Die Frauen-Nati stösst auf Interesse

Die Frauen-Nati stösst auf Interesse
In der Pop-up-Bar Fernweh in der Badi Langnau kann man alle Schweizer Spiele live verfolgen. / Bild: zvg
Fussball: Public Viewings von einer EM oder WM der Frauen? Noch vor wenigen Jahren gab es das kaum, heute schon deutlich öfter. Zum Beispiel in der Badi Langnau.

Früher Samstagabend im Freibad Langnau: Bei schönstem Wetter sitzen zahlreiche Besucherinnen und Besucher zusammen und fiebern beim ersten Spiel des Schweizer Frauen-Natio­nalteams mit. In der Pop-up-Bar Fernweh können sich Gäste verpflegen und alle Spiele der Schweizer Nati und weitere Begegnungen auf zwei Bildschirmen live verfolgen. Betrieben wird die Bar den ganzen Sommer über von Till Brand und Mark Jaksa. Die beiden haben bereits im vergangenen Jahr während der Männer-EM eine Pop-up-Bar im Areal am Ilfiskreisel betrieben. Nach diesem Erfolg haben sie nun beschlossen, in diesem Sommer nebst anderen Events auch wieder ein Public Viewing zu organisieren. Die zwei Kollegen wollen einen Treffpunkt für alle bieten und gleichzeitig das Frauen-Nationalteam unterstützen. Till Brand reiste sogar nach England, um Naticaptain Lia Wälti, mit der er  in Langnau aufgewachsen ist, bei den ersten beiden Spielen vor Ort anzufeuern.


Positive Nachwuchsentwicklung

Seit 2017, als die Schweizer Frauennati letztmals an einer Endrunde teilnehmen konnte, hat der Frauenfussball an Bedeutung gewonnen. Es gibt jetzt mehr Public Viewings, die Medienpräsenz und damit auch die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sind grösser. Auch die Zuschauerzahlen in den Stadien sind gestiegen. Jessica Hofer, Frauenfussballverantwortliche des Oberaargauisch-Emmentalischen Fussballverbands und frühere Nachwuchs-Nationalspielerin, bestätigt die positive Entwicklung. «Trotzdem ist es noch kein Vergleich zu den Männern», sagt sie.

Die Anzahl der lizenzierten Spielerinnen hat in den vergangenen Jahren ebenfalls kontinuierlich zugenommen. Dieser Trend bestätigt sich auch in der Region: Im Emmental spielen immer mehr Mädchen und junge Frauen Fussball. Hofer hofft, dass das so weitergeht, denn für die Weiterentwicklung des Schweizer Frauenfussballs sei die Nachwuchsförderung das wichtigste Element. «Aktuell ist der Sprung in die nächste Auswahlstufe sehr gross.» Unter Zwölfjährige (Kategorie FF12) müssen danach direkt in die FF15, von der U19-Nati geht es theoretisch direkt ins A-Team. Wäre die Zahl der Juniorinnen höher, könnte man mehr Teams bilden und den Nachwuchs noch gezielter fördern. Um junge Mädchen für Fussball zu begeistern, seien auch Vorbilder sehr wichtig, sagt Jessica Hofer. Ein solches Vorbild ist Lia Wälti.


Schweiz unter Zugzwang

Wälti und ihr Team starteten am Samstag mit zwei frühen Toren hervorragend ins Turnier. In der Folge wurden die Gegnerinnen aus Portugal aber immer stärker, das Endergebnis lautete 2:2. Aus Schweizer Sicht eine Enttäuschung. Noch verbleiben aber zwei Gruppenspiele gegen die Top-Teams Schweden (Mittwochabend nach Redaktionsschluss) und Niederlande (Sonntag, 18 Uhr). Um den Viertelfinal zu erreichen, muss die Schweiz zwingend punkten.

Egal ob Sieg oder Niederlage: Till Brand und Mark Jaksa halten der Frauennati die Treue und zeigen die EM-Spiele weiterhin im Langnauer Public Viewing.

14.07.2022 :: Micha Strohl (msz)