Die Goalies Luca Boltshauser (Mitte) und Stéphane Charlin an der Teampräsentation mit Moderator Jann Billeter. / Bild: Peter Eggimann (ped)
SCL Tigers: Mit dem Saisonstart beginnt auch eine neue Ära auf der Goalie-Position. Luca Boltshauser ist die neue Nummer 1 und soll Ivars Punnenovs vergessen machen.
Glück im Unglück für Luca Boltshauser. Der neue Torhüter der SCL Tigers erlebte vor zwei Wochen im Testspiel gegen Genf (0:4) einen Schreckmoment, als ihm ein Gegenspieler auf die Hand trat und eine Schnittwunde an den Fingern zufügte, die mit mehreren Stichen genäht werden musste. Die letzten beiden Testspiele verpasste der 29-Jährige deshalb, rechtzeitig zum morgigen Saisonstart gegen die ZSC Lions (19.45 Uhr, Ilfishalle) ist er aber wieder einsatzbereit.
Dass der Goalie nach vier Saisons bei Lausanne nun in Langnau im Tor steht, hat eine gewisse Logik. Nachdem Ivars Punnenovs nach sieben Jahren im Tigers-Tor auf diese Spielzeit hin im Waadtland unterschrieben hatte, wurde Boltshauser klar: Er oder der andere Lausanner Goalie, Tobias Stephan, wird wohl über die Klinge springen müssen. Für Boltshauser blieb am Ende kein Platz mehr. Also ging er den umgekehrten Weg von Punnenovs und unterzeichnete im Emmental einen Zweijahresvertrag. «Für mich war schnell klar, dass Langnau eine gute Option sein würde. Diese Chance wollte ich nutzen», sagt er.
«Ich mag die Bauernhöfe hier»
So bildet Luca Boltshauser zusammen mit Stéphane Charlin (22), der aus Genf gekommen ist, das neue Torhüter-Duo der SCL Tigers. Dass dieses in gewissen Medien bereits vor dem Saisonstart als das schwächste der Liga betitelt wurde, lässt Boltshauser ziemlich kalt. Er sagt: «Ich bin alt genug, um mit solchen Sachen umgehen zu können. Ich weiss, was ich kann, und wir Goalies spüren das Vertrauen der Mannschaft. Deshalb zieht mich diese Kritik sicher nicht runter.»
Der Zürcher, der nach seiner Juniorenzeit bei den ZSC Lions für drei Saisons in Schweden spielte, hat sich im neuen Team bestens eingelebt. «Ich wurde von allen sehr gut aufgenommen und mir gefällt auch die schöne Gegend hier mit all den Bauernhöfen», sagt Boltshauser. Deshalb geniesst er die tägliche Fahrt von Burgdorf, wo er mit seiner Freundin wohnt, nach Langnau.
Als klare Nummer 1 im Tigers-Tor sieht er sich gegenüber «Konkurrent» Stéphane Charlin nicht. «Natürlich will ich so oft wie möglich spielen, aber das will ich mir verdienen.» Und zwar mit harten Trainings. Geleitet werden diese vom erst 32-jährigen Goalie-Coach Viktor Alm, mit dem sich Boltshauser aufgrund der Vergangenheit in Skandinavien auch ein wenig in dessen Muttersprache Schwedisch unterhalten kann. Die Zusammenarbeit verlaufe bisher optimal. «Wir analysieren die Trainings oft auf Video. Früher war mein Spiel manchmal etwas zu aggressiv, nun versuche ich, ruhiger zu sein, um noch besser bereit zu sein für mögliche Abpraller.»
Mentale Stärke dank Abstieg
Dass Boltshauser, dessen Vorbild der dreifache Stanley-Cup-Sieger Marc-André Fleury ist, mit seinem neuen Team in erster Linie gegen den Abstieg spielen wird, ist ihm bewusst. Trotzdem will er die alarmierenden Testspiel-Resultate nicht überbewerten. «Die Mannschaft steht vor einem Neuanfang, das braucht Zeit. Trotz der Niederlagen haben wir zuletzt Fortschritte gemacht, unser System funktioniert immer besser.»
Sollte es für die SCL Tigers die von praktisch allen Seiten erwartete sehr schwierige Saison werden, könnte der Zürcher zumindest von seiner Erfahrung im Abstiegskampf profitieren. Denn 2018 stand er im Klotener Tor, als die «Flieger» nach 56 Jahren NLA-Zugehörigkeit den Gang ins Unterhaus antreten mussten. «Das war natürlich nichts Schönes», blickt Boltshauser zurück. «Der Druck in der Ligaqualifikation gegen Rapperswil war extrem und nicht einmal ansatzweise mit einer normalen Playoff-Serie zu vergleichen.» Trotzdem: «Dieser Abstieg hat mich mental enorm weitergebracht. Das wird mir sicher auch jetzt helfen.»