Auch für die Jubiläumsausgabe erhoffen sich die Organisatoren gutes Wetter und viele Zuschauer. / Bild: Olivia Portmann (opk)
Seifenkisten: Am Sonntag findet in Niederhünigen die 20. Ausgabe des Seifenkistenrennens statt. Das hiesige Rennen gilt gleichzeitig als Saisonauftakt für die Verbandsmeisterschaft.
«Die Strecke auf der Holzstrasse bis ins Dorf ist ideal», erklärt Beat Elsener, der Marketing- und Sponsoringverantwortliche des Seifenkistenrennen-OKs. Die Strasse sei mit ihren 980 Metern Länge, den abwechslungsreichen Kurven und dem Gefälle genau das, was der Schweizerische Seifenkistenverband FSSD («Federation Swiss of Speed-Down») gesucht habe. Im Jahr 2003 habe der Verband die Pfadi Konolfingen darauf angesprochen, ob sie nicht ein Seifenkistenrennen organisieren könnte, nachdem ein Verbandsmitglied wohl eher per Zufall über die Holzstrasse nach Niederhünigen gefahren war. So habe sich das Ganze entwickelt, sagt der in Niederhünigen wohnende Elsener.
«Die ersten Jahre hat Michael Weibel alias Miggu das Rennen fast im Alleingang mit der Pfadi Kuonolf und einer Gruppe Interessierter organisiert», erzählt Beat Elsener. «Erst mit den Jahren haben wir gemerkt, dass gewisse Strukturen und die Verteilung der Verantwortung und Ressorts auf mehreren Schultern die Organisation vereinfachen.» Mittlerweile stehe ein ganzes Komitee hinter der Organisation, und jeder Ressortchef könne Jahr für Jahr das Konzept zur Schublade rausnehmen und sich an die Arbeit machen. Unterschätzen dürfe man den Aufwand dennoch nicht.
Zum Jubiläum eine Überraschung
Das Rennen wurde stets durchgeführt, selbst während der Pandemie, als es nur ein interner Anlass mit knapp zehn Fahrern war. Nebst dem OK hilft auch die Gemeinde Niederhünigen und deren Bevölkerung bei der Infrastruktur mit. Und lokale Sponsoren sorgen dafür, dass der Anlass auch finanziell gestemmt werden kann.
Zum 20-Jahr-Jubiläum, das heuer gefeiert wird, hat der Organisator der ersten Stunde – Michael Weibel – sein Amt abgegeben. Neuer OK-Präsident ist der Oberdiessbacher Bernhard Schwab. Er und der Rest des OKs hofft auf gutes Wetter am Sonntag, damit das Jubiläumsrennen in einen würdigen Rahmen stattfinden kann. Über Mittag werde es am Renntag eine kleine Überraschung geben, verspricht Elsener, ohne Genaueres zu verraten. «Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit unseren Mittagsshows. Einmal fuhren die Longboarder die Strecke runter, ein anderes Mal hatten wir die Pfader auf Bobbycars, sodass die Seifenkistenfahrer während des Mittagessens auch noch unterhalten wurden.»
Ein spezieller Status
«Dass der FSSD das Rennen in Niederhünigen jeweils als erstes auf seinem Rennkalender hat, ist für uns von Vorteil», sagt Beat Elsener. «Vor dem ersten Rennen werden die Seifenkisten durch den Verband abgenommen und die Lizenzen vergeben. Das ist natürlich für die ambitionierteren Fahrer ein Anreiz, um nach Niederhünigen zu kommen.» Nebst den etwa 30 lizenzierten Fahrern, die in Materialfragen in den letzten Jahren eine grosse Entwicklung durchgemacht haben, gehen in Niederhünigen auch immer wieder Einheimische an den Start. «Einige Lizenzierte haben mittlerweile Seifenkisten mit individuell auf die Strecke einstellbaren Stossdämpfern und innenbelüfteten Bremsen. Bei den Einheimischen kommen eher selbst gebastelte Seifenkisten zum Zuge», erzählt das Niederhüniger OK-Mitglied. «Leider fehlen uns etwas die originellen, selbst gebastelten Kisten. Ein paar Fahrer und Fahrerinnen sind immer wieder am Start, aber es wäre schön, wenn wir noch ein paar weitere animieren könnten, die Bergfahrt zu wagen», so Elsener. Kapazität für mehr Seifenkistenpiloten hätte das Rennen durchaus. Zu Spitzenzeiten seien bis zu 60 Fahrer und Fahrerinnen angetreten. Anmeldungen sind bis kurz vor Rennbeginn am Sonntag möglich. «Alles, was es braucht, ist eine rollende Kiste mit funktionierender Lenkung, intakten Bremsen, Helm und Handschuhe», so Elsener.
Die Bachmannkurve
Die bisher höchste gemessene Geschwindigkeit am Niederhüniger Seifenkistenrennen waren 80 Kilometer pro Stunde. Die lizenzierten Fahrer erreichen gut und gerne eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern. «Die Strecke ist extrem schnell. Um Tempo rauszunehmen, mussten wir ein paar Schikanen einbauen», sagt Beat Elsener. «Wir haben von Jahr zu Jahr dazugelernt. Mittlerweile haben wir gekennzeichnete Zuschauerzonen, die wir mit einer eigens entwickelten Schutzvorkehrung sichern.» Die Leitplanken bestehen aus Schalungstafeln und Strohballen, eine Erfindung der Pfadi Kuonolf. Auch die sogenannte «Bachmannkurve», wo einst ein Fahrer namens Bachmann in einer zur Seifenkiste umgekehrten Badewanne aus der Strecke geschossen sei, sei mittlerweile speziell gesichert. «Das oberste Ziel aller Beteiligten ist natürlich, einen schönen Renntag ohne Unfall zu erleben», sagt Elsener. Das gelte nicht nur für die Fahrer, sondern auch für die Helfer.
Das OK ist mittlerweile ein eingespieltes Team. «Innert 24 Stunden schaffen wir den Aufbau der Strecke und den Rückbau inklusive der gesamten Festinfrastruktur», sagt Beat Elsener. «In den ersten Jahren waren wir mit dem Rückbau der Strecke jeweils bis Mittwoch dran.» Nun ist am Sonntagabend alles wieder geräumt.