Zwei Lehrer spielen die Schicksalskarte

Zwei Lehrer spielen die Schicksalskarte
Jonas Wüthrich (links) und Stefan Baumann beim Spielen. «Läif» soll Spass machen, ohne kompliziert zu sein. / Bild: Benjamin Stocker-Zaugg (sbr)
Emmental: «Läif» heisst ein neues Kartenspiel, das Thomas Vogel und Stefan Baumann entworfen haben. Es geht darum, Lebensziele zu erreichen – oder Mitspieler daran zu hindern.

«Gute Spiele müssen nicht kompliziert sein», sagte sich Stefan Baumann im Februar vor einem Jahr, als er Bekanntschaft mit einem Spiel machte, das ihm zu umständlich schien. Und er erzählt, wie er in der Folge die ersten Ideen für sein eigenes Spiel, «Läif» sammelte: «Es war die Zeit der Corona-Pandemie, viele Menschen dachten über das Leben nach und stellten fest, dass es nicht immer wie gewünscht verläuft. So nahm ich mir vor, ein Spiel zu entwerfen, das diesem durchaus ernsten Themenkreis eine spielerische und humorvolle Seite abgewinnt.»

Im Spiel, das Baumann zusammen mit Thomas Vogel kreiert hat, müssen die Spieler zufällig gewählte Lebensziele erreichen, bevor dies anderen gelingt. Dabei sind auch Störmanöver vorgesehen. Dies sei wie im richtigen Leben, sinniert Stefan Baumann: «Andere wollen vielleicht unser Glück schmälern – und manchmal stehen wir selbst anderen im Weg.»


Lebensziele und Währungspunkte

Schon nach einer kurzen Einleitung zu den Spielregeln kann es losgehen: Jonas Wüthrich, einer der Mitspieler, verteilt die Karten. Alle bekommen zwei Lebensziele, wie zum Beispiel Auswandern, Heiraten oder ein Buch schreiben. Dann müssen im Gegenuhrzeigersinn Karten abgelegt werden, um die nötigen Währungspunkte zu sammeln, die da sind: Zeit, Gesundheit, Geld und Glück. Sobald alle geforderten Punkte für ein Lebensziel erreicht sind, wird dieses eingelöst; und wer alle Lebensziele erreicht hat, gewinnt das Spiel. «Wir empfehlen, das Spiel zu beenden, sobald ein Spieler alle Lebensziele erreicht hat», erklärt Stefan Baumann.


Streiche spielen ist erlaubt

Das mag alles sehr einfach klingen. Ist es aber nicht, wie der weitere Verlauf des Spiels zeigt: Jonas Wüthrich steht kurz vor dem Spielgewinn, als ihm Stefan Baumann eine Schicksalskarte gibt: Wüthrich muss wegen einer Depression eine Runde aussetzen, dann hat ein weiterer Akteur Geburtstag und will von allen etwas Kredit. Für Wüthrich bedeutet dies, dass er den Spielgewinn vorerst verschieben muss. Das ganze Spiel ist ein fröhliches Auf und Ab, die Teilnehmer können Währungen sammeln oder anderen Steine in den Weg legen. Um das Ganze noch abwechslungsreicher zu machen, gibt es die Erweiterungskarten, die plötzlich auf dem Stapel auftauchen. Etwa ein Präventionsprogramm für Handysucht: Wenn das Handy berührt wird oder wenn das Display aufleuchtet, ist eine Strafe für dessen Besitzer fällig.


Mit Crowdfunding finanziert

Stefan Baumann und Thomas Vogel haben bereits eine erste Auflage des Spiels realisiert. Nun planen sie eine zweite, überarbeitete Auflage, die sie mit einem sogenannten Crowdfunding-Projekt realisieren möchten. Interessierte können sich finanziell beteiligen und erhalten als Dankeschön das Spiel, das auch für Kinder geeignet ist. Die beiden Spiele-Entwickler sind aber auch auf der Suche nach einem Verlag, der sie unterstützt.

18.08.2022 :: Benjamin Stocker-Zaugg (sbr)