Ein Krimi, eine Künstlermuseum, viele Waffen: Neues vom Schloss Wyl

Ein Krimi, eine Künstlermuseum,  viele Waffen: Neues vom Schloss Wyl
Der Schlossherr Matthias Steinmann liest aus seinem neuen Krimi. / Bild: Rudolf Burger (bur)
Schlosswil: Verschiedene Interessen werden im Schloss Wyl ob Grosshöchstetten bedient. Dafür sorgen der Schlossherr und seine Stiftung. Letzte Woche wurden die Neuigkeiten präsentiert.

Man weiss es: Matthias Steinmann, emeritierter Professor für Medienwissenschaften an der Uni Bern, ist ein Hansdampf in vielen Gassen. Er ist Schlosseigentümer, Kunstliebhaber, schreibt Bücher und damit nicht genug: So hat er die Öffentlichkeit kürzlich damit überrascht, dass er sich in der «SonntagsZeitung» als «Prepper» outete, als einer also, der im Schloss Ursellen mit 50´000 Liter Heizöl und vielem anderem mehr Katastrophen fast jeglicher Art überleben könnte. Und am letzten Donnerstag lud der Hausherr im Schloss Wyl zum «Kulturabend der Steinmann-Stiftung» mit gleich drei Vernissagen.


Ein rätselhaftes Buch ... 

Zunächst einmal stellte der rüstige 80-Jährige sein neustes Buch vor. «Der Gehenkte zu Schloss Wyl» heisst es. Aus der Lesung, vorgetragen von der Schauspielerin Anne Hodler, konnte der Schreibende nicht recht klug werden, und er verweist deshalb auf die Beschreibung, die vom Buchhandel geliefert wird: Steinmann selber hat eine Leiche entdeckt, die aber später wieder verschwunden ist, was ihn aber am Recherchieren nicht hindert, und so stösst er nach allerlei Scherereien mit Esoterikern, Exorzisten und dergleichen mehr auf ein düsteres Geheimnis des Schlosses, dessen Besitzer er ist. Wie das alles zusammenpassen soll – ein Rätsel, das der Auflösung harrt. 


... eine grosse Waffensammlung ...

Da war die Vernissage Nummer 2 konkreter: Regierungsrat Philippe Müller führte in eine Waffensammlung ein, die nun im Schloss Wyl zu sehen ist. Es geht um Ordonnanzwaffen, also Waffen, die im Schweizer Militär ab 1842 verwendet wurden. Von Waffenkenner Christian Sieber war dann zu erfahren, dass bei der Entwicklung von Feuerwaffen viele Erfindungen in der Schweiz gemacht wurden. So etwa war unser Land führend bei der Einführung von kleinkalibriger Munition, mit der sich, wie der Laie staunend erfuhr, viel präziser schiessen lässt als mit grossen Kalibern: Je flacher die Ballistik, desto eher liegt der Schuss im Ziel. Ein Gang durch die vielen Zimmer voller Waffen zeigte, was es an Vorderlader, Hinterlader, Maschinengewehren, Pistolen, Revolvern alles gibt und gab. «Die Waffen sollen nicht einfach in irgendeinem Keller vor sich hinrosten», sagte Seiler, ein Malheur, was nun im Schloss Wyl sicher nicht geschieht. Beruhigend ist aber auch, dass die Waffensammlung – total 136 Objekte – gut geschützt ist, dank einer «ausgetüftelten Alarmanlage, mit Videoüberwachung, Berührungssensoren», wie Schlossherr Steinmann erklärte.


... und ein Künstlermuseum

Wer kennt ihn nicht, den famosen Zeichner und Maler Ted Scapa. Schloss Wyl ist zu seinen Ehren nun auch ein Künstlermuseum geworden. Künstlermuseen gebe es, wie Matthias Frehner, ehemals Direktor des Kunstmuseums Bern ausführte, nur wenige: Eines etwa für Franz Gertsch in Burgdorf, ein anderes für HR Giger in Greyerz. Scapa sei als Künstler ein «Tausendsassa», sein vielfältiges Werk, seine Plastiken, Karikaturen, Bilder seien eine «Anweisung, das Leben zu lieben und zu geniessen». Und Scapa, der in seiner Jugend Offizier der niederländischen Streitkräfte gewesen sein, werde es auch gut finden, dass sein Werk mit Waffen kombiniert werde. «Andere würden dagegen Sturm laufen», sagte Frehner, der nebenbei erwähnte, dass er selber als Sanitätssoldat gedient habe und deshalb nur mit einer Pistole ausgerüstet worden sei.

25.08.2022 :: Rudolf Burger (bur)