Vom Berglerkind zur Blumenfrau

Vom Berglerkind zur Blumenfrau
Blumen und ihre Leuchtkraft sind wichtig im Leben der Autorin. / Bild: zvg
Emmental: In ihrem bebilderten Büchlein «Vom Berglerkind zur Blumenfrau» erzählt Anna Schneider-Meister locker und unbeschwert aus ihrem Leben im Napfgebiet und darüber hinaus.

Es war eiskalter Winter, ein paar Tage vor Weihnachten, als Anna Schneider-Meister im steilen Napfgebiet geboren wurde. Ihre Mutter hatte sie eigentlich erst im neuen Jahr erwartet, aber Anna hatte es eilig. Ihr Vater kämpfte sich, mit Wadenbinden ausgerüstet, mit dem Schlitten ins Dorf, um die Hebamme zu holen. Aber die beiden kamen zu spät. Bereits einige Minuten vor Mitternacht kam die Kleine zur Welt. «Die gefrorenen Eisblumen an den Fenstern hiessen mich willkommen», schreibt die Autorin. «Ich bekam also schon Blumen zur Geburt.» In einem kleinen, ärmlichen Haus in der Abgeschiedenheit des Napfgebietes verbrachte Anna ihre ersten Lebensjahre. «Die Nächte im Winter waren sehr dunkel und kalt. Nur die Rufe von Uhu und Waldkauz waren zu hören», erinnert sie sich. «Der Feuerherd in der Küche sorgte für Wärme in unserer kleinen Stube», berichtet sie weiter. Im «Ofeguggeli» hätten sie jeweils ihre «Steichrigeli» fürs Bett aufgewärmt.


Sommerkinder

Sie und ihre Geschwister liebten den Sommer mit seinen herrlichen Düften, der Wärme und den vielen Eigenheiten. Das Beerensammeln und das Spielen im Freien gehörten dazu. Sie hatten kaum neu gekaufte Kleider, aber ihre Mutter strickte und nähte viel Schönes, so dass sie immer hübsch gekleidet waren. «Ich liebte meine Mutter sehr.» Ihre Eltern hatten sie gelehrt, zu dem Wenigen, das sie hatten, Sorge zu tragen. In ihren Ferien war Anna oft bei ihren Grosseltern, die ebenfalls im Napfgebiet wohnten.


Umzug ins Tal

Als das Häuschen für ihre Familie zu klein wurde, zog sie vom Berg ins Tal. Anna musste die vollbepackte Hutte umhängen und Brote verteilen. Nach Schulaustritt zog sie ins Welschland. «Das Leben nahm seinen Lauf und damit auch die Jahre», stellt sie fest. In den 26 Kapiteln ihres Büchleins berichtet sie von ihrer Rückkehr ins Napfgebiet, den schönen und teils schweren Jahren. 

In der gegenwärtigen Sommerzeit eignet sich das Büchlein «Vom Berglerkind zur Blumenfrau» bestens zur Mitnahme als Ferienlektüre. Die farbigen Fotos bei den kurzen Kapiteln ergänzen die lockere Erzählung. Blumen und ihre Leuchtkraft begleiteten Anna Schneide-Meister bis anhin immer wieder stärkend durchs Leben. Doch jetzt, da sie eine heimtückische Krankheit zur Seite hat, gerät ihr Lebensbild erneut ins Wanken. «Doch die Hoffnung stirbt zuletzt», ermuntert sie sich selbst.

04.08.2022 :: Margrit Kipfer (kmb)