Präzis und rasch schreinern

Präzis und rasch schreinern
Florian Muri beim ­sogenannten Powerschreinern, bei dem ohne Maschinen gearbeitet werden muss. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Zollbrück/Marbach: In Bern werden im September junge Schreiner um den Titel des Schweizermeisters kämpfen. Vorher finden drei Wettkämpfe des Nationalteams statt. Mit dabei auch Florian Muri aus Marbach.

Er steht an der Werkbank in der Werkstatt seines Arbeitgebers, der Schreinerei Stadelmann in Escholzmatt. Hier trifft Florian Muri aus Marbach seine letzten Vorbereitungen für morgen Samstag. Da steigt, in den Hallen der Schreinerei Rothenbühler in Zollbrück, ein Vorwettkampf der Schreiner Nationalmannschaft. Diese besteht aus den neun besten Teilnehmenden der Regionalmeisterschaften aus der ganzen Schweiz. Geschafft haben es eine junge Frau und acht Männer – unter ihnen auch Florian Muri. Im Vorfeld bestreitet das Team drei eintägige Wettkämpfe. Dabei können sie bereits wichtige Punkte für die Gesamtwertung sammeln. Diese Anlässe werden vom Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten VSSM koordiniert und in unterschiedlichen Betrieben durchgeführt. Der Anlass in Zollbrück ist der zweite Vorwettkampf.

Seine Ausbildung zum Schreiner EFZ hat Fabian Muri letzten Sommer bei der Firma Stadelmann abgeschlossen. Nach dem zweiten Platz bei den Luzerner Schreinermeisterschaften, noch während der Ausbildung, erfolgte diesen Frühling die zweite Teilnahme an den überregionalen Meisterschaften. Dank des erreichten dritten Platzes wurde er ins Nationalteam aufgenommen.


Massivholzmöbel und Powerschreinern

Für den Anlass in Zollbrück habe er sich in im Betrieb optimal vorbereiten können. Sein Chef zeige da viel Verständnis. Zusätzlich hätten im Vorfeld alle zwei Wochen Trainings und Wettkämpfe stattgefunden. 

Am Wettkampf in Zollbrück werden zwei Kategorien geprüft: Erstens die Herstellung eines komplexen Möbelstücks aus Massivholz innerhalb von sechseinhalb Stunden; zweitens gibt es noch eine Aufgabe in der Spezialdisziplin Powerschreinern zu meistern. Hier gewinne, wer in der kürzesten Zeit eine Eckverbindung aus Einzelteilen herstelle, führt der Schreiner aus. Beim Powerschreinern dürfen keine Maschinen benutzt werden – also reine Manpower. «Ich hoffe, die Aufgabe gefällt mir und ich werde in der Zeit fertig», gibt sich Florian Muri ziemlich gelassen. Und ja, eine Klassierung in der vorderen Hälfte würde ihn freuen.

Es ist Samstagnachmittag, kurz vor vier Uhr. Die Zeit läuft. Einigen läuft sie davon. Noch wenige Minuten bis zum Schlusspfiff. Florian Muri ist im Hick. Er setzt zum letzten Feinschliff des fertig montierten Möbelstücks an; derweil müht sich sein Kollege nebenan noch mit der Montage der Tischbeine ab. Kurz nach 16 Uhr ist Schluss. Alles muss hingelegt und die Maschinen müssen abgestellt werden. Die Mitglieder der Jury, darunter auch ehemalige Teilnehmer an den World Skills, beginnen mit der Bewertung. Ein harter Tag für alle – auch für Florian. Nach dem Start um acht Uhr gabs nach der Mittagspause ein Time-Out für den Schnellwettkampf im Powerschreinern. Dann wurde wieder am Tischmöbel weiter geschreinert.


Ziel erreicht

Um 17.00 Uhr ist Rangverkündigung, draussen an der Sonne. Florian Muri hats auf den vierten Platz geschafft. «Zwar habe ich mein Ziel erreicht, aber ein dritter Platz wäre auch schön gewesen», bilanziert er. Anfangs sei er von der komplexen Aufgabenstellung schon etwas überrascht worden. Es sei ihm dann aber rasch gelungen, sich in die Aufgabe hineindenken und hineinarbeiten zu können. «Nein, perfekt war nichts – aber auch nichts war schlecht», meint der Schreiner zum Schluss. Jetzt heisse es den Kopf durchzulüften, wieder im Betrieb zu arbeiten. Und nach zwei Wochen gehe es erneut ab ins Training für den dritten Wettkampf. Im September kämpfen die heutigen Teilnehmer an den Swiss Skills in Bern um die zwei Schweizermeistertitel in der Kategorie Möbel und Massivholz. Die zwei Besten sichern sich nicht nur den Meistertitel, sondern dürfen die Schweizer Schreinerinnen und Schreiner auch an den World Skills 2024, den Berufs-Weltmeisterschaften, in Lyon repräsentieren.


«Eine Gewaltsleistung»

Jürg Rothenbühler, Geschäftsführer der Rothenbühler AG, ist erfreut, den Anlass in Zollbrück durchführen zu können. «Die Lehrlingsausbildung liegt mir am Herzen. Schweizer Berufsleute gehören dank dem einmaligen dualen Berufssystem zu den besten der Welt; daran müssen wir festhalten. «Im Rahmen des Anlasses möchte er junge Menschen für das Schreinerhandwerk begeistern. Ein Fachkräftemangel sei stark spürbar, besonders bei handwerklichen Berufen. «Die Lernenden sind unsere Zukunft, deshalb unterstütze ich solche Anlässe sehr gern», betont Rothenbühler.

Es selber hätte in einem solchen Wettkampf gar keine Chance, räumt er ein. Das sei eine Gewaltsleistung, welche die jungen, hochtalentierten Leute heute an den Tag gelegt hätten.

21.07.2022 :: Daniel Schweizer (sdl)