Aus Angst vor Energieengpässen ist Brennholz wieder gefragt

Aus Angst vor Energieengpässen ist Brennholz wieder gefragt
Dürres Brennholz: Vom Sorgenkind zum gefragten Rohstoff. / Bild: zvg
Emmental/Entlebuch: Wegen teurer und rarer Energieträger erinnern sich viele Leute an die gute, alte Holzheizung. Brennholz ist gefragt – der nächste Winter kommt bestimmt.

Bei der Forstequipe der Burgergemeinde Sumiswald ist die Herstellung von Spälten eine klassische «Summerbüez». Dann, wenn weniger Holz geschlagen wird, zersägen und spalten die Forstwarte die Trämel, aus denen Brennholz werden soll. «Wir produzieren um 400 Ster, vor allem aus Buchenholz», sagt Samuel Liechti, Leiter des Forstbetriebs der Burgergemeinde. Ein Ster ist ein Holzraummass, das für einen Kubikmeter aufgeschichtetes Brennholz steht. 


Rares Buchenholz

Die Forstequipe verarbeitete mehr Buchenholz als bei den Holzschlägen in den Wäldern der Burgergemeinde anfällt. Das liegt auch daran, dass in diesen Wäldern Fichte und Tanne die vorherrschenden Baumarten sind. «Wir hätten noch weitere Buchen eingekauft, erhielten aber keine.» Gründe dafür gibt es mehrere. Zum einen die gesteigerte Nachfrage nach Brennholz, zum andern zahlen Produzenten von Spanplatten mehr für das Holz, weshalb nun mehr Buchenholz in diesen Kanal beliefert wird, hat Liechti beobachtet. 


Holzschläge nicht mehr aufschieben 

Denselben Effekt stellt die Geschäftsführerin der Waldorganisation Kiesen- und Aarental (Woka) AG, Madeleine Ammann fest: «Schon letzten Winter stieg die Nachfrage nach Brennholz.» Zum Teil würden nun Holzschläge ausgeführt, welche zuvor aufgeschoben wurden, da der Holzerlös die Rüstkosten nicht deckte, sagt Madeleine Ammann. Sind denn die Preise für Brenn- und Hackholz gestiegen? «Die Preise sind bereits etwas angestiegen und werden je nach Nachfrage noch weiter anziehen. Beim minderwertigen Nutzholz sind die Preise schon deutlich höher», sagt Madeleine Ammann. Sie erhielten derzeit viele Anfragen von Waldbesitzern, die nun einen Holzschlag ausführen möchten. «Die Waldbesitzer sind erwacht», bilanziert die Woka-Geschäftsführerin. 


Anrufe von weit her

Die Woka selber verkauft nicht Spälten oder Scheiter an Private; wohl aber deren Vorstandsmitglied Martin Stucker. Für den Landwirt aus Oberthal stellt der Verkauf von Brennholz ein Nebenerwerb dar, bei dem er besonders den Kontakt zu den Kunden schätzt. «Das gibt immer gute Gespräche», berichtet Stucker. Pro Saison produziert er um 80 Ster Spälten. Dieses lagert er dann zwei Jahre, ehe er das Holz im gewünschten Format – 33 Zentimeter, Halbmeter oder Meterspälten – der Kundschaft liefert. «Heuer hätte ich locker die doppelte Menge verkaufen können», berichtet Martin Stucker. «Ich erhalte zum Teil Anrufe aus anderen Kantonen.» Oft handle es sich bei den Anrufern um Händler, welche auf das schnelle Geld aus seien. Stucker aber beliefert seine Stammkunden und wird auch den Preis lediglich marginal erhöhen, weil etwa der Diesel, den sein Traktor braucht, teurer geworden ist. 


Der hölzerne Klopapier-Effekt

Die Nachfrage nach Brennholz sei bereits während der Pandemie gestiegen. Das sei wohl eine Art Klopapier-Effekt, meint Martin Stucker. «Die Leute merkten, dass es auch im Winter schön sein kann, im Garten ein Feuer zu entfachen.» Nun komme noch die Befürchtung hinzu, dass andere Energieträger knapp werden könnten und man erinnert sich an den alten Trittofen oder das Cheminée. 

Obwohl derzeit die Temperaturen noch angenehm sind, erhält Andreas Kaufmann, Kaminfegermeister aus Schüpfheim und Vorstandsmitglied des Luzerner Berufsverbands, täglich zwei, drei Telefonate mit Fragen zu Holzfeuerungen. Er gehe davon aus, dass die Zahl der Anfragen mit sinkenden Temperaturen steigen werden. «Manche möchten ihren Sitzofen wieder in Betriebe nehmen, andere erkundigen sich, was nötig ist, um einen Schwedenofen installieren zu können», berichtet Kaufmann. 


Ausverkaufte Schwedenöfen 

Viele Eigenheimbesitzer können aber nicht eine alte Holzheizung wieder aktivieren. «Wenn aber beispielsweise von der einstigen Ölheizung noch der Kamin besteht, kann man einen Schwedenofen an diesen anschliessen», sagt Hans-Peter Holzer von der H. P. Holzer Kaminbau AG aus Bowil. Stellen viele solche Überlegungen an? «Wir werden regelrecht überrannt», berichtet Holzer. «Obwohl wir bei den Schwedenöfen ein grosses Lager haben, sind wir fast ausgeschossen.» 

Aktuell würden die Lieferfristen für die Öfen sechs Monate bis ein Jahr betragen. Viele Kunden würden den Ofen dennoch bestellen, weil sie überzeugt sind, dass die Energiekrise auch dann noch akut sein wird. «Hinzu kommt, dass man nicht einfach einen alten Kamin wieder in Betrieb nehmen respektive einen neuen bauen kann», führt Hans-Peter Holzer aus. «Bis alle Bewilligungen vorliegen, ist dann auch der Ofen da.» 


Vorsicht ist geboten

Holzer wie auch Kaminfegermeister Andreas Kaufmann mahnen bei der Wiederinbetriebnahme alter Anlagen zu Vorsicht. Vor einigen Jahren, als sehr tiefe Temperaturen herrschten, seien auch alte Öfen eingefeuert worden, was zu einigen Problemen, sprich Bränden, führte. 

08.09.2022 :: Bruno Zürcher (zue)