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Der musikalische Dreigänger mundete

Langnau: Das Berner Kammerorchester erfreute bei seinem ersten Auftritt in Langnau unter dem Titel «Dreigänger» das zahlreich erschienene Publikum mit Werken aus der Romantik.

Im Mittelpunkt des Abends stand zweifellos der Solist Simon Bucher, der – begleitet vom 35-köpfigen Orchester – zwei unbekannte, selten gespielte Werke aus dem Flügel der Langnauer Kirche «herauszauberte». Annette Unternährer, die Leiterin der Langnauer Kammermusikabende, erläuterte in ihrer Einführung: «Die zwei Konzertstücke von Felix Mendelssohn und Robert Schumann werden oft unterschätzt, weil sie einfach kürzer sind als ein eigentliches Klavierkonzert.»

Auch Simon Bucher musste die beiden virtuosen Werke von Grund auf lernen, sie waren ihm nicht bekannt gewesen. «Mendelssohns Musik reisst einfach mit, sie hat einen so unglaublichen rhythmischen und harmonischen Sog», gesteht er in einem Interview. «Und Schumann wühlt einen mit seinen Klängen emotional auf wie kein zweiter; das wird fast rauschhaft.» Die Begeisterung und Innigkeit des Solisten war in jeder Note spürbar, und sie wirkte ansteckend auf das Orchester. Da war nichts von gelangweilter Routine zu hören. Die Streicherinnen und Bläser folgten den subtilen Intentionen des Solisten und den Zeichen des Dirigenten Philippe Bach mit grossem Einfühlungsvermögen.


Das musikalische Dessert

Als drittes und längstes Werk des Abends erklang nach der Pause die Serenade Nr. 2 von Johannes Brahms, ein Jugendwerk, das der Komponist aber noch im Alter als eines seiner «schönsten und zärtlichsten Stücke» bezeichnete. Im Orchester dominieren die Bläser, je zwei Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte und Hörner, unterstützt von den tiefen Streicherstimmen, was dem ganzen Werk einen dunklen Nachtcharakter verleiht, aufgehellt allerdings durch die Einsätze des Piccolos im Schlusssatz. Nach diesem musikalischen Dessert verliessen die Zuhörenden aufgeräumt und beglückt die Kirche. «Hoffentlich bleibt es nicht bei diesem einmaligen Auftritt eines Berufsorchesters in Langnau», meinte eine Besucherin. Lassen wir uns überraschen.

19.05.2022 :: Rudolf Trauffer (rtt)