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Anlässe: Sinnvolles Mehrweggeschirr, kompostierbares verrottet oft nicht

Anlässe: Sinnvolles Mehrweggeschirr, kompostierbares verrottet oft nicht
An der Biker Party in Sumiswald wurde teilweise Geschirr verwendet, dass kompostiert werden könnte. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Emmental: Bei vielen Anlässen mit mehr als 500 Personen muss Mehrweggeschirr verwendet ­werden oder solches, das kompostiert werden kann. Beides ist nicht immer einfach.

Seit gut einem Jahr ist er in Kraft, nun kommt der Artikel 17 der kantonalen Gastgewerbeverordnung erstmals zum Einsatz: Die Verwendung von gegen Pfand abgegebenem Mehrweggeschirr. Das Regierungsstatthalteramt Emmental hat bislang aber erst ganz wenige Bewilligungen für Anlässe erteilt, bei denen dieser Artikel zur Anwendung kam. Dies vor allem, weil wegen Corona letztes Jahr viele Veranstaltungen nicht durchgeführt wurden. Hinzu kommt, dass Anlässe mit weniger als 500 Personen sowie Märkte und Gewerbeausstellungen von der Pflicht befreit werden. Dies hat die Geschäftsleitung der bernischen Regierungsstatthalterinnen und -statthalter so entschieden. Was passiert, wenn unerwartet mehr Gäste ein Fest besuchen? «Die Kontrolle obliegt in erster Linie den Gemeinden», schreibt das Regierungsstatthalteramt Emmental auf eine entsprechende Anfrage. 


Ausnahme wegen letzter Party  

In Sumiswald fand zum letzten Mal die Biker Party statt, zu der mehrere Zehntausend Personen strömten. «Ja, wir mussten Mehrweggeschirr verwenden», erklärt Hansueli Eggimann von den Dead Riders. Weil der Anlass mehrfach verschoben und nun zum letzten Mal durchgeführt wurde, durften noch vorhandene, beschriftete Einwegbecher verwendet werden. «Wir hätten sie sonst entsorgen müssen, was ja auch nicht sinnvoll wäre», sagt Eggimann. Mehrweggeschirr, das vor Ort abgewaschen wird, sei aus Kapazitätsgründen nicht in Frage gekommen. Stattdessen haben die Veranstalter der Biker Party kompostierbares Geschirr gekauft. 

«Einweggeschirr auf dem Kompost: Kompletter Unsinn», lautete 2018 der Titel einer Sendung von Radio SRF1. An dieser Aussage habe sich an sich nichts geändert, erklärt Marianne Stünzi, stellvertretende Geschäftsleiterin von Praktischer Umweltschutz Schweiz, die in der Radiosendung zu Wort kommt. Es sei eine Illusion, dass diese Materialien auf dem Haushaltkompost abgebaut würden, sagt sie. Diese Erfahrung macht man auch bei der Reinhard Recycling AG in Bigenthal: Es könne ja nicht sein, dass sie den Bauern Kompost lieferten, der noch Kunststoff enthalte. Und viele Geschirrstücke würden halt einen kleinen Anteil an Plastik aufweisen.


Mehrweggeschirr macht mehr Sinn

Besser schneidet laut Marianne Stünzi Mehrweggeschirr ab. Bei den Heimspielen der SCL Tigers etwa werden für Getränke seit Jahren Mehrwegbecher verwendet. «Weil die Becher mit Bildern der Spieler bedruckt sind, werden viele auch als Souvenir nach Hause genommen», weiss Geschäftsführer Simon Laager. Das sei aber kein Problem. Erstens würden sie laufend neue bestellen und zweitens werde der Becher ja auch daheim mehrfach verwendet. 

Bei der Regelung über Mehrweggeschirr gilt der Kantönligeist. So kennt man in Luzern keine solche Pflicht, wie die Dienststelle Umwelt und Energie erklärt.

Wie ökologisch ist Mehrweggeschirr wirklich?

«Unzählige Studien haben in den letzten Jahren aufgezeigt, dass Mehrweggeschirr im Grundsatz gegenüber Einweggeschirr aus ökologischer Sicht besser abschneidet», schreibt Marc Häni vom Amt für Wasser und Abfall (AWA) des Kantons Bern und beantwortet weitere Fragen. 


Ist Mehrweggeschirr ökologisch, wenn es zum Abwaschen durch die halbe Schweiz gekarrt wird? 

Bei einem Mehrwegsystem hat die Distanz einen grossen Einfluss. Massgebend ist auch die Grösse des Anlasses. So hat eine Studie gezeigt, dass Veranstaltungen mit 1000 Mehrwegbechern geringere Umweltauswirkungen zeigt als mit Einwegbechern, sofern die Transportdistanz maximal 100 Kilometer beträgt. Ab 5000 Bechern erhöht sich die Transportdistanz bereits auf 400 Kilometer.

 

Eine Alternative ist kompostierbares Geschirr. Wie bewährt sich dieses in der Praxis? 

Dem AWA ist bekannt, dass die Grüngutbranche aus Qualitätsgründen, und damit zu Recht, kein grosses Interesse hat, sogenannt kompostierbares Geschirr auf ihren Anlagen zu verwerten. Ein Grund ist, dass viele Fremdstoffe eingeschleust werden. Die sortenreine Rücknahme von biologisch abbaubarem Geschirr ist nur möglich, wenn Personen diese Rücknahme betreuen. 

Der ökologische Mehrwert von biologisch abbaubaren Produkten ist gering. Ihre Verwertung ist meist in der Kehrichtverbrennungsanlage sinnvoller. Der ökologische Nutzen dieser Produkte ist vor allem, dass sie aus ressourcenschonenden Stoffen hergestellt wurden.


Wie bewährt sich die 2021 eingeführte Pflicht zu Mehrweggeschirr?

Diese war längst fällig und hat sich zwischenzeitlich gut etabliert. Mehrweggeschirr macht aus Sicht des AWA Sinn und sollte beim Geschirr und Getränken wo immer möglich mit einem geeigneten Pfandsystem konsequent eingesetzt werden.

28.07.2022 :: Bruno Zürcher (zue)