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Vier Worte, und der Tag kann beginnen

Die Bibelarbeit plätscherte dahin. Bettina hörte gar nicht richtig zu. In Gedanken war sie schon bei ihrer nächsten Aufgabe und dem nächsten Tag. Ausserdem kannte sie das alles ja schon. Psalm 139 war ihr als Pfarrerin seit langem vertraut, sie hatte auch schon mehrmals darüber gepredigt. Ganz in Gedanken kritzelte sie Zeichen auf ihr Blatt und notierte ab und zu auch ein Wort. Am Schluss standen vier Worte und verschiedene Kringel und Blümchen auf -ihrem Blatt. 


Nach der Bibelarbeit wollte sie gerade im Büro ihren Laptop und das Blatt mit den Kritzeleien wegräumen, als Herr Meier nach ihr fragte. Schnell legte sie das Blatt in ihren Laptop – es sollte doch niemand sehen, was sie während einer Bibelarbeit so tat -, klappte ihn zu, und wandte sich den Sorgen von Herrn Meier zu. Es wurde ein längeres Gespräch. Sie beschloss deshalb, nicht mehr in ihr Büro zu gehen, sondern gleich nach Hause. Der nächste Tag versprach anstrengend zu werden. Da konnte es nicht schaden, früh und genügend zu schlafen. 


Am nächsten Tag stand sie seufzend auf, ass ein karges Frühstück und war dann schon früh wieder unterwegs. Ein Besuch bei einem Sterbenden, ein Konfliktgespräch und die Vorbereitung eines Vortrags standen auf dem Programm. Ob sie das alles schaffen wird? Ob das gut gehen wird mit dem Konflikt, oder ob das nur noch schlimmer wird? Heute war sie sich gar nicht sicher, dass sie in so schwierigen Situationen eine Hilfe sein könnte. 


Aber zunächst wollte sie sich in Ruhe auf den Tag vorbereiten. Das tat sie immer im Büro. Kurz durchatmen, einen kleinen Zeitplan machen, beten. Sie setzte sich also an ihr Pult, schaute zum Fenster hinaus und öffnete dann ihren Laptop. Und da stand – auf dem Kritzelblatt von gestern – der Satz: «du bist schon da». Die vier Worte, die sie so nebenher hingekritzelt hatte, ohne viel zu denken. «Du bist schon da». Danke, Gott. Der Tag konnte beginnen.

28.07.2022 :: zz zz