Error compiling Razor Template (contact the administrator for more details)

Abseits von Strom und Handy-Empfang

Ich bin kein Stubenhocker, ganz und gar nicht, aber ich bin auch gerne einfach «zuhause» und unternehme Ausflüge von zuhause aus. Ferien mit Kindern im Alter von drei und fünf empfinde ich meist strenger als der gewöhnliche Alltag; man packt gefühlt den halben Hausrat ein, weil man einfach unglaublich viel Dinge zu brauchen glaubt. Und wenn dann aufgrund der Pandemie, Einreisebestimmungen oder irgendwelchen Streiks die Ferien ins Wasser fallen, dann … diesen Frust wollte ich mir ersparen.

Als ich mir im Frühling überlegte, wo wir Sommerferien verbringen könnten, suchte ich nach einem Ort, den man unabhängig von möglichen Corona-Regeln besuchen kann, den ich nötigenfalls per ÖV oder mit dem E-Bike erreichen könnte und wo man irgend ein Abendteuer erleben würde. Diesen Ort fand ich im Emmental. Ein kleines altes Bauernhaus, mit dem Auto in 10 Minuten erreichbar oder zu Fuss in einer Stunde ab dem nächsten ÖV-Anschluss, ein Haus ohne Stromanschluss und etwa 1500 Schritte entfernt vom letzten Handy-Signal, in einem kompletten Funkloch. Hier kann man sich erholen, hier geniessen wir das ruhige Leben, den Klang der Kuhglocken und das Plätschern des Brunnens. Wir geniessen die Gesellschaft von zwei Familien, die mit uns die paar Ferientage hier verbringt und weiteren Freunden, die uns tageweise besuchen. Die Umgebung, das Leben ohne alle die bequemen Hilfsmittel zuhause, die nicht vorhandene Elektrizität und vieles mehr bringen mich zum Nachdenken über die Geschwindigkeit, mit welcher wir unseren normalen Alltag leben. Du möchtest duschen? Klar kein Problem, Wasser ist zu genüge vorhanden, es ist gefühlte 15 Grad kalt. Du möchtest warm duschen? Nimm dir Zeit, spalte Holz und entfache ein Feuer für den Boiler. Zum Duschen benötigst du also locker dreimal mehr Zeit als zuhause. Aber das ist hier kein Problem, erstens, wir haben ja Ferien und zweitens, wir haben ja Zeit, denn diese wird uns nicht von Handy, Internet, Fernseher oder sonst etwas gefressen. Die Kinder geniessen es draussen zu sein, zu baden, mitzuhelfen beim Feuermachen und auch wir Mamis schätzen die Tasse Instantkaffee vom Feuer der Kinder. 

Wieder zuhause erscheint mir diese Welt unreal. Die Kinder haben sich eine Woche lang mit sehr wenig Spielsachen beschäftigt und kaum angekommen im eigenen Kinderzimmer, werden wieder alle Regale ausgeräumt und alle Spielsachen am Boden verteilt. Und in mir wächst der Wunsch, mal Zeit zu haben, um radikal auszumisten. 

11.08.2022 :: Tabea Bossard-Jenni