Postkutsche erwacht zu neuem Leben

Postkutsche erwacht zu neuem Leben
Martin Riggenbach übergibt die Postkutsche dem neuen Verein. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Schangnau: Im Rahmen des Jahrmarktes präsentierte der neu gegründete Postkutschenverein Schangnau das historische Gefährt. Die Restaurierung gestaltete sich aufwendig.

Die Schangnauer Postkutsche ist ein Zweispänner, der viele Geschichten erzählen könnte. «Während den Jahren 1904 bis 1925 transportierte sie Post, Reisende und die klassischen ‹Merängge› zwischen dem Bahnhof Wiggen und dem Kemmeriboden-Bad», sagt Fredy Lötscher von Escholzmatt-Marbach Tourismus. Nachdem sie 1925 durch das Postauto abgelöst wurde, zerbrach sie buchstäblich in ihre Einzelteile. So wurde zum Beispiel die Passagierkabine in ein Bienenhaus umfunktioniert. Einheimische sagen, dass darin während Jahren der beste Honig weit und breit produziert wurde. «Eine Sitzbank wurde vor einem Bauernhaus als Ruhegelegenheit an eine Wand geschraubt», erzählt Martin Riggenbach, der letzte Besitzer des Gefährts.


Alle Teile zusammengetragen

Ruedi Hänni, Schreiner in Schangnau, liess es keine Ruhe; er wollte den Zweispänner wieder instand stellen. In aufwendiger Recherchearbeit fand er alle Teile und trug sie zusammen. In der Folge stellte Hänni fest, dass eine Restaurierung ein zu grosser Aufwand für ihn bedeutet. «In der Person von Martin Riggenbach, Bauer und Kutschenliebhaber aus Solothurn, fand er die Lösung», sagt Walter Bieri, Vizepräsident des neu gegründeten Postkutschenvereins. Durch Riggenbachs Netzwerk kam das Kulturgut nach Polen zu seinen Handwerksfreunden, die sich mit dieser Arbeit auskennen. «Es ist mein Wunsch, dass diese Kutsche in der Region bleibt und nicht wieder verkauft wird. Ein Verein bietet dazu die besten Voraussetzungen», erklärte Riggenbach anlässlich der Übergabe. 


Nächsten Sommer auf der Strasse

So haben sich Vertreter aus Tourismus und Wirtschaft sowie interessierte Privatpersonen zusammengefunden und den Verein «historische Postkutsche Wiggen–Marbach–Schangnau–Kemmeriboden» gegründet. «Ziel ist es nun, die Instandstellungskosten von rund 35´000 Franken, die Basis für den Kauf, durch Crowdfunding, Gönner und Freunde aufzubringen», führt Walter Bieri aus. 

Voraussichtlich nächsten Sommer wird die Kutsche wieder auf den Strassen der Region für spezielle Anlässe wie Hochzeitsfahrten oder Familienfeste unterwegs sein. 

29.09.2022 :: Pedro Neuenschwander (pnz)