Bernhard und Helene Müller führen das Zweiradfachgeschäft, das Arnold Stalder gegründet hatte. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Zollbrück: Fachwissen, handwerkliches Können und vor allem Freude an Zweirädern prägen die Arbeit der B. Müller GmbH. Elemente, welche die Basis des 100-jährigen Bestehens bilden.
«Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Es scheint, als hätte mein Grossvater erst gestern angefangen – und schon können wir unser 100-jähriges Bestehen feiern», sagt Bernhard Müller, Geschäftsinhaber der gleichnamigen Firma an der Langnaustrasse 8 in Zollbrück. In der Werkstatt sind drei Mechaniker und zwei Lehrlinge mit dem Bereitstellen und Reparieren von E-Bikes, Mofas und Roller der Marke Vespa sowie NIU-Elektro-Roller beschäftigt.
Fahrräder in «unerreichter Qualität»
1922 besassen nur wenige Leute ein Telefon. Wer die Nummer 49 wählte, erhielt am andern Ende Antwort von Arnold Stalder. Kaum aus der Rekrutenschule entlassen, wollte Stalder in die Vereinigten Staaten auswandern. Doch die Liebe und auch die Begeisterung für Fahrräder machten ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Statt die Koffer zu packen, gründete der junge Mann eine sogenannte Maschinenhandlung. Triumph- und Condor-Fahrräder «in unerreichter Qualität» – wie Stalder in einem in den Dreissigerjahren erschienenen Inserat bekanntgab – sowie weitere Fahrrad-Produkte standen schon früh in seinem Sortiment.
Der Enkel übernimmt
Die Stalders hatten zwei Töchter. Bernhard Müller, Sohn der Tochter Cornelia, verbrachte jede freie Minute in der Werkstatt des Grossvaters in Zollbrück. «Als mich mein Grossvater fragte, ob ich das Geschäft übernehmen möchte, zögerte ich keinen Moment», erzählt Müller. Der Übernahme-Kickoff fand 1985 statt. In der Folge erweitere der damals 21-jährige Bernhard Müller das Ladenlokal. Dank dem guten nachbarschaftlichen Verhältnis konnte im Jahr 2000 ein Neubau mit vier Arbeitsplätzen, Ausstellungs- und Lagerräumen realisieren werden. Das Piaggio-Center liess sich darin gut integrieren. Seit diesem Zeitpunkt werden auch Lehrlinge ausgebildet.
Veränderte Kundenbedürfnisse
«Velogümmeler», Ausflüglerinnen, Einkaufsbummler, Arbeitspendlerinnen und viele treue Stammkunden gehören zu Müllers Kundenkreis. Die Bedürfnisse haben sich in den 37 Jahren Geschäftstätigkeit geändert. «Während früher einfach ein ‹Drahtesel› gekauft wurde, schaut man heute intensiver auf die gebotenen Leistungen nach dem Verkauf und auf die Nachhaltigkeit», führt Helene Müller aus. Die Reparatur und der Unterhalt der gekauften Zweiräder sind Stärke der Firma. Durch den stetig gewachsenen Autoverkehr hat sich die Mobilität geändert. «Statt zwei Autos in der Garage zu wissen, fokussieren sich die Leute ergänzend zum ersten Auto vermehrt auf E-Bikes und Roller.»
Da sich die Kinder beruflich anders orientiert haben, wird in den nächsten Jahren eine alternative Nachfolgeregelung geprüft. «Dies wird erst mittelfristig der Fall sein, im Moment fühle ich mich noch im Saft», betont Müller.