Ab 2023 produziert die Firma Steck Elektroscooter in Bigenthal

Ab 2023 produziert die Firma Steck Elektroscooter in Bigenthal
Dominik Siegenthaler in einem Fahrzeug der Marke «me:go». Ab 2023 werden diese bei der Steck Automobile AG hergestellt. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Bigenthal: Die Steck Automobile AG hat die Elektromobilsparte des deutschen Autozulieferers AIW übernommen. Neu werden die Scooter lokal produziert, was Arbeitsplätze schafft.

Sie tuckern gemütlich mit 20 Kilometern pro Stunde übers Land. Man begegnet ihnen auf Nebenstrassen, Radwegen und Trottoirs. Diese Elektroscooter stammen in den meisten Fällen von einem kleinen Betrieb im Emmental. Die Steck-Automobile AG aus Bigenthal hat seit über 20 Jahren Erfahrung in der Behinderten- und Seniorenmobilität und hat sich als Wiederverkäufer verschiedenster Marken und Modelltypen einen Namen gemacht. 


Es hat gedauert – jetzt kommts gut

Mit der Übernahme der Produkte «me:go» des deutschen Autozulieferers Automotive Interior World aus Markneukirchen/Neuensalz geht die Firma aus Bigenthal neue Wege. «Wir haben bereits seit 15 Jahren mit AIW zusammengearbeitet – jetzt wollen wir selber Hersteller werden», erklärt Geschäftsführer Dominik Siegenthaler. Seit vier Jahren habe er sich mit diesem Vorhaben auseinandergesetzt, unterschiedliche Preisvorstellungen hätten einen Abschluss immer wieder hinausgezögert. «Ab Anfang 2023 ist es aber soweit – dann werden diese Modelle hier im Emmental hergestellt», freut sich Siegenthaler.


Marktnische mit globalem Potential

«Mit dieser Übernahme positionieren wir uns strategisch entscheidend in einem Nischenmarkt mit viel Wachstumspotential», analysiert Siegenthaler. Aber unbedarft überstürzen wolle er nichts, sondern erst das Inlandgeschäft weiter ausbauen. «Wir wollen behutsam wachsen». Mittelfristig ergebe sich jedoch Potenzial für eine Expansion ins Ausland. Neue Absatzmärkte sehe er künftig insbesondere in Skandinavien, aber auch in den USA, in Australien und Neuseeland, wo bereits Händler vor Ort seien. 

Mit dem nun erfolgten Schritt könnten sie die Fahrzeuge künftig selber modifizieren und weiterentwickeln, erklärt Siegenthaler. Dies erlaube es ihnen, noch stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Kundschaft eingehen zu können. Die Fahrzeuge würden geliefert und auch vor Ort gewartet und repariert; für Siegenthaler wichtige Erfolgsfaktoren im Geschäft. 


Neue Arbeitsplätze fürs Emmental

Für ihn als Unternehmer genüge es nicht, Arbeitsplätze zu erhalten. Mit der Übernahme könnten neue Stellen geschaffen werden. So sollen bis Ende des Jahres zusätzliche Stellen im Bereich Montage, Verkauf und Logistik besetzt werden, führt Siegenthaler aus. Neubauten oder gar ein neuer Standort seien aber noch kein Thema. Sie seien in der glücklichen Lage, in Enggistein über eine Lagerhalle zu verfügen und in Bigenthal Räume für die Produktion mieten zu können. Damit seien sie für die erste Phase gut aufgestellt.


Kalkuliertes Risiko

«Natürlich hätten wir uns für diese Übernahme optimalere geopolitische Rahmenbedingungen gewünscht», kommt Siegenthaler auf die aktuelle Wirtschaftslage zu sprechen. Für ein kleines KMU, das nächstes Jahr sein 120-Jahre-Jubiläum feiern wird, seien die Folgen von Corona sowie der Krieg in Europa selbstredend ein suboptimaler Zeitpunkt, um einen so grossen Schritt zu realisieren. Glücklicherweise stammten die Zulieferer alle aus Europa, so dass die sattsam bekannten Lieferkettenprobleme in der produzierenden Industrie für sein Unternehmen weniger ins Gewicht fielen. «Und überhaupt bin ich ein Optimist, der etwas wagen will. Aber wir planen mit kalkulierbarem Risiko – so, wie es sich für einen bodenständigen Emmentaler gehört», schliesst Siegenthaler.

28.04.2022 :: Daniel Schweizer (sdl)