Das wilde Emmental im Kino

Das wilde Emmental im Kino
Der Film «Frey» handelt im wilden Emmental des 19. Jahrhunderts. An der inoffiziellen Premiere stiess er auf reges Interesse. / Bild: zvg
Bern/Röthenbach: Der Kurzfilm «Frey», der im Sommer 2021 in Röthenbach gedreht wurde, war erstmals im Kino zu sehen. Die Geschichte ist brutal, düster und packend.

Christof Hofer, der Regisseur und Autor der Filmstory, zeigte sich bei der inoffiziellen Premiere im Kino Rex Bern äusserst zufrieden, das Resultat jahrelanger Arbeit präsentieren zu können. Der halbstündige Kurzfilm sei quasi ein «Müsterli», sagt er, ein Leistungsausweis. Er soll nun an Kurzfilmfestivals im In- und Ausland vorgeführt werden und dafür sorgen, dass Geldgeber für ein erstes, richtiges Filmprojekt gefunden werden.


Zum Filmgeschehen

Die Filmgeschehen ist düster. Alte Fotos in Sepia-Tönen, begleitet von unheilverkündender Filmmusik, stimmen auf die Handlung ein. Im ausgehenden 19. Jahrhundert herrschten im Emmental, ähnlich wie im «Wilden Westen» Amerikas, Verhältnisse, wo Siedler auf sich selbst gestellt in abgeschiedener Landschaft hart ums Überleben kämpften. Grenzenlose Armut und ein junger, gerade erst durch einen Bürgerkrieg geeinter Bundesstaat, in dem ein soziales Netzwerk fehlte, machten das Verdingkinder-Elend möglich. In «Frey» nimmt eine davon betroffene, junge Frau grausam Rache.

Frey ist der Name einer auseinander gerissenen Familie, deren Kinder an einer Versteigerung dem Meistbietenden überlassen werden. Wie es ihnen da geht, kümmert den beteiligten Pfarrer offenbar nicht. Darum sieht man ihn im Film als erstes Mordopfer in der Stube des Sahlenweidli liegen.


Lust auf mehr

Dass die verschüchterte Magd sich als mordende Rächerin herausstellt, hätten ihr weder die beiden herbei geeilten «Tschugger» noch die Zuschauer zugetraut. Wer weiss, was ihr im Leben widerfahren sein muss! Sie aber gürtet sich mit dem Revolverhalfter, nimmt den Hut und reitet dem «Jura libre» entgegen. Gerne hätte man erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Doch dazu ist ein Kurzfilm zu kurz. Es ist einfach eine Momentaufnahme, ein kurzer Blick in ungute alte Zeiten.

Er widme den Film allen Verdingkindern und denen, die dafür kämpften, die administrative Versorgung abzuschaffen, sagt Christof Hofer.

28.04.2022 :: Gertrud Lehmann (glh)