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Steigen die Eismieten, bringt das die Amateurklubs in Bedrängnis

Steigen die Eismieten, bringt das die Amateurklubs in Bedrängnis
Die Eisaufbereitung – hier die Halle in Hasle – beginnt jeweils schon sehr früh. Und das kostet. / Bild: Stephan Schori (ssr)
Emmental: Schon bald beginnt die Eishockey-Saison in den unteren Ligen. Die Stimmung bei den Klubs und den Stad ionbetreibern ist gedämpft – wegen der steigenden Energiekosten.

Bei den Amateureishockeyklubs der Region freute man sich darauf, «endlich wieder richtig Eishockey zu spielen», wie es Martin Neuenschwander, Vorstandsmitglied beim EHC Mirchel, ausdrückt. Die Corona-Pandemie erschwerte das in den letzten zwei Saisons. Doch nun droht neues Ungemach: Die steigenden Stromkosten belasten Stadionbetreiber (siehe Kasten) ebenso wie deren Mieter, die Klubs. Wie stark, hängt auch davon ab, ob die Energieverträge noch länger laufen oder neu abgeschlossen werden müssen – zu den aktuell hohen Preisen.

Den EHC Mirchel, der im Wislepark in Worb trainiert und spielt, trifft es hart. Die Klubs seien informiert worden, dass im neuen Jahr pro Monat Mehrkosten von 57´000 Franken anfallen; 25´000 Franken hätten die acht Eismieter zu tragen. Der genaue Verteilschlüssel müsse noch ausgearbeitet werden, erklärt Martin Neuenschwander. «Zuerst aber muss jeder Klub entscheiden, ob er da mitmachen will und kann.» 


Auf die Dauer gehts nicht

Die Frage stellt sich auch für den EHC Mirchel. Es sei derzeit völlig offen, wie diese Mehrkosten gedeckt werden könnten, sagt Neuenschwander. «Ich denke, dass wir das für diese Saison auf Biegen und Brechen hinbekommen. Aber sicher nicht auf Dauer.» Neuenschwander hofft, dass die Politik reagieren wird und Freizeitanlagen durch die öffentliche Hand unterstützt werden. 

Etwas besser präsentiert sich die Ausgangslage für den EHC Brandis, der in der Eishalle Brünnli in Hasle spielt. Hier würden die Preise aktuell nicht erhöht, sagt Sportchef Curdin Kasper. Einzig müssten sie neu einen Teil der Stromkosten für die Garderoben selber bezahlen. Diese gehören der Gemeinde. Er gehe nicht von hohen Mehrkosten aus, sagt Kasper. «Würden aber die Kosten für die Eismiete ansteigen, hätten wir ein Problem.» Der Spielraum sei klein, da das Budget durch Altlasten aus vergangenen Jahren bereits stark belastet sei.

Beim SC Freimettigen, der in der Sagibachhalle in Wichtrach spielt, schlagen die Eiskosten pro Saison mit zirka 50´000 Franken zu Buche. Für die kommenden zwei Saisons sei die Eismiete unter anderem wegen einer neuen Kälteanlage um rund zehn Prozent erhöht worden, sagt Klubpräsident Bruno Roth. «Das tut weh, ist aktuell aber noch tragbar.» Er rechnet allerdings damit, dass die Preise stärker steigen werden. Doch vorerst hoffe man, diese Saison wie geplant beginnen und vor allem auch beenden zu können.  

Fixe Preise in Hasle, steigende Kosten in Langnau

Die aktuelle Saison bereitet Walter Wüthrich, Verwaltungsratspräsident der Sportbetriebe Brünnli AG in Hasle, kein Kopfzerbrechen. Sie seien in der glücklichen Lage, bis zur Saison 2024/25 über fixe Strompreise zu verfügen. Einzig die Netzgebühren würden um 20´000 Franken ansteigen. «Dank Investitionen in Anlagen erhoffen wir uns Einsparungen in etwa dieser Grössenordnung.» Die Stromkosten von rund 100´000 Franken pro Jahr machten 30 bis 40 Prozent des Gesamtaufwands aus, sagt Wüthrich. Deshalb bedrohten die derzeit hohen Strompreise manche Eishalle in ihrer Existenz. Die Mehrkosten liessen sich nicht beliebig auf die Klubs abwälzen, sonst kämen auch diese in Nöte. 


Frühen Saisonstart hinterfragen

550´000 Kilowattstunden pro Jahr braucht es, um die Brünnli-Halle betreiben zu können. «Es gäbe eine effiziente und einfache Möglichkeit, Strom zu sparen», erklärt Wüthrich: «Indem im Amateurbereich wieder im Winter Eishockey gespielt würde.» Heute müssten sie bereits im August Eis aufbereiten, wenn es draussen noch 30 Grad heiss sei. Ein, zwei Monate später würde das deutlich weniger Energie brauchen. «Man könnte die Meisterschaft etwas kompakter durchführen und im Februar ein paar Wochen anhängen», so die Idee. Doch der Verband habe bisher nichts davon wissen wollen. Vielleicht werde die jetzige Situation ein Umdenken bewirken, hofft Wüthrich.


Ilfisstadion noch ohne Vertrag

Auch bei der Isag, der Besitzerin und Betreiberin des Ilfisstadions in Langnau, macht man sich Gedanken über das Energiesparen. So hätten sie ein neues Verfahren, um Eis aufzubereiten, erklärt Verwaltungsratspräsident Bernhard Gerber. Zudem soll die Beleuchtung auf LED umgestellt werden. Vorerst aber vervierfachten sich die Energiekosten in diesem Jahr. An den Mehrkosten beteiligten sich die Isag, die Gemeinde Langnau und die Mieterschaft zu je einem Drittel, so Gerber. Einen Vertrag für nächstes Jahr hätten sie noch nicht. «Müssen wir die heutigen Preise zahlen, übersteigt das unsere Möglichkeiten.» Gerber sieht die Politik in der Pflicht. Es brauche wie bei Corona eine Härtefallregelung, sonst würden bei mancher Freizeitstätte die Lichter ausgehen – oder das Eis schmelzen. 

29.09.2022 :: Silvia Wullschläger (sws)