Grossen Rat.»


Bei der Schule ansetzen

Rund 40 Menschen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren werden an der Jugendsession mitwirken. Vier Themen hat das OK festgelegt: psychische Gesundheit, Digitalisierung, politische Bildung und wie sich Jugendliche in der Berner Politik mehr Gehör verschaffen können. Nils Hirschi wird zusammen mit einer zweiten Person die Gruppe «psychische Gesundheit» leiten. Ein wichtiges und aktuelles Thema, findet er. «Jeder und jede kennt jemanden, der psychisch angeschlagen ist und Hilfe braucht. Die Politik hat noch nicht gecheckt, wie gross das Problem ist.» Ein Grund – und dort könne man ansetzen – sei das stetig steigende Leistungsniveau in der Schule. 10, 15 Tests in zwei Wochen seien keine Ausnahme, daneben müssten auch noch die Hausaufgaben erledigt werden. «Im Lehrplan 21 steht, wie viele Hausaufgaben ein Kind haben darf. Diese Limite wird aber oft nicht beachtet», erklärt Hirschi, der auf dem Militärflugplatz Meiringen eine Lehre als Polymechaniker absolviert. Er sei gespannt, was für Lösungsvorschläge zusammenkommen. Jeder Gruppe gehört eine Fachperson an, die zum jeweiligen Thema Hintergrundwissen beisteuert. Auch Mitglieder des Grossen Rats werden dabei sein. «Das bietet die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen.»


Anträge für den Grossen Rat

Jede Gruppe erarbeitet einen Antrag, über den schliesslich im Plenum abgestimmt wird. Bei Annahme gelangt der Vorstoss via Beirat – der aus vier bis sechs Grossrätinnen und Grossräten besteht – ins Kantonsparlament. «Der ganze Ablauf ist etwas kompliziert. Aber da das kantonale Jugendparlament keine Vertretung im Grossen Rat hat, ist dies die einzige Möglichkeit, unsere Anliegen einzubringen», sagt Nils Hirschi.


Nicht zu links

Die kantonale Jugendsession vom 29. Oktober findet erst zum dritten Mal statt. Das mag ein Grund sein, weshalb die Obergrenze von 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht ausgeschöpft wurde. Eine Rolle spiele aber auch das fehlende Interesse an der Politik, hat Nils Hirschi die Erfahrung gemacht. «Viele junge Leute wollen ihre Freizeit nicht dafür opfern oder finden, dass Politik sie nichts angeht.» Jene aber, die mitarbeiteten, blieben oft über Jahre dabei und investierten viel Zeit und Energie in die politische Arbeit. Das Vorurteil, dass «die Jugend» zu links politisiere, lässt Hirschi, selber Mitglied der GLP, nicht gelten. Im Jugendparlament gehe es nicht um Parteipolitik. «Wir sind unabhängig und alle politischen Richtungen sind vertreten.»

27.10.2022 :: Silvia Wullschläger (sws)