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Das Pumpwerk Schlossberg liefert künftig Wasser in beide Gemeinden

Das Pumpwerk Schlossberg liefert künftig Wasser in beide Gemeinden
Das Pumpwerk Schlossberg ist für die Wasserversorgung von Rüegsau und künftig auch von Lützelflüh zentral. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Lützelflüh/Rüegsau: Die beiden Gemeinden müssen die Versorgung mit Trinkwasser breiter abstützen. Als Folge davon soll eine gemeinsame Aktiengesellschaft gegründet werden.

Wasser, beziehungsweise die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit dem kostbaren Gut, ist in der Gemeinde Lützelflüh schon länger ein Thema. Das Grundwasserpumpwerk Farbschachen darf aufgrund von Konflikten mit der Schutzzone (zu nahe an Strasse und Gewerbe) nur noch bis 2030 betrieben werden. Der Gemeinderat machte sich auf die Suche nach Alternativen und wurde bei der Wasserversorgungsgenossenschaft (WVG) Rüegsau fündig. Im letzten Herbst wurde die Anschlussleitung ans Grundwasserpumpwerk Schlossberg realisiert. «Gleichzeitig liessen wir das Projekt durch ein zweites Ingenieurbüro prüfen», sagte Beat Zaugg, Gemeinderat in Lützelflüh und Präsident der Arbeitsgruppe, an einem Infoanlass. Es habe sich gezeigt, dass Anpassungen nötig seien. 


Netze miteinander verbinden

«Mit der erstellten Anschlussleitung ist nur ein Wasserbezug von Lützelflüh im Schlossberg möglich», erklärte Beat Zaugg. Ziel sei nun, die beiden Netze zu verbinden, um gegenseitig Wasser liefern zu können. Das überarbeitete Projekt sieht vor, das Pumpwerk Schlossberg, das der WVG Rüegsau gehört, auszubauen und ein neues Stufenpumpwerk im Allmändli zu erstellen. Die Kosten für den gesamten technischen Zusammenschluss inklusive der bereits erstellten Anschlussleitung belaufen sich auf zwei Millionen Franken. «Darin inbegriffen sind auch Sanierungen und Investitionen, die man sowieso tätigen müsste.» Ebenso sei der Rückbau des Pumpwerks Farbschachen eingerechnet, sagte Zaugg. Als Bauherrin tritt die WVG Rüegsau auf. Derzeit läuft das Bewilligungsverfahren. Gebaut werden soll im nächsten Herbst/Winter.


Versorgungssicherheit gewährleisten

Das Projekt steht auch im Zeichen der Versorgungssicherheit. Gemäss Gesetz muss beim Ausfall des wichtigsten Wasserbezugsortes noch mindestens der mittlere Wasserbedarf gedeckt werden können. Nun werden für beide Gemeinden die Voraussetzungen hierfür geschaffen: Fällt Schlossberg aus, liefert Farbschachen und umgekehrt. Doch spätestens nach 2030, wenn das Pumpwerk Farbschachen ausser Betrieb geht, braucht es eine Alternative. Denn dann gibt es für beide Gemeinden nur noch einen Wasserbezugsort: Schlossberg. Möglich sei etwa eine Partnerschaft mit der Wasserversorgung Sumiswald oder mit der Emmental Trinkwasser AG, sagte Sabrina Bahnmüller am Infoabend. Die Fachexpertin beim Amt für Wasser und Abfall vertritt den Kanton Bern in der Arbeitsgruppe. Die nun geplante Verbindung der Leitungsnetze von Rüegsau und Lützelflüh schaffe dazu die nötigen technischen Voraussetzungen. Im Rahmen der Wasserversorgungsstrategie Emmental (siehe Kasten) werde nun abgeklärt, woher das Wasser für die Versorgungssicherheit nach 2030 für die Gemeinden Rüegsau und Lützelflüh kommen könne. «Wir hoffen, bis Ende Jahr erste Ergebnisse zu haben», so Bahnmüller.  


Fusion auf Januar 2024

Die Gemeinde Lützelflüh und die WVG Rüegsau wollen auch organisatorisch eng zusammenarbeiten. «Da zukünftig beide Gemeinden den gleichen Wasserbezugsort haben, ein gemeinsames Netz betreiben und die Versorgungssicherheit gemeinsam gewährleisten, können so Synergien genutzt werden», erklärte Beat Zaugg. Geplant ist, eine Aktiengesellschaft zu gründen. «Wir haben geprüft, wie die beiden Wasserversorgungen dastehen und ob eine Fusion Sinn macht», sagte Hans Grunder, Präsident der WVG Rüegsau und Projektleiter. Es habe sich gezeigt, dass die beiden Organisationen punkto Grösse, finanzielle Mittel und Investitionsbedarf sehr ähnlich seien. Einzig der Grundtarif werde unterschiedlich berechnet, der Preis pro Kubikmeter dagegen sei vergleichbar. «Den neuen Tarif wollen wir so gestalten, dass die Abweichungen für die Nutzerinnen und Nutzer beider Gemeinden möglichst gering ausfallen», versicherte Grunder. Über die Gründung der AG sollen die Gemeindeversammlungen in der ersten Hälfte 2023 befinden. «Unser ambitionierter Zeitplan sieht vor, auf den 1. Janaur 2024 zu starten.»

Emmental: Genug Grundwasser, aber...

Mit der Wasserversorgungsstrategie Emmental mache man eine Auslegeordnung, wie gross der heutige und künftige Wasserbedarf in dieser Region sei, erklärt Sabrina Bahnmüller, Fachexpertin beim kantonalen Amt für Wasser und
Abfall. Ebenfalls werde aufgezeigt, wie man Defizite beheben könnte, etwa indem Wasserfassungen aus- oder neu gebaut würden. Aufgenommen werde auch die Infrastruktur: «Wir schauen zum Beispiel, ob es neue Verbindungsleitungen braucht und die Zahl an Reservoirs durch Zusammenarbeiten reduziert werden könnte», erklärt Bahnmüller. Im Emmental habe es grundsätzlich genug Grundwasser, jedoch sei es nicht einfach, geeignete
Bezugsstandorte zu finden beziehungsweise Schutzzonen auszuscheiden. Dies wegen Nutzungs-
konflikten mit dem Gewerbe, dem Verkehr oder der Landwirtschaft. 

16.06.2022 :: Silvia Wullschläger (sws)