Hier soll die Wohnüberbauung entstehen. Das Land der Kirchgemeinde befindet sich hinten, bei den Obstbäumen. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Grosshöchstetten: Die Kirchgemeinde möchte ihre Parzelle auf der Bühlmatte verkaufen, die
Gelegenheit sei günstig. Eine IG will dies verhindern, die Matte solle auf sicher grün bleiben.
Die Bühlmatte – zwischen Kirche, Gemeindehaus und dem Gebäude der Swiss Bankers gelegen – heisst nicht nur so, sondern ist tatsächlich eine Wiese mit saftig grünem Gras. Knapp drei Viertel der rund 9000 Quadratmeter grossen Fläche sind Bauland und gehören zur Zone mit Planungspflicht «ZPP B Bühlmatte». Diese wurde 2005 an der Urne genehmigt. Der Rest des Areals ist im Besitz der Einwohnergemeinde Grosshöchstetten und ist als Zone für öffentliche Nutzung (ZöN) deklariert. Dort befindet sich ein Spielplatz.
Die Halter AG will nun auf der Parzelle der Swiss Bankers (4400 Quadratmeter) und der Kirchgemeinde (2200 Quadratmeter) eine Wohnüberbauung realisieren. Der Landverkauf der Kirchgemeinde ist umstritten. Eine Interessengemeinschaft (IG) wehrt sich dagegen. An der Versammlung der Kirchgemeinde vom letzten November wurde das Geschäft zurückgewiesen und ein Antrag als erheblich erklärt, der den Verkauf der Parzelle für fünf Jahre verbieten will. Nun nimmt der Kirchgemeinderat an der Versammlung vom 16. Mai einen neuen Anlauf.
«Jetzt ist der ideale Zeitpunkt»
«Der Zeitpunkt und die Bedingungen für den Verkauf sind ideal. Wir selber haben keinen Bedarf, zu bauen», sagt Sonja Ryser, Präsidentin der Kirchgemeinde Grosshöchstetten. Die Parzelle sei mit Auflagen der Denkmalpflege belegt, wonach die freie Sicht auf die Kirche gewährt werden müsse. Das sei faktisch ein Bauverbot. «Wenn wir das Land nicht jetzt verkaufen können, als Teil eines Gesamtprojekts, wird das später kaum mehr möglich sein», ist Ryser überzeugt. Die Halter AG werde ihr Projekt auch realisieren, wenn der Verkauf abgelehnt werde, dann einfach nur auf dem unteren, grösseren Teil der ZPP Bühlmatte. Das Land der Kirchgemeinde werde so an Wert verlieren, vielleicht sogar ausgezont.
Der heute mögliche Erlös lasse sich zu einem späteren Zeitpunkt kaum mehr realisieren, betont Sonja Ryser. Das Grundstück der Kirchgemeinde soll für mindestens 527´000 Franken an die Halter AG gehen. Mit dem Geld wolle man insbesondere Hypothekarschulden zurückzahlen. «Unser Finanzplan ist nach den Investitionen der letzten Jahre in Kirche, Pavillon und Pfarrhaus nicht gerade rosig.» Wie im Antrag des Kirchgemeinderats steht, bleibt die Parzelle «weitestgehend unbebaut». Sie diene als Grünfläche für die Siedlung und bleibe der Öffentlichkeit zugänglich, ergänzt Sonja Ryser. Das werde vertraglich so festgehalten. Der Verkauf komme im Übrigen nur zustande, wenn das Projekt realisiert werde.
«Vertrag bietet keine Garantie»
Die Argumente des Kirchgemeinderats verfangen bei Rolf Bühler nicht. Die Parzelle müsse grün bleiben, betont der Sprecher der IG «Bewahrung Bühlmatte, Parzelle 12». Und auf sicher grün bleibe sie nur, wenn sie nicht verkauft werde. Eine entsprechende Klausel im Vertrag dagegen garantiere dies nicht, zumal der Versammlung kein konkretes Projekt vorgelegt werde. «Ich traue der Halter AG nicht», gibt Bühler unumwunden zu, «nicht weil sie unredlich ist, sondern weil sie nach marktwirtschaftlichen Kriterien arbeitet. Sie will den höchstmöglichen Profit erwirtschaften, sprich, möglichst viel überbauen.» Der Sprecher der IG nennt noch «einen positiven Nebeneffekt», wenn der Verkauf scheitere: Dann könne die Halter AG auf der unteren Parzelle weniger bauen, weil sie die Grünfläche dort integrieren müsse.
Und was ist mit der Verdichtung nach innen, wie es die ZPP vorsieht? «Aus unserer Sicht heisst das nicht, dass man jede grüne Matte im Zentrum zubetonieren muss. Vielmehr kann man bestehende Liegenschaften ausbauen und besser nutzen», sagt Rolf Bühler.
Dass das Land, sollte es nicht jetzt verkauft werden, an Wert verliert, glaubt er nicht. «Wer weiss schon, was in 20 oder 40 Jahren ist? Vielleicht steigt der Wert sogar.» Ohne Not das Tafelsilber zu verscherbeln, sei schade. Zumal der ausgehandelte Preis zu tief sei. Dieser müsse mindestens doppelt so hoch sein.