Schöpfer und Steffen holen Brünig-Kranz

Schöpfer und Steffen holen Brünig-Kranz
Matthias Aeschbacher schaffte es als erster Schwinger der Saison, Samuel Giger auf den Rücken zu legen. / Bild: Barbara Loosli (blo)
Schwingen: Matthias Aeschbacher führt auf dem Brünig lange, am Schluss gewinnt Adrian Walther. Gustav Steffen und Ronny Schöpfer sichern sich den Kranzgewinn in letzter Sekunde.

Beide besiegten im letzten Gang einen Eidgenossen; beide verloren den dritten Gang gegen einen Schlussgangteilnehmer; beide sicherten sich den ersten Brünig-Kranz und beide bestritten einen Gang, der für reichlich Gesprächsstoff sorgte. Die Rede ist vom Entlebucher Ronny Schöpfer sowie vom Emmentaler Gustav Steffen, die am Sonntag einige Parallelen erlebten. 


Eidgenosse Nötzli «abgeschlunggt»

Steffen startete mit Siegen über Roland Kälin und Dominik Hess ins Fest auf der Brünig-Passhöhe. Vor dem Mittag traf er auf den späteren Schlussgangteilnehmer Werner Schlegel. Gegen den St. Galler musste er sich erstmals geschlagen geben. Nach jeweils einer Niederlage und einem Sieg am Nachmittag traf der 26-jährige Steffen auf den Innerschweizer Eidgenossen Reto Nötzli. Der Gang war umkämpft bis zuletzt: Wenige Sekunden vor Schluss griff Nötzli an, Steffen konnte im Fallen abschlunggen und seinen Gegner auf den Rücken drehen. Im ersten Moment herrschte bei den beiden Turner-Schwingern genauso Verwirrung wie beim Publikum: Wer hat gewonnen? Und war es innerhalb der Zeit? Der Platzrichter hatte gute Sicht und entschied zurecht, dass Steffen nur mit einer Schulter im Sägemehl war und er Nötzli rechtzeitig besiegte. Somit war der Kranzgewinn für Gustav Steffen Tatsache.

Ronny Schöpfer startete mit einem Gestellten gegen Reto Thöni in den Tag. Nach dem Sieg über Thomas Kuster traf der 23-Jährige aus Wiggen auf den späteren Festsieger Adrian Walther. Schöpfer wehrte sich sehr gut, musste aber trotzdem seine erste Niederlage hinnehmen. Diese war allerdings höchst umstritten: Wie aufmerksame Zuschauer feststellten, dauerte der Gang rund eine Minute zu lange und der siegbringende Angriff von Walther kam eigentlich zu spät. Das Kampfgericht entschied in der Mittagspause, das Ergebnis trotzdem zu werten. Nach Siegen über Philipp Lehmann und David Dumelin hatte Schöpfer trotzdem noch die Chance auf den Kranz. Und in den Augen der meisten Fans war es wohl ausgleichende Gerechtigkeit, wie das Fest ausging: Schöpfer drückte kurz vor Ablauf der Gangdauer den Berner Eidgenossen Simon Anderegg auf den Rücken und durfte vor den 6100 Zuschauern den Gewinn des Eichenlaubs feiern.


Ereignisreiches Anschwingen

Der Kampf um den Festsieg wurde mit grosser Spannung erwartet. Trotz zahlreichen verletzungsbedingten Absagen unter der Woche, darunter die von Mitfavorit Joel Wicki, war das Fest hochkarätig besetzt und galt als Hauptprobe für das Eidgenössische Schwingfest in Pratteln. 

Im Anschwingen verkam der Sport kurzzeitig fast zur Nebensache: Mehrere Zuschauer kollabierten auf der Tribüne und mussten medizinisch behandelt werden. Sie verpassten, wie die Berner Schwinger stark loslegten. Adrian Walther bezwang den Innerschweizer Pirmin Reichmuth, Matthias Aeschbacher fügte im Anschluss Top-Favorit Samuel Giger die erste Saisonniederlage zu. 


Matthias Aeschbacher lange auf Kurs

Nach vier Gängen mit vier Siegen schien Aeschbacher auf bestem Weg, nach dem Weissenstein-Schwinget auch auf dem Brünig zu triumphieren. Die Einteilung wurde mit Spannung erwartet, Aeschabcher traf schliesslich auf Werner Schlegel, der zu diesem Zeitpunkt einen Punkt hinter ihm auf Rang zwei lag. Der Emmentaler suchte trotzdem den Sieg, wurde dafür aber vom jungen Ostschweizer bestraft und ging als Verlierer aus dem Ring. Somit kam es zum Schlussgang zwischen den Talenten Walther und Schlegel. Nach einer harten Phase am Boden behielt der Berner das bessere Ende für sich. Aeschbacher stellte zum Abschluss gegen Armon Orlik. Die weiteren Schwinger aus der Region verpassen die Kranzränge teils knapp; Thomas Sempach fehlte aufgrund eines Gestellten im letzten Gang ein halber Punkt.

Die Gesamtbilanz fiel an diesem Fest zugunsten der Innerschweizer aus, sie sicherten sich 8 der 21 vergebenen Kränze. Die Berner konnten sich 6 ergattern, die Gäste aus der Nordostschweiz 7.

04.08.2022 :: Micha Strohl (msz)