Heimspiel für Maurer auf der Marbachegg

Heimspiel für Maurer auf der Marbachegg
Ueli Maurer betonte in seiner Rede die Wichtigkeit der direkten Demokratie und der bewaffneten Neutralität. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Marbachegg: Ohne Feuerwerk und Höhenfeuer – dafür mit Finanzminister Ueli Maurer als Redner. Die Bundesfeier lockte Bevölkerung und Feriengäste ins Festzelt auf der Marbachegg.

Schon die Rednerliste der vergangenen Jahre darf sich sehen lassen. Da traten CVP-Grössen (heute «Die Mitte») wie Markus Ritter, Damian Müller, Andrea Gmür oder Ruedi Lustenberger ans Mikrofon. Und jetzt hats mit Bundesrat Ueli Maurer geklappt.

«Es war schon immer mein Wunsch, den Finanzminister auf die Marbach­egg zu bringen», so Martin Knüsel, Verwaltungsratspräsident der Sportbahnen Marbachegg und mitverantwortlich für die Durchführung der Feier. Verdanken tue er dies seinem Freund Franz Stadelmann, Jodler und Komponist aus Escholzmatt. Dieser sei seinerseits seit Jahren mit Ueli Maurer befreundet und habe ihm seine Hilfe zugesagt. So habe man vergangenen Winter den heutigen Auftritt des Bundesrats aufgleisen können. 


Von schönen Augen

Der Feiertag ist kein freier Tag für Bundesrat Maurer. Nach Reden im Züricherischen und Schaffhausischen tritt er auch noch auf der Marbach-egg ans Rednerpult. Ja, er kenne diese Gegend, deren Bedeutung und den besonderen Reiz sehr gut. Beim Langlauf oder mit dem Velo bewege er sich häufig hier im Entlebuch. Zudem sei er ein Bauernbub und liebe Kühe über alles – die hätten so schöne braune Augen. Diese Liebe habe ihn jedoch die erste Liebe seines Lebens gekostet. Denn als er seiner Freundin eröffnet habe, sie hätte Augen wie eine Kuh, seis mit dem Tête-à-tête vorbei gewesen.


«Ich bin euer Angestellter»

Dann wurde Maurer aber doch noch etwas politischer und kam auf grosse Themen zu sprechen. Warum wir im internationalen Vergleich bezüglich Innovations- und Wirtschaftskraft überall auf dem Podest stehen, das beruhe aus seiner Sicht auf drei Pfeilern: der direkten Demokratie, dem Föderalismus und der bewaffneten Neutralität.

Die Schweiz sei permanent im Abstimmungsmodus. Mehr als die Hälfte aller Volksabstimmungen weltweit fänden hier statt. Dies verdeutliche den grossen Einfluss des Volkes auf das politische Geschehen im Land. Das Volk stehe an erster Stelle. «Ich bin euer Angestellter – wenn auch nicht schlecht bezahlt», schob Maurer nach. «Und wenn ich nicht pariere, werde ich nicht mehr gewählt.» Dank der direkten Demokratie verfüge das Volk über sehr viel Einfluss – damit einher gehe auch eine grosse Verantwortung. So sei die Schweiz wohl das einzige Land, in dem die Bevölkerung selber bestimme, wieviel Steuern sie zu zahlen bereit sei. 

Wenn er sich mit seinem Ministerkollegen aus Frankreich austausche, erkläre ihm dieser, es gebe bei Regierungssitzungen keine Traktandenliste. Der Präsident entscheide und er, der Minister, führe dann aus. «Wir hingegen ringen um unsere Entscheide, und das ist eine unserer Qualitäten», betonte der Bundesrat. 


Gedanken zur Neutralität

Die aktuelle Kriegssituation in Europa zwinge uns, auch über die Neutralität nachzudenken, so Maurer weiter. Jetzt würden verschiedenste Ausprägungen von Neutralität ins Spiel gebracht. Aber nur dank der Neutralität, welche 1515 mit der Niederlage bei Marignano ihren Anfang genommen habe, könne die Schweiz eine Rolle spielen im heutigen Weltgeschehen. «Schutzmandate oder der Einsatz des Internationalen Roten Kreuzes IKRK wären ohne diese klassische Neutralität nie möglich.» Ergo sei die Neutralität für die Welt bedeutender als für die Schweiz. Aber diese Neutralität müsse auch verteidigt werden können. Der Staat müsse für Unabhängigkeit und Sicherheit sorgen. «Und dafür brauchten wir auch eine genügend gut dotierte Armee, die uns und unsere Neutralität schützen kann», so Maurer weiter.

Zu uns, unserem Staat und zu unserer Neutralität gelte es Sorge zu tragen. Die Schweiz sei ein Erbe, das wir weitergeben würden – möglichst noch besser, als wirs übernommen hätten. «Das ist mein Wunsch an Sie alle», schloss Bundesrat Maurer.


«Gruss an Ueli Maurer»

Es war zwar kein Auftritt vor heimischem Publikum, aber gleichwohl ein Heimspiel für den Finanzminister. Das Festzelt vergalts ihm mit grossem Applaus. Und sein Freund Franz Stadelmann bedankte sich mit einer neuen musikalischen Komposition «Gruss an Ueli Maurer». Beim Refrain half das ganze Zelt mit: «De Ueli Maurer gsei mir gärn, als Bundesrat in Bärn! Will är zur Volksmusik cha stah, drum isch är üse Maa!»

04.08.2022 :: Daniel Schweizer (sdl)