Ein touristischer Hotspot mitten in Trachselwald geplant

Ein touristischer Hotspot mitten in Trachselwald geplant
Die altehrwürdige «Tanne» soll zu einem Hotel mit Wellness-Bereich werden. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Trachselwald: Ein Investor aus St. Urban plant im beschaulichen Trachselwald die Revitalisierung des stillgelegten Restaurants Tanne: ein Hotel mit einem Spa/Wellness-Bereich.

Das Gasthaus Tanne hat eine bewegte Geschichte hinter sich (siehe Kasten). Ein Brand legte es 1903 in Schutt und Asche. Das Restaurant, in der Folge wiederaufgebaut, stellte 2014 seinen Betrieb ein. Aber jetzt soll mit der grossen Kelle angerichtet werden. Geplant ist ein grosser Hotel- und Wellnessbetrieb. Hinter dem Vorhaben steht die Interessengemeinschaft «IG Tanne» mit Martin Althaus aus St. Urban, der die Liegenschaft 2018 erwarb. 


51 Hotelzimmer, 29 Arbeitsplätze

Das Konzept der Eigentümer sieht gemäss Baupublikation vor, das schützenswerte Gebäude der «Tanne» so umzubauen, dass die ursprünglichen Strukturen ihre Wirkung wieder voll entfalten können. Passende Neubauten sollen das Areal ergänzen. Geplant sind der Umbau des bestehenden Gebäudes, sowie – an Stelle der alten Nebengebäude – ein neuer Wohnstock und eine neue Scheune mit Hotelzimmern. Ein neuer Spycher bietet Platz für eine kleine Ferienwohnung. Der Spa/Wellnessbereich grenzt an eine ebenfalls vorgesehene Einstellhalle. Die ganze Anlage soll gemäss Planung neben dem Restaurant total 51 Hotelzimmer mit 133 Betten umfassen. Mit dieser Infrastruktur soll ein touristisch und wirtschaftlich funktionierender Betrieb gewährleistet werden. Dafür sind 29 Arbeitsplätze vorgesehen. 

«Mit der Schliessung des Restaurants Tanne vor acht Jahren hat unser Dorf viel verloren», sagt Kathrin Scheidegger, Gemeindepräsidentin von Trachselwald. Sie sei glücklich, eröffneten sich jetzt wieder neue Möglichkeiten. «Das vorliegende Projekt ist ein Leuchtturmprojekt. Ausser dem Kemmeriboden-Bad gibt es im Emmental keinen Beherbergungsbetrieb vergleichbarer Grösse», so Scheidegger. Auch Unternehmen aus der Region würden davon profitieren. Grössere Firmen- und Kundenanlässe könnten in der Nähe durchgeführt werden. Zudem erhoffe sie sich mögliche Synergien für neue Aktivitäten und eine neue Form von Zusammenarbeit mit dem Schloss, einer für die Region bedeutenden Sehenswürdigkeit. Aber klar, sie sehe auch die andere Seite. Für die unmittelbare Nachbarschaft würde die Realisierung mehr Betrieb und Verkehr bedeuten. Zudem ginge – aus ihrer Sicht eine der grössten Knacknüsse im Projekt – der grosse, jetzt von der Öffentlichkeit genutzte Parkplatz bei der «Tanne» verloren. Bis jetzt läge dazu noch kein Lösungsvorschlag vor. 

«Gleichwohl, mit diesem Vorhaben machen wir einen ‹Riesengump› – vom verschlafenen Dorf zu einem attraktiven Touristenziel», freut sich die Gemeindepräsidentin.


Fünf Einsprachen 

Wie das Regierungsstatthalteramt Emmental auf Anfrage mitteilt, liegen zum Vorhaben fünf Einsprachen vor. Eine Eingabe komme von einem örtlichen Energieversorger, in Zusammenhang mit einer Trafostation sowie Elekroleitungen. Weitere hauptsächliche Einsprachepunkte würden die Zufahrt, die Erschliessung, die Anlieferung, die Lärm-Immissionen sowie das Parkplatz-Regime betreffen, schreibt das Regierungsstatthalteramt weiter. 

Aus der Geschichte des Gasthofs Tanne

Der Gasthof Tanne hat eine lange, abwechslungsreiche Geschichte. 1757 ist in Protokollen erwähnt, dass «ein neuer Wirtshausbau zu Trachselwald» erstellt wurde. Man kann davon ausgehen, dieser Bau habe das Wirtshaus ersetzt, das nach dem Dorfbrand von 1574 erstellt wurde.


1903 abgebrannt 

Durch Kauf von 1849 gehörte die Tanne bis 2000 der Familie Lanz von Eriswil. Am Montag den 26. Januar 1903, früh am Morgen, brannte der Gasthof zur Tanne nieder. Es hiess damals, dass der Brand von jemandem absichtlich gelegt wurde, aber man konnte den Täter nie finden. Der heutige Gasthof wurde 1903 nach altem Vorbild nach dem Brand von Johann Ulrich Lanz erbaut. Er hatte die Wirtschaft für 50´000 Franken erworben. Er hatte als gewiefter Geschäftsmann die Vorteile aus dem Standort als Amtssitz erkannt und dem Gasthof einen Namen gemacht. 

Zur «Tavernenwirtschaft zur Tannen» gehörte der Speicher beim Kirchhof mit zwei Kellern, einem Häuschen und einem hälftigen Anteil am Waschhaus, das zum anderen Teil zum Krämerhaus gehörte.

04.08.2022 :: Daniel Schweizer (sdl)