Fleissige Helferinnen und Helfer pflücken die Hopfendolden, die dann fürs Bierbrauen verwendet werden. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Walkringen: Nun ist der Hopfen reif und muss gelesen werden. Das bedeutet viel Handarbeit. Aber wenn viele Hände anpacken, sind die Dolden in wenigen Stunden geerntet.
So muss es einst bei einer Brächete zu und her gegangen sein, als die Bewohner ganzer Weiler gemeinsam aus Leinpflanzen in mehreren Arbeitsschritten Garn produziert haben. Auf dem Hof Enetbiglen bei Walkringen wird an diesem Sonntag aber nicht Lein verarbeitet, sondern Hopfen.
Um 30 Helferinnen und Helfer sitzen in einem Kreis und pflücken Hopfendolden von den Pflanzen, welche im Ladewagen auf den Hausplatz transportiert werden. Obwohl die Hopfenernte erstmals an einem Sonntag durchgeführt wird, sind so viele gekommen wie noch nie. Die Familie Schneider hat in ihrem Umfeld geworben, zudem hat auch die Brauerei «Mein Emmental», die den Hopfen verwenden wird, zur Mithilfe aufgerufen. Weil so viele Pflückerinnen und Pflücker angereist sind, muss Landwirt Andreas Schneider in kurzen Abständen ausrücken, um neue Ranken zu holen.
Der Hopfen ist an gespannten Drähten fünf Meter in die Höhe gewachsen. Nun schneiden Helfer die Pflanzen rund einen halben Meter über dem Boden und oben – wo die Drähte an einem Drahtseil befestigt sind – ab. So fallen die Pflanzen samt der Drähte auf den Boden und können in den Ladewagen gepackt werden. «Der Hopfen hält sich so stark an den Drähten, dass diese nur stückweise herausgezogen werden können», erklärt der Landwirt. Die unterste Reihe mit der Hopfensorte Perle ist bereits geerntet, in den beiden mittleren wächst Hallertauer Hopfen. Die Pflanzen sind üppig und tausende Dolden zu sehen. «Die oberste Reihe mit Tettnanger Hopfen ist etwas heikler und deshalb ist auch der Ertrag nicht so gross», hat Schneider die Erfahrung gemacht.
Haltbar und würzig
Unter den Helferinnen und Helfern ist auch Eveline Locher von «Mein Emmental». Sie weiss, warum gerade diese drei Sorten angebaut werden: «‹Perle› ist Bitterhopfen, der das Bier haltbar macht, die anderen beiden sind dann für die Würze zuständig», erklärt sie. In der Tat hat der Hallertauer Hopfen eine fruchtige Note.
Rund ein Drittel des geernteten Hopfens wird gleich am Tag danach fürs Brauen verwendet, der Rest wird getrocknet und damit lagerfähig gemacht. Insgesamt werden rund 4000 Liter «Änetbigle» gebraut, wie Eveline Locher erklärt.
Das Bier ist so beliebt, dass am Hopfenerntetag auf dem Hof nicht solches Bier ausgeschenkt werden kann. Erst muss neues «Änetbigle» hergestellt werden. Der guten Stimmung tut dies keinen Abbruch.